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WAS MACHT EIGENTLICH...

Patti Smith in den 70er-Jahren. In der Musik sei sie zufällig gelandet, sagt die Sängerin
Foto: Picture-Alliance / Photoshot

… Patti Smith?

Als Poetin und Musikerin wurde sie ab den 70er-Jahren zu einer der Leitfiguren der Beat- und Punk-Generation und des Feminismus und erhielt viele Auszeichnungen. Im nächsten Jahr kommt die 73-Jährige für sieben Konzerte noch mal nach Deutschland.

Mit ihrer frei assoziierenden Lyrik, die sie in ihrer ganz speziellen Vortragsweise zu scheinbar einfachen Rockakkorden darbot, gab Patti Smith ihren eigenen Songs ebenso wie vielen Coverversionen einen ganz besonderen Reiz. Nach eigenen Aussagen sieht sie sich in erster Linie als Lyrikerin. Das Singen sei für sie eigentlich vor allem eine Möglichkeit, ihre Gedichte vorzutragen: „Ich bin zufällig in der Musik gelandet." Noch heute schreibe sie diszipliniert Tag für Tag neue Texte. Für ihr autobiografisches Werk „Just Kids" hatte sie 2010 in der Kategorie „Sachbuch" den wichtigsten amerikanischen Buchpreis „National Book Award" erhalten. Zuvor war sie bereits 2005 vom französischen Kultusminister mit dem Orden „des Arts et des Lettres" als „Commander" ausgezeichnet worden. Inzwischen hat Patti Smith auch bereits drei Ehrendoktortitel erhalten: 2008 von der Rowan University für ihre Verdienste um die Pop-Kultur, 2012 vom Pratt Institute, eine der führenden amerikanischen Kunst-Hochschulen, für ihr künstlerisches Schaffen und zuletzt 2016 von der linksliberalen Wesleyan University für ihr gesellschaftliches Engagement. Im November 2020 nun wird die jüngste Auszeichnung erfolgen: Die Washington University in St. Louis wird ihr den Internationalen Humanitäts-Preis überreichen.

Sieht sich eher als Autorin

Singer Songwriterin Patti Smith kommt im nächsten Jahr für sieben Konzerte nach Deutschland
Singer Songwriterin Patti Smith kommt im nächsten Jahr für sieben Konzerte nach Deutschland - Foto: picture alliance / AP Photo | Evan Agostini

Obwohl sich Patti Smith eher als Autorin sieht, verdankt sie ihre Popularität doch der Musik, auch wenn sie sich vom anstrengenden Tourneeleben weitgehend zurückgezogen hat. So ganz lässt ihr ganz spezieller Punkrock sie aber doch nicht los. So hat sie beispielsweise 2014 zum Film „Die Tribute von Panem – Catching Fire" eigens den Song „Capitol letter" aufgenommen und im Jahr darauf für die TV-Zeichentrickserie „Adult swim" den Song „Aqua Teen Dream" beigesteuert. Ansonsten gibt sie gelegentlich Live-Kurzgastspiele wie 2017 in Detroit bei der „Joshua Tree"-Tour von U2, bei politischen Events wie 2016 beim 20-jährigen Jubiläum von „Democracy now" oder 2019 beim Onassis-Festival „Democracy is coming". Ihr Debüt als Schauspielerin hatte Smith 2010 in der US-Serie „Law & order" und war zuletzt 2017 in dem experimentellen Filmdrama „Song to Song" an der Seite von Ryan Gosling zu sehen. Im Jahr darauf wurde sie selbst – nach dem preisgekrönten „Patti Smith – Dream of Life" (Berlinale 2007) – erneut zum Filmthema, diesmal in der Konzert-Dokumentation „Horses: Patti Smith and her Band". Einen viel beachteten Auftritt legte die Punk-Ikone auch 2016 hin, als sie in Stockholm anstelle von Freund Bob Dylan dessen Nobelpreis entgegennahm und bei ihrem dort performten Dylan-Song „A Hard Rain‘s a-Gonna Fall" mitten im Vortrag vor Rührung in Tränen ausbrach. Schon 2013 hatte sie bei einem Gespräch mit Papst Franziskus Aufsehen erregt, als sie offene Worte über die Religion und ihr Verhältnis zu Jesus fand. Musikalisch ließ Smith 2019 wieder von sich hören, als sie das dem französischen Poeten Arthur Rimbaud gewidmete Album „Mummer Love" veröffentlichte. 2017 hatte sie sogar das Haus des von ihr verehrten Lyrikers in Roche gekauft: „Ich umarme ihn als Landsmann, als Verwandten, ja: Geliebten!", schreibt sie in ihrer Autobiografie „Just Kids". Ende 2019 erschien dann ihr jüngstes literarisches Werk, das wiederum autobiografische „Year of the monkey", in dem sie die Leser auf eine mehrmonatige Reise entlang der US-Westküste und durch ihre Gedankenwelt mitnimmt.

Kämpft für Klimaschutz

Auch als Fotografin hat sich Smith einen Namen gemacht: Ihre mit der Vintage Polaroid Land 250 aufgenommenen Fotos werden weltweit bei Ausstellungen gezeigt und schmücken einige viel beachtete Bildbände. Immer wieder hat sich Patti Smith in den vergangenen Jahrzehnten politisch engagiert. Ob in Protestsongs gegen den US-Irak-Krieg, ob mit einem Einsatz für den in Guantanamo inhaftierten Deutsch-Türken Murat Kurnaz oder durch die Unterstützung der früheren demokratischen Präsidentschaftskandidaten Ralph Nader und John Kerry: Smith erhob mutig öffentlich ihre Stimme. Ihrem Ruf als frühere „Godmother of feminism" steht sie heute etwas differenzierter gegenüber: „Die Leute wollen immer mit mir über Feminismus und Frauenrechte reden: Aber ich habe ja auch einen Sohn –
ich glaube lieber an Menschenrechte." Smith setzt sich neuerdings verstärkt für den Klimaschutz ein. Sie gehört zu den 50 prominenten Musikern, die für das Projekt „Pathway to Paris" in Sachen Pariser Klimaabkommen bei verschiedenen Konzerten ihre Stimme erheben.

Deutsche Patti-Fans dürfen sich auf das kommende Jahr freuen: Ihre 2020 coronabedingt ausgefallenen sechs Konzerte werden um eines erweitert und nun zwischen 7. Juni und
12. Juli 2021 in sieben deutschen Städten stattfinden. Die 73-Jährige ist immer noch fit, auch weil sie sich nie für Drogen begeistern konnte: „Alle waren davon ausgegangen, dass ich Drogen nahm, weil ich immer so aussah", spielt sie auf ihren dauerhaft ausgemergelt wirkenden Körper an.

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