Vor zwei Wochen haben wir uns an dieser Stelle mit den Talenten von Borussia Dortmund befasst. Kein Wunder: Der BVB stellt die meisten Jungstars und in der Breite die besten. Doch an den ersten Spieltagen kamen bundesligaweit stolze 17 Teenager zum Einsatz.
Mit Jude Bellingham (Platz eins der Jugend-Tabelle), Giovanni Reyna (4./beide 17) und Reinier (9./18) waren bei den 17 Teenager an den ersten zwei Spieltagen der Bundesliga drei Dortmunder, die sonst immer als erstes in Verbindung mit jungen Spielern genannt werden. Der große Rest spielte für die anderen Clubs. FORUM stellt die 14 anderen vor.
Platz 2: Florian Wirtz (17 / Bayer Leverkusen / offensives Mittelfeld): Eigentlich haben die rheinischen Vereine eine Vereinbarung, sich nicht gegenseitig die Nachwuchsspieler auszuspannen. Leverkusen holte den 16-jährigen Wirtz trotzdem aus Köln. Die Begründung: Er ist für die Profis vorgesehen. Er kam in der Rückrunde direkt zu Einsätzen, wurde mit einem Tor gegen den FC Bayern zum jüngsten Torschützen der Liga-Historie und wird mancherorts schon als „neuer Havertz" gefeiert. Ob Wirtz so gut ist wie der als teuerster deutscher Spieler gerade von Leverkusen nach Chelsea gewechselte Havertz, ist offen. Aber ein Riesen-Potenzial hat er allemal.
Platz 3: Jamal Musiala (17 / Bayern München / offensives Mittelfeld): Es war nur das letzte Tor beim 8:0-Schützenfest der Bayern gegen Schalke. Aber es war einerseits ein sehr schönes. Und andererseits ein ganz besonderes. Denn seit diesem 18. September ist Jamal Musiala der jüngste Torschütze in der Geschichte des Rekordmeisters. Er löste nach 21 Jahren Roque Santa Cruz ab. Der in Stuttgart geborene Sohn einer Deutschen und eines Nigerianers zog mit seiner Familie im Alter von acht Jahren nach England und spielte acht Jahre für Chelsea. 2019 kehrte er zurück nach Deutschland. In den Jugend-Mannschaften spielt er für England.
Platz 5: Momo Cissé (17 / VfB Stuttgart / Rechtsaußen): Der schnelle Außenstürmer mit guineisch-französischen Wurzeln wechselte erst in diesem Sommer vom AC Le Havre nach Stuttgart. Ohne Profi-Erfahrung. Die holte er sich sofort beim VfB, als er am ersten Spieltag gegen Freiburg für zwölf Minuten eingewechselt wurde. Für Stuttgarts Sportdirektor Sven Mislintat, der sich in Dortmund schon einen Namen als Talent-Spürnase gemacht hat, ist er direkt „fester Bestandteil des Kaders".
Wirtz für sein Alter schon sehr weit
Platz 6: Paul Nebel (17 / Mainz 05 / Rechtsaußen): Der Mainzer Manager Rouven Schröder kündigte den kurz hinter der Landesgrenze in Hessen geborenen Stürmer als „Top-Talent des Jahrgangs 2002" an. Und bei seinem ersten Profieinsatz setzte Nebel auch gleich eine Duftmarke. Im Pokal gegen Havelse kam er beim Stand von 1:1 rein und führte den Bundesligisten mit frischem Schwung, einer Vorlage und einem vorletzten Pass zum 5:1-Sieg. „Er ist einfach herzerfrischend", sagte Trainer Achim Beierlorzer: „Er öffnet mir als Fußballer das Herz." Der Lohn: Auch an den ersten beiden Spieltagen wurde er – wenn auch spät – eingewechselt.
Platz 7: Jan Thielmann (18 / 1. FC Köln / Rechtsaußen): Sein Name ist eng mit der Rettung des FC in der Vorsaison verbunden. Als die Kölner im Dezember als scheinbar hoffnungsloser Letzter ins Derby gegen Leverkusen gingen, zauberte Trainer Markus Gisdol den aus Föhren bei Trier stammenden Thielmann als zweitjüngsten Kölner Bundesligaspieler gleich in der Startelf aus dem Hut. Am Saisonende brachte er es auf zwölf Bundesliga-Einsätze, auch in den ersten beiden Spielen der neuen Saison stand er in der Startelf. Dass er als Offensivspieler noch kein Tor erzielt hat und nur zwei vorbereitete, zeigt aber, dass Thielmann effektiver werden muss.
Platz 8: Nick Woltermade (18 / Werder Bremen / Sturm): Im Sturm hat Werder Bremen mit Davie Selke, Niclas Füllkrug, Josh Sargent oder Yuya Osako zumindest viel Auswahl. Doch das 18 Jahre alte Eigengewächs, in Bremen geboren und schon mit acht zu Werder gekommen, ist eine echte Alternative. Im Vorjahr führte ihn Trainer Florian Kohfeldt schon ans Team heran und brachte ihn am 1. Februar sogar in der Startelf. Damit löste Woltermade die Spieler- und Trainer-Ikone Thomas Schaaf als jüngsten Bremer in der Bundesliga ab. Für Kohfeldt ist der 1,98 Meter große Woltemade „ein unglaublich spannender Spieler."
Platz 10: Joshua Zirkzee (18 / Bayern München / Mittelstürmer): Im Dezember sorgte der niederländische Stürmer mit der Wuschelmähne für Aufsehen. Zweimal wurde er in der Bundesliga eingewechselt, zweimal traf er mit dem ersten Ballkontakt. Am Ende standen vier Tore bei Einsätzen zu Buche, angesichts der Kürze seiner Spielzeit traf Zirkzee im Schnitt alle 74 Minuten. Robert Lewandowski wird er nicht be- oder gar verdrängen können. Aber in dieser terminlich so dichten Saison wird er sicher wieder seine Einsätze bekommen.
Woltermade bereits eine echte Alternative
Platz 11: Noah Katterbach (19 / 1. FC Köln / Linksverteidiger): Wie Vereinskollege Thielmann sorgte auch Katterbach schon im Vorjahr für Aufsehen. Mit dem Unterschied, dass ihn schon Gisdol-Vorgänger Beierlorzer ins Team beorderte. Dort wurde der Außenverteidiger aus Simmerath bei Aachen, der im Alter von sieben zum FC wechselte, so schnell zur festen Größe, dass Nationalspieler Jonas Hector dauerhaft ins Mittelfeld verschoben wurde. Am Ende der Saison kam er auf 18 Bundesligaspiele, die meisten von Beginn an. Allerdings ist Jannes Horn nach seiner Rückkehr von der Leihe aus Hannover nun ein echter Konkurrent.
Platz 12: Niklas Tauer (19 / Mainz 05 / defensives Mittelfeld): Der Mittelfeld-Abräumer wurde in Mainz geboren, elf Tage, bevor Jürgen Klopp dort Trainer wurde. Als Kind schon war er 05-Fan, mit zwölf wechselte er ins Nachwuchsleistungszentrum, im Pokal und in der Meisterschaft machte er nun seine ersten beiden Profispiele. Der Profi-Vertrag des Junioren-Nationalspielers läuft bis 2023.
Platz 13: Tanguy Coulibaly (19 / VfB Stuttgart / Linksaußen): Auch sein Vertrag läuft bis 2023, und der Außenstürmer aus Frankreich geht in Stuttgart schon in sein zweites Jahr. Im ersten kam er nur zu zwei Kurz-Einsätzen in der zweiten Liga. Dennoch bezeichnet der aus der Jugend-Akademie von Paris St. Germain stammende Coulibaly seine Premieren-Saison als Erfolg. Dass er so bescheiden ist und doch so zielstrebig – so spricht er schon sehr passabel Deutsch –
schätzen sie im Schwabenland an ihm. In dieser Saison hat er seine zwei Profi-Einsätze schon am zweiten Spieltag eingestellt. Es dürften noch einige kommen.
Platz 14: Daishawn Redan (19 / Hertha BSC / Mittelstürmer): Bei der Hertha ist das Stürmer-Angebot in der Breite und Spitze noch größer als in Bremen: Jhon Cordoba, Dodi Lukebakio, Krzysztof Piatek, Mateus Cunha, das ist schon geballte Offensiv-Power. Dennoch kam Daishawn Redan am zweiten Spieltag für sieben Minuten zum Einsatz. Manch einer hätte sogar noch eine schnellere Entwicklung erwartet. Denn der bei Ajax Amsterdam ausgebildete Stürmer kam im Vorjahr mit einigen Lorbeeren vom FC Chelsea. Weil er bei Hertha keine Rolle spielte, ging er für ein halbes Jahr nach Groningen, schoss aber kein Tor. Nun arbeitete er an seinen körperlichen Defiziten, zeigte eine gute Vorbereitung und ist wieder dran.
Platz 15: Tolu Arokodare (19 / 1. FC Köln / Mittelstürmer): Er gilt als Investition in die Zukunft, doch die Chance für Tolu Arokodare in Köln könnte schneller kommen als gedacht. Schon eine Woche nach seinem Transfer kam der 19-Jährige Nigerianer, der aus Lettland kam, zu einem 14-Minuten-Einsatz. Und solange Anthony Modeste verletzt ist, wird er als Mittelstürmer die Nummer zwei beim FC sein. Denn auch, wenn die lettische Liga kein wirklicher Maßstab ist: 22 Tore in 32 Spielen sind schon eine Marke für einen Teenager. Vor allem aber die zehn in den letzten sechs Partien seit Ende Juli.
Platz 16: Alphonso Davies (19 / Bayern München / Linksverteidiger): Über den Kanadier muss man eigentlich nicht mehr viele Worte verlieren. Aber obwohl er Stammspieler beim Champions-League-Sieger ist und laut transfermarkt.de bereits 80 Millionen wert, waren tatsächlich nur 15 eingesetzte Spieler in dieser Saison jünger als er. Für ihn scheint es keine Limits zu geben.
Chance für Sturm-Talent beim 1. FC Köln
Platz 17: Roberto Massimo (19 / VfB Stuttgart / Rechtsaußen): Man glaubt es angesichts seiner Jugend kaum, aber der als Sohn einer liberianischen Mutter und eines italienischen Vaters in Ghana geborene Massimo, der in Lippstadt aufwuchs, hat schon eine wechselhafte Karriere hinter sich. Sein Profi-Debüt in der 2. Liga für Arminia Bielefeld ist schon fast drei Jahre her. Stuttgart zahlte 2,5 Millionen für ihn, verlieh ihn ein Jahr zurück an die Arminia. Dort spielte er aber kaum und in Stuttgart im Vorjahr auch erst, als Pellegrino Materrazzo Trainer wurde. Und dass er im Gegensatz zu vielen Teenager-Kollegen schon die Schattenseiten kennt, könnte ein Vorteil sein auf dem Weg nach oben.