Menschen verkleiden sich immer gern – Söder bald als Merkel?
Der Schriftsteller Herman Wouk schrieb bis ins hohe Alter wunderbare Romane, zum Beispiel „Die Caine war ihr Schicksal". Weniger bekannt dürfte sein Werk „Nie endet der Karneval" sein. Wobei wir kurz vor dem 11.11. beim Hedonismus einer Spaßgesellschaft sind.
Gelegentlich ist das Gejaule groß, weil wegen einer Pandemie Schutzmasken getragen werden müssen. Das dürfte doch die Narren landauf und landab nicht besonders stören. Menschen tragen offensichtlich mit Lust Masken, und sie verkleiden sich auch gern.
Rechtzeitig vor Karnevalsbeginn fiel uns eine Anzeige in die Hände. Die Überschrift lautete: „Ungeschminkt sah ich aus wie ein anderer Mensch." Dabei ist es doch wohl umgekehrt. Erst wer sich ein Pfund Schminke ins Gesicht klatscht, sieht aus wie ein anderer Mensch. In der Anzeige stand, dass eine junge Frau klagte, ihre Beziehung sei in die Brüche gegangen – weil sie keine langen Wimpern gehabt habe. Das sind also die wahren Sorgen einer Party-Generation.
Dabei lässt sich Party auch mit viel Tradition machen. Belegt sind die Bälle am Hof des Preußen-Königs Friedrich Wilhelm III, der zwar ziemlich humorlos gewesen sein soll, aber seiner geliebten Königin Luise jeden Wunsch erfüllte und sie in Berlin Unter den Linden Karneval feiern ließ.
Uns fällt auch die Basler Fasnacht ein, die es seit dem 14. Jahrhundert gibt. Mit schrecklichen Kopf-Verkleidungen laufen die Bürger durch die Straßen. Jetzt dürfte das in diesen Zeiten von Corona wohl alles ausfallen. Womit auch die Frage verschoben ist, ob sich ein Narr als Mohr verkleiden darf.
Wenn wir uns noch tiefer in die Geschichte der Masken vergraben, landen wir in der Antike. Aischylos, Sophokles, Euripides waren umjubelte Stars. Für die Jüngeren: Sie spielten nicht bei Bayern München. Die begründeten das griechische Theater, schrieben „Die Perser", „Antigone" oder auch „Medea". Oft sang ein Chor Lieder zu Ehren des Dionysos, und alle Teilnehmer trugen Masken. Die Zuschauer erkannten die Schauspieler nicht an ihren Gesichtern, sondern an ihren Stimmen.
Masken gehören selbst in kleinen Theatern zum Fundus, weil zum Beispiel irgendwann mal „Der Maskenball" oder „Maske in Blau" gegeben wird. Natürlich hat jede Bühne und jeder Fernsehsender die Fachleute und Refugien für lustige oder weniger lustige Masken. Das kann hohe Kunst sein. Wer sich teure Plätze mit gebotenem Abstand leisten kann, kann Altersfalten doch entdecken. Womit kürzlich in Madrid die Besucher auf den billigen Plätzen nicht einverstanden waren und für den Abbruch einer Veranstaltung sorgten. Gegeben wurde – passend zu Corona –
„Der Maskenball".
Wer sich in diesen Zeiten nicht in eine Spielstätte traut, kann sich durchaus einmal mit dem Anfertigen von Masken beschäftigen. Den Schutz für Nase und Mund gibt es inzwischen reichlich, obwohl uns noch im März gesagt wurde, das würde alles gar nichts bringen. Draußen tragen wir ihn. Zu Hause überreden wir unsere Herzallerliebste zu einer persönlichen Maske, indem wir ihr Gurkenscheiben auf die Augen legen. Die Dame weiblichen Geschlechts googelte dann selbst unter Masken und stieß auf erotisches Spielzeug. Es bedurfte einiger Mühe, ihr eine Testbestellung auszureden.
Ein roter Mantel für den Weihnachtsmann wurde dann doch geordert. Die Angebote sahen alle gleich aus, wie die Flaschen dieser Brausefirma, die den Weihnachtsmann erfunden hat. Ein Wirtschaftsexperte namens Raffelhüschen hatte gefordert, die Renten müssten um fast fünf Prozent gekürzt werden. Dann brauchen wir neben Flaschensammeln in diesem reichen Land, in dem sich gut leben lässt, im Winter noch ein weiteres Standbein.
Nach Weihnachten ist nicht mehr lange bis Karneval. Es wird besonders den bayrischen Ministerpräsidenten Markus Söder schmerzen, dass diesmal nicht so richtig gefeiert werden kann. Er hat sich schon als Shrek, Marilyn Monroe oder auch Homer Simpson verkleidet. Passen Sie Silvester 2021 gut auf: Wenn dann eine Angela Merkel die Rede hält – es könnte Markus Söder sein.