In „The Secrets we Keep" will eine Frau Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg Rache an einem mutmaßlichen Kriegsverbrecher nehmen. Der Film startet am 5. November.
Gepflegte weiß gestrichene Einfamilienhäuser stehen an breiten Straßen, vor den Häusern parken große Autos, die einen gewissen Wohlstand symbolisieren. In den 1950er-Jahren wurde das Leben von großen Teilen der weißen Mittelschicht in den USA unglaublich spießig. Frauen kümmerten sich um den Haushalt, und ihre Freizeitbeschäftigung bestand zumindest dem Klischee nach darin, sich mit Freundinnen zu treffen, um über ihre Ehemänner zu tratschen.
In dieser Welt lebt Maja (Noomi Rapace) mit ihrem Mann Lewis (Chris Messina) und dem gemeinsamen Sohn Patrick (Jackson Vincent). Er ist Arzt, sie Hausfrau. Die beiden haben sich 1946, kurz nach Ende des Zweiten Weltkriegs, in einem Militärkrankenhaus in Griechenland getroffen, und sie ist mit ihm nach Amerika gegangen. In eine andere Welt.
Doch Maja hat ein dunkles Geheimnis, über das sie nicht einmal mit Lewis gesprochen hat. Vermutlich, weil sie es selbst verdrängen möchte. Stattdessen hat sie Albträume und kann nachts nicht schlafen. Bei einem Ausflug mit ihrem Sohn sieht Maja einen Mann (Joel Kinnaman), der sie an die dunkelste Stunde ihres Lebens erinnert: An einem Tag im Zweiten Weltkrieg, an dem sie brutal von SS-Angehörigen vergewaltigt worden ist, ein Massaker erlebt hat und selbst nur knapp mit dem Leben davongekommen ist. In hochgekrempelten Jeans und kariertem Hemd steht dieser Mann, in dem sie einen der Täter von damals erkennt, in dem Geschäft. Kurz entschlossen geht Maja ihm nach. Und stellt fest: Er wohnt gar nicht weit von ihr, offenbar in guten, bürgerlichen Verhältnissen. In einem der weiß gestrichenen Häuser, mit Ehefrau und zwei Kindern.
Atmosphärisch dicht inszeniert
Regisseur Yuval Adler nutzt den historischen Hintergrund, dass viele Kriegsverbrecher nach dem Zweiten Weltkrieg in fremden Ländern untergetaucht sind, als Hintergrund für einen packenden Thriller. Der Film ist atmosphärisch dicht inszeniert. Er gibt den Gefühlen von Maja und ihrem Mann Raum, sich zu entwickeln. Mit Noomi Rapace hat eine Schauspielerin die Hauptrolle übernommen, die schon öfter geheimnisvolle Frauen gespielt hat. Die bekannteste davon ist wohl Lisbeth Salander in der schwedischen Verfilmung von Stieg Larsons „Millenium"-Trilogie.
Die Vorstadt-Atmosphäre in „The Secrets we Keep" hat auch etwas Bedrohliches, große Bäume verbreiten Schatten und Unbehagen. Das Verlogene des oberflächlich schönen Lebens kommt hervor, die Bedrohung, die im Hintergrund schlummert, wird sichtbar. Ein Übriges steuert die eindringliche Musik zur Atmosphäre des Films bei.
Am nächsten Tag geht Maja wieder in den Eisenwarenladen, kauft Klebeband und Seil – und lauert dem Mann, der in einer Fabrik in der Nähe arbeitet, auf. Sie kann ihn tatsächlich bewusstlos schlagen, verstaut ihn im Kofferraum ihres Autos, und fährt in den Wald, um ihn zu erschießen. Doch das bringt sie irgendwie nicht fertig, und so steht das Auto mit dem bewusstlosen gefesselten Mann vor ihrem Haus. Schließlich erzählt Maja ihrem Mann, der jahrelang nichts geahnt hat, ihre Geschichte. Und bittet ihn, ihr zu helfen.
Von Zweifeln geplagt
Lewis will davon erst einmal nichts wissen und den Mann der Polizei übergeben. Doch dann lässt er sich breitschlagen, und gemeinsam verstauen die beiden den Gefangenen im Keller. Maja will ein Geständnis von ihm. Gemeinsam mit Lewis versucht sie, ihn zu befragen. Doch der Mann – der Thomas heißt –
streitet schlichtweg alles ab.
„The Secrets we Keep" zeigt, wie scheinbar ganz normale Menschen auf einmal zu Kidnappern werden. Und wie sie mit dieser Situation umgehen. Er zeigt auch, wie sich die Beziehung der beiden Ehepartner zueinander verändert. Zwar glaubt Lewis seiner Frau grundsätzlich. Aber trotzdem kommen ihm Zweifel: Was, wenn Maja sich irrt und einen völlig unschuldigen Menschen beschuldigt? Und wie genau kann sie sich wirklich an etwas erinnern, das 15 Jahre zuvor passiert ist?