Geld anlegen in der Krise, das ist kein Problem, sagen die Vermögensverwalter Christian Baus und Jürgen Denne. Sie arbeiten für Franz Martz & Söhne Private Treuhand, die kürzlich von „Capital“ zu einem der besten Vermögensverwalter Deutschlands gewählt wurde – und dies trotz Pandemie und Minuszinsen.
Herr Baus, Herr Denne, wie schwierig ist es derzeit, Geld erfolgreich anzulegen?
Christian Baus: Ich zitiere mal einen geschätzten Kollegen, der sagte: Es war noch nie so einfach wie jetzt. Warum? Eine der wichtigsten Anlageklassen, die Anleihe, ist ausgefallen. Sehr viele festverzinsliche Wertpapiere haben bereits eine Negativrendite. Nicht nur Staatsanleihen, auch bei Unternehmensanleihen fällt die Rendite öfter mal schmal aus.
Jürgen Denne: Oder Sie gehen ein höheres Risiko ein. Trotzdem erhalten Sie für das eingegangene Risiko nicht die adäquate Vergütung. Aus Gier entstehen dann Finanzskandale, zum Beispiel rund um den Windenergiebetreiber Prokon.
Baus: Niemand zahlt Rendite ohne Risiko – und hohe Zinsen wird es nicht mehr geben. Olaf Scholz will knapp 100 Milliarden Neuschulden aufnehmen und damit den deutschen Schuldenstand erhöhen, auf vielleicht 80 Prozent des Bruttoinlandsproduktes. Das ist völlig im Rahmen. Deutschland kann sich auch wieder einen Zins von vier Prozent leisten. Bloß Italien und Frankreich hätten im gleichen Zuge fünf bis sechs Prozent, und das ist für diese Volkswirtschaften nicht machbar. Also bleibt es sehr, sehr lange bei einem historisch niedrigen Zinssatz, weil der Rest Europas einen Zinssatz von vier Prozent nicht stemmen kann. Es bleiben Sachwerte: Aktien, Immobilien und Gold. Immobilien sind okay, aber stellen immer ein Klumpenrisiko dar, da man oft sehr viel Geld in einem Objekt bindet. Gold wird langfristig die Inflation ausgleichen. Es bleiben also vornehmlich Aktien. Zwar sind diese kurzfristig schwankungsanfällig, aber auf einen Zeitraum von zehn Jahren war das Risiko bisher erstaunlich gering und die Rendite sehr ansehnlich. Sie brauchen also Qualität und Zeit, heißt: Sie brauchen Geduld, mein Job ist es, die Qualität der Anlage sicher zu stellen.
Wie sind Ihre Kundenanlagen bisher durch die Corona-Krise gekommen?
Baus: Der Dax verzeichnete zwischenzeitlich Verluste von 40 Prozent, ist aber fast wieder auf Vorkrisenniveau. Wir haben unsere Risiken so weit gestreut, dass wir zwischenzeitlich nicht einmal bei der Hälfte der Verluste waren. Es wäre unseriös, dem Kunden zu sagen, es gäbe kein Risiko. Wir können es aber vermindern, und das hat gut funktioniert. Wir treffen keine Investmententscheidung wegen Corona, sondern trotz Corona.
Wie kommt Deutschland wieder aus der Krise heraus? Und was bedeutet die Krise für Sie als Vermögensverwalter?
Baus: Wenn wir Schnelltests und einen Impfstoff bekommen und Infektionsgeschehen gering halten, bekommen wir die Krise in den Griff. Gleichzeitig wirkt der Virus als extremer Digitalisierungsbeschleuniger. Unsere Kunden haben gar nicht gemerkt, dass ihre Berater innerhalb eines Tages ins Homeoffice gewechselt sind. Jetzt endlich redet man nicht nur über die Digitalisierung der Bildung, jetzt funktioniert es auf einmal – Technikaffinität mal vorausgesetzt. Für uns als Vermögensverwalter bedeutet dies erst einmal keine großen Veränderungen. Wir haben unsere Anlagerisiken immer schon erfolgreich verteilt. Natürlich berücksichtigen wir die langfristigen Auswirkungen, die die Welt mit Corona mit sich bringt. Sprich, ich würde heute keine Kaufhaus-Aktien kaufen, stattdessen lieber Aktien von Cloud-IT-Unternehmen.
Geht das, Kundenvertrauen in Ihrer Branche nur per Videochat herzustellen?
Denne: Wenn wir uns mit Interessenten oder unseren Kunden persönlich unterhalten, ist dies etwas anderes als wenn wir nur telefonieren oder ich einem Kunden Unterlagen zur Ansicht schicke. Vor allem wenn es um die Anlage von Geld geht, brauche ich Vertrauen. Das entsteht nur auf persönlicher Basis.
Arbeiten Sie anders als andere Vermögensverwalter? Was rechtfertigt Ihrer Meinung nach die Auszeichnung des Wirtschaftsmagazins „Capital“?
Denne: Nun, wir haben hier im südwestdeutschen Raum viele einzelne Kollegen, die einen guten Job machen. Wir haben mit acht Leuten hier vielleicht einen Größenvorteil, und sicherlich arbeiten nicht alle so risikoindiziert wie wir. Weil dies auch ein größerer Aufwand ist. Uns ist die Transparenz unserer Arbeit gegenüber dem Kunden sehr wichtig. Bei der Auszeichnung von „Capital“ macht uns besonders stolz, dass diese auf den realen und anonymisierten Daten unserer Kunden beruht. Wir haben also vieles richtig gemacht, wie auch schon die „Wirtschaftswoche“ fand.
Baus: Unser Vorteil gegenüber Banken ist, dass wir – außer vom Kunden – kein Geld annehmen dürfen. Bei Banken ist dies anders, sie erhalten Provision, wenn sie bestimmte Zertifikate oder Fonds in das Portfolio kaufen. Bei uns ist dies nicht der Fall. Außerdem sind die Zielsetzungen so individuell wie die Menschen. Manche wollen „hart am Wind“ segeln und eine möglichst hohe Rendite, manche wollen sicher und gut beraten durch schwierige Zeiten kommen. Wir leben eine glaubwürdige Interessengleichheit zwischen uns und den Kunden.
Sowohl auf Bundesebene wie auch auf Bankenebene werden derzeit verstärkt nachhaltige Investments angeboten, sogenannte ESG-Investments. Warum bieten Sie als Vermögensverwaltung kein solches Produkt an?
Baus: Es gibt zwei Schulen – die eine sagt, das ökologischste, nachhaltigste Unternehmen einer Branche wird ins Portfolio gekauft. Gehört ein Waffenunternehmen, das ökologische Holzgriffe verwendet, dazu? Nein, sicher nicht. Die zweite Schule schließt viele Branchen von vornherein aus. Nun bestehen Unternehmen verstärkt nicht nur aus einer Sparte, die nachhaltig arbeitet, sondern aus mehreren Abteilungen, die vielleicht nicht alle ESG-konform sind, also ökologisch, sozial und führungstechnisch einwandfrei. Wenn ich nun als Anleger Risiken verteilen möchte, was soll ich dann tun? Wir brauchen viele verschiedene Branchen, Unternehmen, Länder, um Risiken zu verteilen. Beide Schulen finde ich nicht überzeugend. Möchte ein Privatkunde oder eine Stiftung bei uns Geld anlegen, müssen wir uns darüber verständigen, was „nachhaltig“, was „gutes Investment“ und was ESG für ihn bedeutet. Dann setzen wir dies für den Mandanten um. Die Welt mithilfe von Vermögensverwaltung etwas besser zu machen, halte ich für einen guten Ansatz. Der Teufel aber liegt im Detail.
Welche Tipps haben Sie für Anleger, die nicht auf Ihre Minimum-Anlage von 500.000 Euro kommen?
Baus: Wenn es so weitergeht mit der Niedrigzinsphase – und ich glaube, ich erlebe das Anheben der Zinsen auf mehr als 2,5 Prozent in meinem Berufsleben nicht mehr – gibt es nur eines: Nur Geld anlegen, das man langfristig nicht braucht, zum Beispiel für die Altersvorsorge. Seien Sie misstrauisch bei hohen Renditen bei festverzinslichen Papieren. Gute Aktien beinhalten den besten Chancen-Risiko-Mix. Legen Sie monatlich etwas zurück, seien Sie geduldig. Aber an Aktien oder Aktienfonds führt kein Weg mehr vorbei. Mit unserem Framas Family Office Fund II können wir einen von Morningstar mit fünf Sternen ausgezeichneten Aktienfonds anbieten. Diesen können Sie unter der WKN A14XDH bei jeder Bank bekommen.
Die Treuhand ist in den vergangenen zehn Jahren kontinuierlich gewachsen. Wie sehen Sie die Zukunft Ihrer Firma?
Baus: Wir denken, dass die Nachfrage nach neutraler Beratung und maßgeschneiderten Lösungen weiter steigen wird. Wir sind kontinuierlich auf der Suche nach kompetenten Kollegen, die eine zukunftssichere, am Kundenwohl orientierte und Spaß machende Arbeitsstelle suchen. •