Wenn der Tod sich greifbar nähert, dann sind die letzten Tage eines Lebens besonders kostbar. Der Roman beginnt mit der tödlichen Krebsdiagnose Dad Lewis. Er lebt mit seiner Frau in Holt, einer Kleinstadt in Denver. Die Szenerien dort erinnern an die menschenleeren Bilder des US-amerikanischen Malers Edward Hopper von Orten mit Highways, Motels und Tankstellen, in denen die Einsamkeit spürbar ist.
Heiß ist es in dem letzten Sommer, den Lewis erlebt, und sein Sterben findet an einem dieser Orte statt, die typisch amerikanisch sind. Zur Seite stehen ihm seine Frau Mary und seine Tochter Lorraine, die aus Denver angereist ist. Beiden ist er sehr verbunden, anders als seinem homosexuellen Sohn Frank, der früh das Elternhaus verlassen hat und zu dem jeder Kontakt abgebrochen ist. Das Umfeld in der Kleinstadt wird bestimmt durch die Angestellten der Eisenwarenhandlung, Lewis’ Lebenswerk, den Nachbarinnen und dem örtlichen Geistlichen. Geprägt ist das Zusammenleben von strengen Regeln, Kirchgang inbegriffen. Wer aus der Reihe tanzt, hat es schwer. Das betrifft auch den Pastor. In einer Predigt bezieht dieser sich auf das Lukas-Evangelium und ruft zur Gewaltlosigkeit mit den Worten „Liebe deinen Feind" auf. Dies hat zur Folge, dass er seines Amtes enthoben und nachts brutal zusammengeschlagen wird. Die Erwähnung der brennenden Türme der Terroranschläge vom 11. September 2001 macht ihn vollends zum Hassobjekt.
Harufs Roman passt gut in die augenblickliche Zeit. Die USA polarisieren durch ihre Regierung und deren Politik, die Stimmung ist explosiv. Widersacher werden ihrer Ämter enthoben. Ein Stück Zeitgeschichte wird verwoben mit persönlichen menschlichen Schicksalen. Nicht nur Dad Lewis’ Leben ist von Schicksalsschlägen geprägt, sondern das eines jeden Bewohners dieses Kleinstädtchens. Zwischendurch glimmen seltene schöne, zarte, lustvolle Momente auf. Die Fürsorge, Liebe und Wärme, mit der Ehefrau und Tochter den Sterbenden pflegen, ist berührend.