Nachhaltig zu handeln ist für Uwe Kuntz, Vorstandsmitglied der Sparkasse Saarbrücken, nicht nur berufliche Motivation, sondern auch privat wichtig. Im Verein Be Your Own Hero engagiert er sich für die Afrikaprojekte, die zu außergewöhnlichen „Saarlandprojekten" geworden sind.
Alles begann mit der Freundschaft zu Joachim Franz. Dieser hielt 2006 in der Sparkasse Saarbrücken einen Vortrag. Joachim Franz ist Extremsportler, Aidsaktivist, Top Speaker, Motivator und Vorsitzender des Vereins Be Your Own Hero in Wolfsburg.
Im Vortrag ging es um die Lebensgeschichte von Joachim Franz, der als gut versorgter Mitarbeiter bei VW mit Ende 30 und 135 Kilogramm Gewicht sich kaum bewegen konnte und dann zum Extremsport kam.
In seiner Geschichte geht es jedoch nicht um Abnehmen und Sport, sondern um intrinsische Motivation. Seine spektakulären sportlichen Aktionen und Expeditionen sind immer mit sozialen Projekten verbunden.
„Wir haben die Pflicht hinzuschauen"
Er sei gerade in Gründung eines Vereins: „Sei dein eigener Held", auf Englisch „Be Your Own Hero", um mit möglichst vielen Unterstützern soziale Projekte zu fördern und zu initiieren, erzählte er Uwe Kuntz damals. So entstand nicht nur eine Freundschaft, sondern Joachim Franz gewann auch ein aktives Mitglied und einen leidenschaftlichen Mitstreiter für die Vereinsziele. Zudem einen Begleiter bei einer Tour zwischen Kenia und Äthiopien. Gemeinsam waren sie auch mit weiteren saarländischen Freunden vor über zehn Jahren unterwegs zum Gipfel des Kilimandscharos. Über die Erlebnisse bei dieser Bergtour veröffentlichten Uwe Kuntz und Joachim Franz das Buch „Das Hannibal-Prinzip".
Nachdem Uwe Kuntz zunächst im Vorstand des Vereins tätig war, dies jedoch durch die Entfernung nach Wolfsburg erschwert war, ist er seit mehreren Jahren Vorsitzender des Kuratoriums. Inzwischen ist dieses Kuratorium um einige saarländische Persönlichkeiten aus der Wirtschaft angewachsen, die er für die Projekte begeistern konnte.
Als stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Saarbrücken und Vorsitzender des Wirtschaftsclubs Saar-Pfalz-Moselle verfügt Uwe Kuntz über ein ausgezeichnetes Netzwerk.
„Ich bin nur der Promoter", beschreibt er seine Aktivitäten und nennt eine Zahl von einer halben bis zu einer Millionen Euro, die inzwischen in die „saarländischen" Projekte eingeflossen sind.
Südafrika ist seine Leidenschaft. Seit 20 Jahren bereist er den afrikanischen Kontinent. Aber er ist dort nicht nur als Tourist unterwegs. „Wenn Sie einmal in Afrika gewesen sind, in den sozialen Brennpunkten dort, versteht man, warum man unterstützen muss! Als Gewinner der Globalisierung dieser Welt ist das unsere Verantwortung. Außerdem sind wir alle Afrikaner."
Wenn Uwe Kuntz über Afrika spricht, wird deutlich, wie er es geschafft hat, andere mit seiner Begeisterung mitzunehmen. Er organisierte kleine und größere Veranstaltungen, und nach jeder Veranstaltung gab es mehr Unterstützer, die inzwischen einen großen Beitrag der Finanzierungen des Vereins leisten. Zum aktuellen Südafrikaprojekt, der Renovierung und dem Ausbau einer unter Denkmalschutz stehenden Schule, die als Reichenau Mission im 18. Jahrhundert von Missionaren der Insel Reichenau gegründet wurde, hat beispielsweise „ein saarländischer Sponsor komplett die Sanitäranlagen bezahlt". Eine Mühle, ein landwirtschaftlicher Betrieb mit viel landwirtschaftlicher Fläche und eine gut erhaltene Kirche sind bei dieser Schule mit eingebunden, berichtet Uwe Kuntz. Bisher kamen dort 120 bis 140 Kinder unter, heute können 600 Schüler die Schule besuchen.
Der Verein Be Your Own Hero (BYOH) unterstützte zu Beginn viele Projekte in sechs bis acht verschiedenen Ländern. „Meine Grundmotivation ist Nachhaltigkeit, auch als Manager, der wirtschaftliche Ziele verfolgt. Es bedarf der Balance zwischen wirtschaftlicher und sozialer Verantwortung sowie dem ökologischen Ressourcenschutz." Uwe Kuntz weist auf die extremen sozialen Ungleichgewichte hin. „Wir haben die Pflicht, hinzuschauen und über die Möglichkeiten von NGOs und auch außerhalb eines Staatssystems den Menschen direkt zu helfen."
„Ich kenne die Armut von Südafrika aus den Townships. 50.000 Euro sind dort in Minuten weg. Also sagte ich: Lass uns auf ein Land, eine Region, eine Lokalität konzentrieren." Mit Joachim Franz war Uwe Kuntz in der Region Underberg. Dort existiert ein Heim für Waisen: Clouds of Hope. Sponsoren aus Südafrika und Kanada förderten das Heim. Die Region Kwa Sani mit dem Ort Underberg liegt am Fuße der Drakensberge. Hier gibt es keine Industrie, nur Farmen, Kleinbetriebe und in geringem Maße auch Tourismus. Und 50 Prozent Arbeitslosigkeit. Im Vorstand des Vereins entstand eine Vision und die daraus entstandene Mission: „Wir schenken einer Region die Zukunft ihrer Kinder!"
Auch ein Heim für junge Erwachsene
Das BYOH-Engagement konzentrierte sich nun auf die Region Underberg, das Waisenhaus als Zuhause für die vielen Aids-Waisen der Region, Schulbildung und Sport. Organisiert ist das Heim wie ein SOS-Kinderdorf mit einer Kindermutter für acht bis zehn Kinder, die selbst Mutter aus den Townships ist. Die Kinder sind in Clouds of Hope bis zu ihrem 18. Lebensjahr gut versorgt.
Ein sehr tragisches Ereignis war die Initialzündung für das Saarlandprojekt.
Uwe Kuntz war gemeinsam mit Joachim Franz in Äthiopien. Joachim Franz berichtete ihm von zwei Mädchen aus Underberg. Diese mussten mit 18 Jahren aus dem Heim. Sie töteten sich, weil es keine Perspektive für ihr weiteres Leben gab. „Wie können wir so etwas verhindern? – Wir gründen ein Haus für diese jungen Erwachsenen." Die Idee für das „Saarhome" war geboren.
Der Name entstand, nachdem mehrere Dutzend Saarländer über 100.000 Euro dafür spendeten und das Haus realisiert werden konnte. Bis zu zwölf junge Erwachsene werden dort von einer „Mutter" betreut.
Zur Grundsteinlegung war ein Teil der Förderer vor Ort und wurde von den ersten Bewohnern des Saarhome in Empfang genommen. Darunter zwei Jungen, die nach einem traurigen Schicksal im Clouds of Hope ein Zuhause hatten. Beide strebten ein Studium an, Jura und ein Lehramtsstudium. Zunächst zugesagte Zahlungen waren hierfür jedoch eingestellt worden. Von einer Familie aus dem Fördererkreis kam spontan Hilfe. Weitere Unterstützung erhielten die Jungen von einer anderen Familie. Inzwischen haben beide ihr Studium erfolgreich beendet und sich in die Arbeit von BYOH vor Ort eingebunden. Die Kinder und Erwachsenen dort, der gesamte Verein, insbesondere die saarländischen Mitglieder, sind unglaublich stolz auf die jungen Männer, die inzwischen authentische Vertreter der Projekte sind. Für sie ist es selbstverständlich, dass sie sich auch um ihre jüngeren „Geschwister" kümmern.
Aus dieser konkreten und direkten Hilfe entstand auch die Idee des Vereins zu den Patenschaftsprogrammen. Die Jugendlichen erhalten außer einem familiären Umfeld auch individuelle Schulbildung, Ausbildung, die Möglichkeit zum Studium, aber auch Sport und Kulturangebote, Schulung in Themen Gesundheit und Umwelt. Bei den Präventionsmaßnahmen stehen die Themen HIV-Infektion und Schwangerschaftsverhütung, Ernährung und Vorsorge, aber auch ressourcenschonender Umgang mit Wasser und Energie, Müllvermeidung und Recycling ganz oben auf der Themenliste.
Die umliegenden Schulen werden ebenfalls unterstützt, teils auch mit Sachspenden. Uwe Kuntz zieht dazu alle Fäden, die ihm möglich sind. Der Fan des Fußballclubs Werder Bremen vermittelte, dass „sein" Verein Trikots für Schulen spendete und zudem eine große Geldspende für Saarhome.
Natürlich gibt es Regionen Afrikas, in denen die Armut noch größer ist. Das größte Problem bei Hilfeleistungen jedoch ist es, dass das Geld nicht versickert. Uwe Kuntz erklärt die Beweggründe, gerade in dieser Region zu helfen. „In Südafrika gibt es eine hohe Vertrags- und Rechtssicherheit. Voraussetzung und die Schwierigkeit ist es, als Helfer auch glaubwürdig zu sein. Wir haben mit dem Pfarrer und dem Bürgermeister verhandelt und die konkreten Hilfsmaßnahmen angeboten. Es ist notwendig, die Menschen vor Ort einzubinden."
Mehrere Bundesländer mit Aktionen dabei
Unter der Prämisse der Nachhaltigkeit beschloss man im Verein, sich auf eine Schule zu konzentrieren, die zentral für alle Kinder zu erreichen ist, die Reichenau Mission. Die Gespräche mit Vertretern der katholischen Kirche Südafrika gestalteten sich schwierig, hatte man doch zunächst keine ausreichende Glaubwürdigkeit. Inzwischen sind bereits 400.000 Euro investiert, und es existiert ein Partnerschaftsvertrag mit dem Bistum vor Ort.
Um für Hilfsmaßnahmen Unterstützer zu begeistern, ist es besser, wenn diese konkret sehen, was passiert. Viermal bereits waren die saarländischen Förderer vor Ort und konnten sich von der Verwendung ihrer Spendengelder selbst ein Bild machen. Die Mittelverwendung wird von südafrikanischen und auch deutschen BYOH-Mitgliedern in Underberg kontrolliert und angewiesen. „Das Geld geht direkt an unseren Verein vor Ort. Regelmäßig sind Vorstandsmitglieder aus Wolfsburg dort und führen die Gespräche und Verhandlungen."
Aktuell steht für die Reichenau Mission Primary School die Sanierung eines weiteren Schulflügels an. Dazu werden 250.000 bis 300.000 Euro benötigt. Das historische Denkmal bleibt erhalten, im Innern gibt es moderne Klassenräume. „Die Bildung in Südafrika klafft sehr weit auseinander. Repräsentativ ist, dass die schwarze Bevölkerung maximal die Primary School absolviert. Voraussetzung für das Berufsleben ist es jedoch, Englisch zu sprechen. Deswegen sind die Schulprojekte so wichtig", bekräftigt Uwe Kuntz die Vereinsziele.
„Wir schenken einer Region die Zukunft ihrer Kinder", lautet das Motto des Vereins für die Projekte in Südafrika. Für die Fortsetzung der nachhaltigen und erfolgreichen Arbeit werden weitere Unterstützer gebraucht. „Jede Spende ist willkommen, egal wie hoch oder wie klein der Betrag ist. Die Patenschaftsprogramme mit fester jährlicher Zahlung bedeuten zuverlässige Mittel, um langfristige Finanzierungen sicherzustellen. Für alle, die für Kinder und Jugendliche Verantwortung übernehmen wollen. Diejenigen, die sich dafür interessieren, können sich auch gerne direkt an mich wenden", bietet Uwe Kuntz an.
Mehrere Bundesländer sind inzwischen im Verein mit besonderen Aktionen engagiert. Weitere Initiativen aus anderen Bundesländern und Städten sind herzlich willkommen und werden gerne unterstützt. Die Ideen und Gedanken, die zu wesentlichen Bausteinen des heutigen Wirkens von Be Your Own Hero wurden, kamen aus dem Saarland. Dass die Gruppe der Unterstützer und Förderer und damit der „Saarway", so der Name für die Gesamtheit der Projekte, weiter wächst, dafür wird sich Uwe Kuntz auch in Zukunft einsetzen. Als „großer Promoter" und Motivator für nachhaltiges Handeln.