Von Jahr zu Jahr kommen mehr Besucher ins Saarland, und Corona bewegt sowieso viele Menschen dazu, ihre freie Zeit im Inland zu verbringen. Die Schönheiten von Stadt und Land vermitteln Gästeführer. In Saarbrücken ist einer davon der 80-jährige Peter Mögling.
Peter Mögling kennt seine Stadt wie seine Westentasche und zählt zu den Besten seiner Zunft: Er ist Gästeführer in Saarbrücken. 2014 erhielt er – wie andere Gästeführer der Landeshauptstadt – beim Altstadtfest den Sisyphos-Preis des Vereins für Handel und Gewerbe in Anerkennung seiner immer wiederkehrenden und unermüdlichen Anstrengungen für die Besucher der Landeshauptstadt. Dabei ist er kein „Eingeborener", sondern, wie er selber sagt, „bekennender Wahl-Saarbrücker".
Er engagierte sich als Presbyter in der Kirchengemeinde
Seit 58 Jahren lebt der 80-Jährige mit Migrationshintergrund in Saarbrücken. Als gebürtiger Emsländer kam Mögling 1962 aus Ostfriesland an die Saar. Dort saß er – gemeinsam mit Karl Dall – auf den Holzbänken in der „Friesenschule" in Leer. Zwar hatte man auch im hohen Norden vom Anschluss des Saargebietes an die Bundesrepublik gehört. Aber es berührte den jungen Mögling nicht. Damals konnte er sich nicht vorstellen, jemals im äußersten Südwesten zu leben. Aber genauso wie beim Anschluss der DDR an Westdeutschland wurden schon damals Beamte als „Entwicklungshelfer" verpflichtet. Sein Vater kam samt Familie infolge der Angliederung des Saarlandes zur Oberfinanzdirektion nach Saarbrücken.
Mögling, mit 22 Jahren gerade erst volljährig geworden, war froh, in der neuen Umgebung bei der Stadt arbeiten zu können. Zehn Jahre arbeitete er im Personalwesen der Landeshauptstadt. Über den damaligen Oberbürgermeister Fritz Schuster lernte er die Saarländer kennen, mit dabei den „Weißen Wal", Emil Poklitar. Der machte als Torjäger des 1. FC Saarbrücken Schlagzeilen. Noch heute gehört Mögling zu den von Freude wie Schmerz getroffenen Stadion-Besuchern im Ludwigspark.
Wie sein Vater im Verwaltungsaufbau engagiert wechselte Peter Mögling 1973 zum damals neu gegründeten Abwasserverband, heute EVS – Entsorgungsverband Saar. Zunächst habe es ehrenamtliche, später hauptberufliche Verbandsvorsteher gegeben: „Die wechselten je nach Partei-Zugehörigkeit, ich bin geblieben." Aber immer habe der Verband „eine Handbreit Wasser unter dem Kiel" gehabt und sei ein Aushängeschild für das Saarland geworden. Bis zu seiner Verrentung arbeitete Mögling als Personalleiter beim Entsorgungsverband Saar.
Dazu engagierte sich das Nordlicht als Presbyter der evangelischen Kirchengemeinde. Darüber fand er den Kontakt zur Besucher-Betreuung an Saarbrückens Kleinod, der Ludwigskirche. Dort wurde er von Ralf Kirch, dem Chef vom City Marketing Saarbrücken, als Gästeführer für das städtische Verkehrsbüro Kontour entdeckt. Die City Marketing GmbH betreute 2019 über 800 Reisegruppen, von denen viele auch Stadtführungen in Saarbrücken buchten. Seit 18 Jahren arbeitet Peter Mögling aber nicht nur als unterhaltsamer Begleiter für die Besucher der Landeshauptstadt, er betreut auch Reisende für die Tourismus Zentrale Saarland.
„Ich versuche, den Gästen Stadt, Land und Leute näherzubringen." Erschreckend sei immer, festzustellen, dass die Touristen so wenig über das Saarland wüssten. Bekannt seien nur die in Berlin tätigen Politiker: „Der große Dicke", Wirtschaftsminister Peter Altmeier, „der kleine Schöne", Außenminister Heiko Maas, Annegret Kramp-Karrenbauer und natürlich Oskar Lafontaine, zu dem es die meisten Fragen – nicht zuletzt wegen seiner Frau Sahra Wagenknecht – gebe. Ansonsten gebe es noch zu oft das Vorurteil, dass man im Saarland Französisch spräche und Kohle und Stahl das Land verdunkelten.
Umso größer sei die Überraschung der Besucher, wenn sie in Stadt und Land viel Grün entdeckten. Für Mögling ist das Saarland eine Region, die sich nicht zu verstecken braucht. Und das vermittelt er launisch und kurzweilig seinen Begleitern: So verkörpere der aus Saarlouis stammende Kanzleramtsminister Peter Altmaier im Gegensatz zu seinem Wahlkreiskontrahenten Heiko Maas im Maßanzug sichtlich saarländische Lebensfreude, was auch dazu geführt habe, dass sich Reiner Calmund in Saarlouis niedergelassen habe. Wo sich Calmund und Altmaier träfen, müsste die Statik im Restaurant verstärkt werden.
Aber auch zur Mundart weiß Peter Mögling einiges zu erzählen: So informiert er bei seinen Führungen die nicht aus dem Saarland kommenden Gäste, dass der Saarländer nichts nehme, sondern dass er alles „hoole": Er „hollt Tablette inn, er hollt Ricksicht unn wenn’r zu viel wiieht, dann hollt‘r ab". Besuchern aus der Pfalz erzählt Mögling, dass das Schönste an der Pfalz der Blick ins Saarland sei. Das rufe natürlich Protest hervor. Dann zeige er ihnen einen Bestseller saarländischer Buchhandlungen: „Alles, was der Saarländer über die Pfalz wissen muss", ein Buch voller leerer Seiten. Das verstünden die „Pälzer". Neben der Begleitung kulinarischer Rundgänge durch Saarbrücken erläutert Peter Mögling deutsch-französische Geschichte auf den Spicherer Höhen genauso wie er einen unterhaltsamen Rundgang durch Saarbrückens ehemaliges Rotlichtviertel rund um den St. Johanner Markt anzubieten hat. Woher er das alles weiß? „Erfahrung; ich hab’ keine Gästeführer-Ausbildung gemacht. Entweder kann man’s oder eben nicht!"
Kappe mit Logo vom FC St. Pauli ist sein Markenzeichen
Möglings Markenzeichen bei seinen Rundgängen durch Saarbrücken ist die Kappe mit dem Logo vom FC St. Pauli. Obwohl schon lange der Küste entrückt, gehört seine Liebe noch immer dem Hamburger Kiez-Club, den er bereits als Kind in den 50er-Jahren am Millerntor in Reeperbahn-Nähe erleben konnte. Mitgliedsbeiträge zahlt Mögling zwar nach Hamburg, aber: „Dem FC Saarbrücken gehört seit meinem ersten Tag hier in der Stadt mein Herz." So bejubelte der immer noch fitte Gästeführer natürlich voller Enthusiasmus den letzten Sieg der Saarbrücker Elf gegen Halle im heimatlichen Ludwigspark-Stadion.
Seine Verbindung gen Norden pflegt Mögling auch über den Shanty-Gesang: Seit 22 Jahren ist Peter Mögling Vorsitzender der Bisttalmöwen, die mit ihren Seemannsliedern nicht nur mit Konzerten in Ludwigskirche und Basilika von sich reden machen, sondern auch beim Saarbrücker Altstadtfest und bundesweiten Shanty-Festivals mit ihrem Können begeistern.