Die Komödie „Eine Frau mit berauschenden Talenten" erzählt von einer Dolmetscherin, die im Nu zur erfolgreichen Hasch-Verkäuferin wird.
Sie gehört zu den großen Damen des französischen Films: Seit den 1970er-Jahren steht Isabelle Huppert vor der Kamera und verkörpert immer wieder tiefgründige Charaktere. In „Die Klavierspielerin" (2001) spielte sie eine von ihrer Mutter unterdrückte Musikerin; in „Biester" (1995) wurde sie zur gefühlslosen Mörderin und in dem oscarnominierten Erotikdrama „Elle" (2016) schlüpfte Huppert in den Charakter einer Frau, die mit ihrem Vergewaltiger eine gefährliche Beziehung eingeht. Hupperts neuer Film ist „Eine Frau mit berauschenden Talenten". Die Komödie ist flott und unterhaltsam, klagt aber auch die Versäumnisse der französischen Politik an.
Die Geschichte: Patience (Isabelle Huppert) ist eine französisch-arabische Gerichtsdolmetscherin beim Drogendezernat und spezialisiert auf das Abhören von Telefonaten der Drogenszene. Bei diesem mäßig bezahlten Job ist das Geld knapp, was ein Problem ist, denn Patience muss die Unterbringungskosten für das kostspielige Pflegeheim ihrer Mutter bezahlen. Bald kann sie die Rechnungen nicht mehr begleichen, woraufhin die Einrichtung droht, die alte Dame auszuquartieren.
Braucht Geld fürs Pflegeheim
Da bekommt die Übersetzerin am Arbeitsplatz mit, dass die Polizei einer Dealerbande auf der Spur ist. Brisant: die Mutter von einem der jungen Dealer ist die Pflegerin ihrer Mutter im Heim. Patience schafft es, die Beschlagnahmung der Drogen zu sabotieren und so die Pflege ihre Mutter noch eine Weile zu gewährleisten. Patience macht sich dann selbst auf die Suche nach dem Stoff und wird fündig. Fortan macht sie Karriere im Pariser Drogenmarkt. Um nicht erkannt zu werden, verwandelt sie sich in eine muslimische Frau im Hidschab. Dass eine Frau den Drogenmarkt der Gegend aufmischt, merkt auch bald die Polizei. Der Leiter des Dezernats, Philippe (Hippolyte Girardot), ist sogar ein Verehrer von Patience und vermutet bald, wer die neue Drogenchefin sein könnte. Derweil rücken auch die Dealer immer näher, um von Patience ihre Ware zurückzubekommen.
Dass unbedarfte Bürger unvermittelt ihre Haushaltskasse mit dem Verkauf von Rauschmitteln aufbessern, ist im Kino nichts Neues. Ähnliche Karrieren wie Patience machten auch ein biederer Lehrer in der US-Serie „Breaking Bad" und eine verschrobene Rentnerin in „Paulette" (2012). Dass Isabelle Huppert aber als Patience eines ihrer seltenen Komödien-Gastspiele gibt, ist besonders sehenswert und unterhaltsam. Nachdem der Film anfangs seine dramatischen Elemente in den Vordergrund rückt (Patience droht der finanzielle Kollaps, pflegt ihre kranke Mutter und ist von ihrem Job frustriert), kommen die komödiantischen Aspekte in Fahrt, als Patience die Polizei ebenso wie die Drogendealer geschickt in die Irre leitet. Aber Regisseur Jean-Paul Salomé packt in seiner Story auch aktuelle Konflikte an – Frankreichs schwankendes Gesundheitssystem etwa ebenso wie steigende Preise und die in einer rechtsfreien Welt lebende ausländische Bevölkerung. Dafür greift Salomé etwas zu tief in die Klischeekiste. Da sind die Dealer übergewichtige, einfältige Barträger aus den Maghreb-Staaten, während die chinesische Nachbarin Schwarzgeld wäscht und sich ihre Familienfeier auch nicht durch eine Schießerei vermiesen lässt.
Erst Drama, dann Komödie
Isabelle Huppert jedoch scheint zu genießen, mal wieder eine etwas leichtere Rolle zu spielen statt wie so oft in ihrer langen Karriere jene Frauen darzustellen, die am Leben endgültig scheitern. Die 67-Jährige macht eine gute Figur als Patience, die ihrem Leben eine neue Richtung verleiht und zum Schluss als Siegerin vom Platz geht. „Eine Frau mit berauschenden Talenten" macht Spaß und lässt auch einen Blick auf die etwas wankende französische Gesellschaft zu.