Die Corona-Pandemie hat unsere Gesellschaft und unseren Alltag fest im Griff. Neben Existenzangst sowie der Angst um die eigene Gesundheit und die unserer Liebsten trifft sie ein grundlegendes Bedürfnis: den Wunsch nach Berührung und Nähe.
Einem anderen Menschen nahe zu sein, sei es das eigene Kind, der Partner oder ein guter Freund, ist für uns selbstverständlich und die unmittelbarste Form der Kommunikation: eine tröstende Hand, ein fester Händedruck, eine innige Umarmung. Es ist die Resonanz auf unser eigenes Dasein und kann uns ein Gefühl von Gemeinschaft und Zugehörigkeit vermitteln. Berührungen und Nähe geben uns das Gefühl lebendig zu sein.
Unmittelbarste Art der Kommunikation
In Zeiten der Corona-Pandemie allerdings erleben wir etwas ganz anderes: Nähe wird zu etwas potenziell Gefährlichem, wir können unser Gegenüber anstecken und, wenn er oder sie zur Risikogruppe gehört, ihn gefährden. Und so hören wir damit auf, unsere Liebsten zu umarmen, um sie zu schützen, wir distanzieren uns von Fremden, wir meiden Menschenansammlungen. Wir bedienen uns neuer Grußformen, wie dem Ellbogen-Ritual, umarmen uns aus der Ferne, tänzeln beim Einkaufen umeinander herum. Aber kann das wirklich Ersatz sein für Berührung und Intimität durch körperliche Nähe? Was passiert mit uns, wenn dieser Zustand von Dauer ist und wir in Zukunft weiterhin auf hochinfektiöse Viruserkrankungen stoßen?
Laut der Soziologie-Professorin Gesa Lindemann ist das nicht unwahrscheinlich. Sie rechnet damit, dass die Auswirkungen der Corona-Maßnahmen einen erheblichen Einfluss auf unser soziales Miteinander haben werden und es bald so etwas wie „Safer Contact" geben könnte. Was machen wir also mit unserer Berührungslust? Können wir sie ersetzen, und wenn ja, wie? Berührung erhält heutzutage eine ganze neue Qualität.