Kinder von heute sind die Tierschützer von morgen. Das ist das Motto von Ingolf, Michael und Sascha Winter. Deren langjähriges karitatives Engagement umfasst Tierschutz, Hilfe für notleidende Kinder, aber auch deren Sensibilisierung für die Umwelt.
Ihnen liegen die proWIN-Stiftungen am Herzen, welchen Einfluss hat Ihr Engagement auf die Wahrnehmung von proWIN?
IW: Der Charity-Gedanke war bei meiner Frau und mir schon immer präsent. So haben wir auch unsere Söhne erzogen: Umso mehr Erfolg wir haben, desto mehr können wir auch davon geben, das ist unsere soziale Verantwortung. Früher haben wir Geld an Stiftungen überwiesen, heute haben wir unsere eigenen Projekte, die wir unterstützen. Damit ist es uns gelungen, auch unsere Vertriebspartner zu involvieren: Je mehr zum Beispiel verkauft wird, desto mehr wird gespendet. Das schafft Zusammenhalt und Identifikation.
SW: Es ist Imagepflege, und zugleich geben wir der Region, in der wir leben und unser Unternehmen gewachsen ist, wieder etwas zurück. Das Saarland ist das Land der Vereine, dementsprechend wird man nun sicher auch öfter angesprochen. Man kann nicht überall helfen, aber es ist unser Weg, der Gesellschaft auch wieder etwas zurückzugeben: lokalen Unternehmen, die unsere Logistik übernehmen und unsere Gebäude bauen; Vereinen, die proWIN positiv in Erinnerung behalten und positive Multiplikatoren sind; Projekten, die uns wichtig sind. Deswegen spenden wir nicht an große Organisationen wie Unesco oder Greenpeace, sondern suchen uns unsere Projekte selbst aus. Es ist häufig nachhaltiger, 100 Menschen mit 1.000 Euro zu helfen, als einer Organisation mit 100.000 – zum Beispiel ein Auto behindertengerecht umzubauen oder einer Familie zu helfen, deren Haus abgebrannt ist. Dies sind aber Beispiele für Projekte, über die wir normalerweise nicht sprechen. Ich will nicht mit dem Scheck neben einem Kind im Rollstuhl stehen und für die Zeitung abgelichtet werden, damit der Ruf der Firma davon profitiert. Das wollen wir nicht, das ist nicht unsere Ethik.
IW: Das ist befriedigender und macht mehr Spaß, direkt zu sehen, was die Unterstützung bewirkt hat. Viele Unternehmer fragen uns, warum wir das überhaupt alles machen, warum wir das Geld nicht ins Firmenwachstum stecken. Ganz einfach: Es schafft ein positives Umfeld, das uns alle trägt.
Ihr Engagement umfasst ein weites Spektrum, von der Kinderstiftung bis hin zu Hilfen für Weiße Haie. Wie kommt dieses recht breite Spektrum zustande?
IW: Die Kinderstiftung haben wir 2010 gegründet. Anfang der 90er-Jahre haben wir Kinderdörfer in Peru unterstützt, Krankenhausbauten in Togo unterstützt. Nun haben wir ein Grundstück in Kenia gekauft und wollen dort eine Schule bauen, wo ökologisches Bewusstsein geschult wird. So verbinden wir beide Stiftungen. Die Naturstiftung ist entstanden, als Michael und ich das erste Mal mit Weißen Haien getaucht sind. Das war ein schöner Natururlaub in Costa Rica. Dort haben wir Haiforscher Erich Ritter zum ersten Mal getroffen und gesehen, dass wir mit ein paar Tausend Euro schon viel Gutes bewirken können. Vor fünf Jahren waren wir in Kenia, haben dort drei Kinder-Waisenheime unterstützt und gleichzeitig eine Aufzuchtstation für weiße Elefanten besucht, deren Mütter getötet worden waren. Dort werden die jungen Elefanten wieder ausgewildert. Wir waren dort, als es passiert ist: Eine wilde Elefantenherde kam aus dem Busch auf die Station zu. Ich dachte zuerst, hoffentlich geht das gut. Aber dann haben die Wärter gesagt, es sei alles gut: Die weiblichen Elefanten wollten ihnen nur ihre Babys zeigen. Diese Elefanten haben immer noch so eine tiefe Verbundenheit mit den Wärtern der Station, dass sie immer wieder vorbeischauen.
MW: Die Kinder von heute sind die Tierschützer von morgen: Wenn Kinder lernen, dass sie die Tiere zum Beispiel nicht wegen des teuren Elfenbeins töten sollten, sondern sie schützen, ist das nachhaltig für das Ökosystem wie für den Tourismus. Es ist aber so: Man sieht überall potenzielle Projekte, und meist hängt es an 20.000 Euro, dass sie erfolgreich sind. Es gibt in diesen Bereichen viele Persönlichkeiten, die etwas Gutes tun wollen, aber nicht den nötigen finanziellen Hintergrund dafür haben. Sie kommen mit uns ins Gespräch, in erster Linie nicht, weil sie Geld von uns wollen, sondern weil sie über ihr Projekt reden möchten. Das ist wichtig, gerade für Tiere wie die Weißen Haie ist es schwierig, eine Lobby zu finden. Dabei sind sie immens wichtig für das Funktionieren eines Ökosystems. Dabei wollen wir kein Mitleid erregen, sondern die Schönheit unserer Natur zeigen und Menschen dazu anregen, zu sagen, ja, das ist schützenswert schön.
SW: Wir engagieren uns aber auch im Land, haben mit das Siegel „Schule der Nachhaltigkeit" mitentwickelt. Das Konzept fußt auf dem Herzstück der Agenda 2030 der Vereinten Nationen, den insgesamt 17 Zielen für nachhaltige Entwicklung und wurde in Zusammenarbeit der beiden Ministerien, dem Zentrum BNE (Bildung für Nachhaltige Entwicklung) des Landesinstituts für Pädagogik und Medien, der proWIN pro nature Stiftung, der Naturschutzjugend im Naturschutzbund Saarland (NAJU) und dem Netzwerk Entwicklungspolitik im Saarland (NES) erarbeitet.
Die aktuelle Mehrwertsteuerermäßigung stecken Sie nicht ins Unternehmen, sondern in die Stiftungsarbeit. Welche Projekte werden damit unterstützt?
MW: Wir haben zum Beispiel einen Bienenwagen bauen lassen, in dem sechs Bienenvölker leben. Hier arbeiten wir mit Imkern und Verbänden zusammen, die uns mitteilen können, wenn zum Beispiel Streuobstwiesen nicht mehr natürlich bestäubt werden. Hier kann der Bienenwagen zum Einsatz kommen. Die Bienen können dann dort ihrem Werk nachgehen, während Schulklassen aus der Umgebung vorbeikommen und sich das in natura ansehen können. Mittlerweile haben wir auch über die Grenzen des Saarlandes hinaus viele Anfragen dazu. Deshalb haben wir uns entschlossen, mithilfe dieses Steuervorteils unter anderem 20 bis 25 Bienenwagen pro Jahr bauen zu lassen, die deutschlandweit aufgestellt werden können. Nur eins von mehreren Einsatzbeispielen, denn der Mehrwertsteuervorteil wird verschiedenen gemeinnützigen Projekten zu Gute kommen.