Es war keine Überraschung. Der November wird noch trister, als es der Monat üblicherweise ohnehin so an sich hat. Das schlägt zusätzlich aufs Gemüt. Daran ändern auch die letzten warmen Spätherbsttage pünktlich zum Start des Lockdowns wenig.
Wobei die Frage ist, was das nun eigentlich ist, was jetzt gilt. Ein echter Lockdown mit fast leeren Straßen sieht bekanntlich anders aus. Für Lockdown light wiederum ist es dann doch zu einschneidend. Die demonstrative Einigkeit der Ministerpräsidenten geht den einen zu weit, anderen nicht weit genug, und der größte Teil diskutiert immer noch über die innere Logik.
Dass wir Kontakte drastisch reduzieren müssen, tragen die allermeisten mit. Wie es aber gelingen soll, die um 75 Prozent zu verringern, was als Zielgröße schon mal genannt wurde, wenn gleichzeitig Kitas und Schulen offen bleiben (wenn sie nicht gerade in Quarantäne sind oder Lehrpersonal ausfällt, was immer öfter der Fall ist), die Wirtschaft in großen Teilen (so gut es in den allgemeinen Rahmenbedingungen geht) weiterläuft, lässt sich mit einem einfachen Taschenrechner nicht so leicht rausfinden.
Die strengen Reduzierungen im privaten Bereich seien nötig, weil dort die meisten Infektionen erfolgten, eine Erkenntnis, die das RKI inzwischen relativiert, was wiederum logisch ist, wenn in 75 Prozent die Nachverfolgung nicht mehr greift. Jedenfalls will man im privaten Bereich nicht „proaktiv kontrollieren", beteuert der Kanzleramtschef. Bayerns Söder denkt da eher an eine besondere Form der Nachbarschaftshilfe.
Das alles haben wir „nur den Idioten zu verdanken", höre ich immer öfter mit Verweis auf Hochzeitsfeiern, Partys und ähnliche nette Versammlungen. Lässt sich dem so einfach widersprechen, auch wenn es unterschwellig schon sehr nach der Suche nach Schuldigen klingt? Die Stimmung wird gereizter.
Wenn schon keinen kompletten Lockdown, dann vielleicht präventiv eine generelle Maskenpflicht im öffentlichen Raum, auch an Schulen, was viele unserer Nachbarn längst kennen? Das allein würde nicht direkt Kontakte drastisch reduziert, aber jedem jederzeit präsent machen, wozu in unablässigen Appellen aufgerufen wird: Es kommt jetzt (und auf absehbare Zeit) und überall darauf an, unser Verhalten der Lage anzupassen. Und die ist in der Tat ernst, sehr ernst.