Mitte Oktober startet der 1. BC Bischmisheim in die neue Saison der Badminton-Bundesliga. Die Vorbereitung verlief trotz Corona-Einschränkungen „hervorragend", wie Vereinschef Frank Liedke wissen lässt. Trotzdem: Die Ungewissheit, auch über die Zukunft des Vereins, spielt mit.
Seine Enttäuschung über die Entscheidung des Deutschen Badminton Verbands, 2020 keinen Deutschen Meister zu benennen, hat Frank Liedke sehr früh und sehr deutlich zum Ausdruck gebracht. „Dazu stehe ich auch heute noch", sagt der Vorsitzende des Badminton-Bundesligisten und Serienmeisters 1. BC Bischmisheim. Hintergrund war der Saison-Abbruch als Folge der Corona-Pandemie. Am Sonntag, 18. Oktober, startet der BCB mit einem Heimspiel gegen den 1. BC Beuel in die neue Saison. Das Spiel wird vor maximal 250 Zuschauern in der Joachim-Deckarm-Halle ausgetragen. Sofern die Corona-Entwicklung nicht wieder dazwischenfunkt.
„Bisher sind wir relativ glimpflich durch die Corona-Zeit gekommen, sie ist aber auch noch nicht vorbei", sagt Liedke und ergänzt: „Natürlich mussten auch wir Einbußen beim Sponsoring hinnehmen. Es ist ja auch klar, dass die Sponsoren in dieser Zeit andere Prioritäten haben und in erster Linie zusehen müssen, dass sie ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter halten können."
Seine Mitarbeiter, also die Spielerinnen und Spieler, konnte der Verein über die Zwangspause hinweg halten und damit die anstehende Saison rechtzeitig vor dem ersten Spiel planen. Zur Planung gehörte auch das Erstellen eines tragfähigen Hygienekonzeptes für die Joachim-Deckarm-Halle, mit dem Liedke sehr zufrieden ist. Demnach dürfen bis zu 250 Zuschauer die Heimspiele des BCB vor Ort verfolgen. Der Spielplan passt auch, die eigenen Mannschaften in der 2. Bundesliga und der Regionalliga kommen den Profis terminlich nicht ins Gehege.
„Natürlich bereitet uns die nun wieder steigende Zahl an Corona-Fällen Sorge, weil wir nicht wissen, ob neue Regeln vonseiten des Gesetzgebers kommen werden oder ob wir wie geplant in die Saison starten können", gibt Liedke zu, stellt aber auch klar: „Im schlimmsten Fall müssten wir ohne Publikum spielen. Das würde uns wehtun, weil die Einnahmen fehlen würden, aber wir wollen diese Saison unbedingt spielen und auch erfolgreich sein." Was das beim Serienmeister der vergangenen Jahre bedeutet, ist klar: „Wir wollen die Play-offs erreichen, sofern es diese geben wird, und natürlich ein Wörtchen bei der Titelvergabe mitreden", betont Liedke, obwohl er weiß, „dass sich andere Vereine ganz schön aufgerüstet haben. Es wird mit Sicherheit kein Durchmarsch wie in früheren Tagen." Hinzu komme die Ungewissheit mit Blick auf die Qualifikationsturniere für die Teilnahme an den Olympischen Spielen in Tokio 2021. Noch kann keiner sagen, wann die BCB-Topathleten mit Olympia-Chancen wie Marvin Seidel oder Isabel Herttrich an internationalen Turnieren teilnehmen und wann sie für die Bundesliga zur Verfügung stehen. „Weil wir nicht wissen, wann die Spieler und Spielerinnen greifbar sind, mussten wir den breiten Kader beibehalten", erklärt Liedke und nennt beispielhaft für die unvorhersehbare Terminplanung die Absagen der Topturniere Thomas and Uber Cup in Dänemark und die Paris Open in Frankreich. Stand jetzt bleiben lediglich die Dänemark Open und die eigenen Saarlorlux Open in Saarbrücken als Top-Events übrig.
„Das sind keine guten Signale für den Sport und auch nicht für die Planer und Organisatoren. Würden die Saarlorlux Open ausfallen, wäre das der Todesstoß für den BCB. Das könnten wir wegen der vielen Vorab-Investitionen finanziell einfach nicht verkraften", sagt Liedke: „Wir bewegen uns also auf dünnem Eis. Es kann je nach Verlauf durchaus sein, dass die Bundesliga nach dem dritten Spieltag wieder unter- oder gar abgebrochen wird. Aber andererseits können wir ja den Sport nicht wieder komplett einstellen." Das gelte für alle Vereine, die im überregionalen Spielbetrieb unterwegs sind. „Es bleibt eine ganz gefährliche Sache. Damit muss man leben."
Mit einem guten Team in die Saison
Bisher gab es im Verein keinen Corona-Fall. Auch, weil die Trainingspläne stets den jeweils geltenden Regelungen zum Infektionsschutz angepasst wurden. Der Fokus lag lange auf Fitness, Ausdauer und Athletiktraining. Dank der einzigartigen Voraussetzungen am Olympiastützpunkt an der Hermann-Neuberger-Sportschule in Saarbrücken mit eigenen Hallen-Trainingsplätzen konnten die Saarländer die geltenden Abstands- und Hygienevorgaben problemlos umsetzen und sich aus sportlicher Sicht „hervorragend" auf die neue Saison vorbereiten, wie Liedke versichert: „Es macht keinen Sinn, nur zu jammern. Man muss Lösungen suchen, ohne dass eine gesundheitliche Gefährdung besteht. Diese soziale Verpflichtung haben wir gegenüber unseren Spielerinnen und Spielern." Davon, dass diese sich beim BCB wohlfühlen, konnten sich die Verantwortlichen insbesondere im Rahmen eines stimmungsvollen Foto-Shootings auf dem Golfplatz in Saargemünd überzeugen. „Wir haben immer schon darauf geachtet, dass wir Athletinnen und Athleten zusammenführen, die auch menschlich miteinander klarkommen und einen gewissen Mannschaftsgeist leben", sagt Liedke und ergänzt: „Bisher hatten wir hier auch immer ein gutes Händchen."
Eben weil das bisher nahezu reibungslos geklappt hat, ist man beim BCB sehr zuversichtlich: „Wir werden mit einem guten Team an den Start gehen und gehen mit großer Hoffnung in die Saison", kündigt Liedke an. Bis auf Luka Wraber, der sich kurzfristig einer Schulter-Operation unterziehen musste und erst wieder in der Rückrunde zur Verfügung stehen wird, sind alle zum Saisonstart an Bord. Auch Fabian Roth, der nach rund zwei Leidensjahren sein Comeback geben wird. „Auf ihn haben wir lange gebaut und gewartet. Mit ihm sind wir noch einmal stabiler aufgestellt", weiß Liedke, der sich auch über den einzigen echten Neuzugang freut, Dameneinzel-Spezialistin Priskila Siahaya: „Sie gehört zu den Top Drei der Liga", ist der Vereinschef überzeugt.
Siahaya wurde quasi nachträglich als Ersatz für Luise Heim verpflichtet, die mit ihrem plötzlichen Karriereende 2019 eine Lücke hinterlassen hatte. „Zusätzlich haben wir natürlich immer noch ein, zwei junge Talente im Zweitliga-Team in der Hinterhand, die perspektivisch aufrücken und die Mannschaft verjüngen werden", schiebt Liedke nach.