Die tastenden Anfänge des einstigen Indie-Wunderkindes liegen weit zurück. Im Verlauf der erstaunlichen Karriere des Conor Oberst wurden Inszenierung und Arrangierkunst perfektioniert und verdichtet. Gleichwohl ist das Wort „Bombast" bezüglich dieses charismatischen Künstlers nie benutzt worden. Dies zeugt wohl von seiner ganz besonderen Klasse.
Übereinander geschichtete Saiten, Streichermeere, Chöre, Pauken und Trompeten haben nie die immense Emotionalität des Vortrages neutralisiert, sondern eher noch stärker zur Geltung gebracht. Neun Jahre sind seit dem letzten Bright-Eyes-Album „The People’s Key" ins Land gegangen. Beschäftigt war Oberst trotzdem gut: Drei Soloalben und die gefeierte Zusammenarbeit mit Phoebe Bridgers als Better Oblivian Community Center sind nur eine Auswahl seiner Aktivitäten. Auch seinen Mitstreitern Nate Walcott und Mike Logis war nicht langweilig.
Ersterer arrangierte Alben für Sophie Hunger, Angel Olsen und U2, spielte live mit Jonathan Wilson und den Red Hot Chili Peppers. Logis produzierte First Aid Kit und schrieb Filmmusiken. Gleichwohl wird nun mehr denn je bewusst: Gemeinsam ist das Trio am stärksten – wie „Down In The Weeds, Where The World Once Was" soeben mit Macht beweist.
Beinahe schon traditionell wird dem erwartungsvollen Hörer zunächst eine schräge Spoken-Word-Eröffnung („Pageturners Rag") zugemutet. Danach geht es akustisch Schlag auf Schlag. Zusammengehalten wird das erneut genialisch dramatisierende musikalische Treiben von Conor Obersts brüchiger, vibrierender, im kompletten Musikgeschäft seinesgleichen suchender Stimme.
Überragende Tracks hat das zehnte Bright-Eyes-Werk mit den Titeln, die da wären „Pan And Broom" und „Persona Non Grata". Ersterer pocht rhythmisch wie ein aufgeregtes Herz und wird von ganz wunderbaren Orgel-Schlieren melodisch verfeinert, Letzterer erfährt mit Dudelsack-Spielereien eine Gänsehaut treibende Finesse.
„Nichts bleibt, wir haben nur jetzt" sagt der 40-jährige Oberst weise. Musik und Text vermitteln exakt das nachhaltig.