Die Story ist nicht unbedingt neu, doch die Umsetzung kann sich sehen lassen. Die französische Thrillerserie „Trauma – Der Fall Adam Belmont" weiß die richtigen Knöpfe zu drücken.
Warum hält sich der Polizist eine gefesselte und offensichtlich gefolterte Frau im Keller? Dieser Frage geht die Miniserie „Trauma – Der Fall Adam Belmont" nach. Bis Titelheld Adam Belmont (Guillaume Labbé) besagte Frau im dunklen Untergeschoss findet, ist die erste Folge der französischen Produktion gerade beendet – und bis dorthin ist doch bereits so einiges passiert: Belmont, von allen geachteter und respektierter Ermittler, ist auf der Suche nach einem Serienkiller, der bereits mehrere Frauen ermordet hat. Während eines Einsatzes, bei dem ein Verdächtiger scheinbar zum Greifen nah ist, lässt Belmont ihn laufen – und wird von einem Unbekannten angeschossen.
Schwer verwundet, aber noch am Leben, landet er im Krankenhaus. Als er wieder zu sich kommt, kommt er eben nicht wieder komplett zu sich – er leidet unter schwerem Gedächtnisverlust, dem titelgebenden Trauma. Aus der Klinik entlassen und wieder zu Hause angekommen, entdeckt er ebenjene Frau im Keller, an die er sich natürlich nicht erinnert. Sie sich aber an ihn. Ein schrecklicher Verdacht keimt in ihm auf: Ist er selbst etwa der Serienmörder, den er zur Strecke bringen will?
Dunklen Geheimnissen auf der Spur
Es ist eine beliebte Ausgangslage für Thriller, der sich die sechsteilige Miniserie bedient: Protagonist leidet unter Amnesie und kommt seinen eigenen dunklen Geheimnissen auf die Spur. Dass es „Trauma – Der Fall Adam Belmont" dennoch schafft, die Zuschauer zu fesseln und bei der Stange zu halten, hat mehrere Gründe. Da wäre zuvorderst der stark aufspielende Guillaume Labbé, der den Mittvierziger Adam Belmont facettenreich verkörpert. So nimmt man ihm das obsessive Verhalten gerne ab, das ihn in seinem früheren Leben zu einem Top-Polizisten machte.
Gleichzeitig hilft sie ihm in seinem jetzigen Abschnitt dabei, die Puzzleteile seiner Erinnerung langsam zusammenzufügen. Die Fokussierung auf den Beruf zog aber zeitgleich eine Entfremdung sowohl zu seiner Frau Chloé als auch zu seinem Sohn Victor nach, von dem er auch nach zwei Jahren immer noch nicht weiß, dass er Vegetarier ist. Zumindest Ex-Frau Chloé nimmt die Sache recht locker und sagt Dinge wie: „Nur weil unsere Ehe gescheitert ist, sollte nicht auch noch unsere Scheidung scheitern."
Es ist dieser schwarze Humor, mit dem „Trauma" ebenfalls punktet. So nennen seine Kollegen Adam Belmont auch gerne mal „Frankenstein" – nach den schweren Verletzungen zieren einige Wunden und Narben dessen Gesicht. Auch der Ermittler der Internen Abteilung, Maxime Rosen (Sébastien Lalanne), lockert das Geschehen mit einer ordentlichen Prise Sarkasmus und den für Adam Belmont falschen Fragen zum noch falscheren Zeitpunkt auf. Der Mann aus der Internen – die eingeschaltet wird, wenn ein Polizist Opfer eines Mordversuchs wird – ist ein ebenbürtiger Ermittler und davon überzeugt, dass Belmont die Untersuchungen zum Fall des Serienkillers manipuliert hat.
Ein düsterer David-Fincher-Look
Zwischendrin tummeln sich weitere interessante Charaktere. Die eigensinnige und impulsive Julie Dulac (Olivia Ross) etwa, die mit dem Protagonisten eine Affäre hat, aber eigentlich von einer richtigen Beziehung mit ihm träumt. Dann hätten wir da noch den manipulativen Therapeuten Doktor Billon (Philippe Lebas), der Adam bei seiner Suche nach sich selbst helfen soll. Und schließlich sitzt da ja noch die blonde junge Frau im Keller: Lucia Grimaud (Margot Bancilhon). Sie passt genau ins Täterprofil des gesuchten Serienmörders und zeigt sich zunächst verletzlich und traumatisiert. Doch im Endeffekt scheint sie die einzige zu sein, zu der der Titelheld eine tiefergehende Beziehung aufbauen kann.
Produktionstechnisch kann sich die Serie sehen lassen. Eindeutig von US-Filmen mit ähnlicher Thematik inspiriert, ist auch der Look an dunkle Kino-Highlights wie von David Fincher angelegt. Kein Wunder: Die Serie ist eine Eigenproduktion von 13th Street, beziehungsweise dem französischen Ableger 13ème Rue in Zusammenarbeit mit Empreinte Digitale. 13th Street ist spezialisiert auf Crime-Serien, packende Thriller, innovative Kurzfilme und ungewöhnliche Action-Dramen. Der Pay-TV-Sender zeigte „Trauma" im Oktober erstmals im deutschen Fernsehen. Nun ist sie bei Sky Ticket enthalten.
Die Idee zur Serie stammt von Henri Debeurme und Aurélien Molas. Debeurme zeichnet mitverantwortlich für die in Frankreich mehrfach ausgezeichneten Serien „Les Grands" und „Marianne", die auf Netflix zu sehen ist. Molas schrieb an „La Révolution" mit, einer Mystery-Serie, in der Adlige zur Zeit der Französischen Revolution wegen der Seuche „Blaues Blut" einfache Bürger ermorden. Auch diese ist derzeit bei Netflix im Programm.