Starke Hinrunde, schwache Rückrunde. Auch die SpVgg Unterhaching hatte damit in der vergangenen Saison zu kämpfen. Mit dem neuen Trainer Arie van Lent soll es nun anders werden. Zu Beginn musste er aber Verletzungen von Leistungsträgern hinnehmen.
In der 3. Liga ist es fast schon ein kleines Phänomen der vergangenen Saison gewesen. Auch die SpVgg spielte eine starke Hinrunde mit Tuchfühlung zu den ersten drei Plätzen. Doch in der Rückrunde wurde aus dem unangenehmen Verfolger aus dem Münchner Vorort eine Mannschaft, die im grauen Mittelfeld der Liga herumdümpelte. Dem sportlichen Ehrgeiz von Präsident Manfred Schwabl widersprechen diese Platzierungen zunehmend, der mittlerweile börsennotierte Club aus Bayern will seit Jahren in die Zweite Liga zurückkehren. Dabei sind es Umstände, die der Verein kennt. Schon 2018/19 verspielte die Spielvereinigung eine exzellente Ausgangsposition mit einer grauenhaften Rückserie. Ein Jahr später wurde der Hinrunden-Vierte dann erneut durchgereicht, sammelte in der zweiten Saisonhälfte dreizehn Punkte weniger und hatte schnell keine Chancen mehr im Aufstiegsgeschehen, als die Saison im Juni weitergeführt wurde. Schwabl reagierte darauf und hat mit dem langjährigen Trainer Claus Schromm ein Konzept erarbeitet: Schromm wurde vom Trainer zum sportlichen Leiter, Ex-Gladbach-Stürmer Arie van Lent übernahm als Cheftrainer.
Stammspieler fallen monatelang aus
Die Vorbereitung mit dem neuen Trainer lief grundsätzlich zufriedenstellend. Das Fazit des Übungsleiters fiel durchweg positiv aus: „Wir haben eine homogene Mannschaft, alle Spieler sind sehr willig“, sagte van Lent und bezog sich damit nicht nur auf die Kennenlern-Tage im Trainingslager in Norditalien. „Das gilt für die ganze Zeit, in denen ich jetzt hier bin. In allen Spielen und Einheiten haben sie Vollgas gegeben.“ Doch so gut es aus sportlicher Sicht auch war, zwei schwere Verletzungen gab es ebenso zu beklagen. Kapitän Josef Welzmüller hat sich in der Vorbereitung gegen Heidenheim erneut einen Kreuzbandriss zugezogen, Mittelstürmer Stephan Hain muss wegen Knieproblemen laut Verein „mehrere Monate“ pausieren. Für Welzmüller ist es bereits der dritte Kreuzbandriss in seiner Karriere: „Die Diagnose war für mich zuerst ein Schock. Mir hat es wirklich den Boden unter den Füßen weggezogen“, sagte der 30 Jahre alte Verteidiger. Dennoch sei er wild entschlossen, noch einmal zurückzukommen. „Er ist ein Kämpfer, wie es im Lehrbuch steht. Ich habe allergrößten Respekt vor seiner vorbildlichen Einstellung und enormen Willenskraft“, sagte Präsident Manfred Schwabl.
Zwischen Trainer und Mannschaft stimmte es schon früh. Als „sehr angenehm“ bezeichnet etwa Abwehrspieler Christoph Greger den Coach, der gleich zu Beginn des Trainingslagers 50 Jahre alt wurde und von der Mannschaft mit einer Torte, einem bestickten Trachtenhemd und einem Ständchen beschenkt wurde. „Da er schon fern von der Familie feiern musste, haben wir versucht, ihm den Tag möglichst angenehm zu bereiten“, sagte Greger und versuchte, van Lents Stil zu charakterisieren: „Er bringt Abwechslung, ohne alles über den Haufen zu werfen.“ Lob gab es auch von Zugang Patrick Hasenhüttl, der von Türkgücü München zu Haching gewechselt ist: „Man merkt dem Trainer an, dass er viel Erfahrung hat. Für mich als Stürmer ist es nicht schlecht, dass er in seiner aktiven Zeit auch Stürmer gewesen ist.“
Wirklich große Namen hat die Spielvereinigung bis zum Ende der Transferperiode nicht verpflichtet, auf den Kreuzbandriss von Welzmüller aber reagiert und Innenverteidiger Robert Müller verpflichtet. Leistungsträger abgeben musste Haching ebenso nicht. Eingespielter als Haching konnte zum Saisonauftakt niemand sein. Dennoch ging der Auftakt in Zwickau für den neuen Trainer Arie van Lent nach hinten los. Die Bayern verloren mit 1:2 beim FSV. Zu Hause wurde gegen den Aufsteiger aus Lübeck mit 1:0 gewonnen, ebenso das Auswärtsspiel bei Aufstiegsfavorit Ingolstadt. Auch zu Hause gegen den SV Meppen hielt man sich schadlos. Mit dem Start in die neue Saison kann van Lent zufrieden sein.
Zuschauersituation belastet den Club
Problematisch für den Verein ist derzeit lediglich die Zuschauersituation. Gegen den VfB Lübeck wurden vonseiten der Gesundheitsbehörde keine Zuschauer zugelassen. Zwar hatte der Club der Fan-Rückkehr entgegengefiebert und bereits mit dem Ticket-Verkauf begonnen, doch „auf der anderen Seite haben wir in in den vergangenen Monaten immer ganz klar betont, dass die Gesundheit über allem steht und am Ende immer die Politik das letzte Wort haben muss“, so Schwabl. Und wenn die aktuelle Situation ein Spiel mit Zuschauern nicht zulasse, „dann akzeptieren wir dies natürlich“.
Ein Hin und Her gab es dann am vergangenen Wochenende. Zuerst sah es danach aus, als könnten alle Münchner Vereine mit Publikum rechnen. Am Ende blieb das Privileg dann tatsächlich der Spielvereinigung vorbehalten. Gegen Meppen durften 1.128 Fans ins Stadion. Verägert haben das 1860 München und Aufsteiger Türkgücü München entgegengenommen. Dort war das Verständnis gering, dass im Sportpark Fans waren, während das Grünwalder- sowie das Olympia-Stadion leer bleiben mussten. Kurios dabei: Zwischen dem Hachinger Sportpark und dem Grünwalder Stadion liegen gerade mal fünf Kilometer. Schwabl war das fast schon peinlich. „Wir haben es nicht in der Hand und können nur reagieren.“ Spötter sagen, mit der zugelassenen Zahl an Fans sei der Club nahe an der Vollauslastung gewesen. Ein Zuschauermagnet war der ehemalige Bundesligist ohnehin noch nie. Dennoch peilt Schwabl den Aufstieg an. Mit drei Siegen aus vier Spielen ist man jedenfalls gut gestartet.
Der 1. FCS sollte jedenfalls gewarnt sein. „Das ist eine harte Aufgabe, aber wir wollen Lösungen finden, um dort zu gewinnen“, sagte van Lent.