Wieder stecken die Reisemöglichkeiten in der Corona-Krise weitestgehend fest. Doch schöne Vorausblicke sind nach wie vor erlaubt. Zum Beispiel Richtung Kreta. Über die größte der griechischen Inseln urteilen viele Strand- und Kulturliebhaber: einfach göttlich.
Ungeachtet der bereits um 10 Uhr morgens brütend heißen Temperaturen hat sich eine Handvoll Gäste zur „Gartentour" versammelt. Chefkoch Lefteris Iliadis freut das und führt die wissbegierige Truppe vorbei am „Katzencafé", wo rund 20 mehr oder weniger wild lebende Katzen zur Freude vieler Kinder regelmäßig gefüttert werden, zum hoteleigenen Kräuter- und Gemüsegarten und durch die dortigen Beetreihen. Ausgestattet mit Scheren und Messern soll jeder, so Lefteris, „auf die Jagd nach reifem Gemüse" gehen. Gesagt, getan. Und schon wird gerupft und geschnitten und sämtliche Trophäen in Körbe gepackt. Nach rund 20 Minuten ruft der Küchenchef die Sammler zusammen – und begutachtet die Beute. Er ist sehr angetan. Und während er den ordentlichen Gemüsehaufen seziert, reichen Mitarbeiter den Kurzzeiterntehelfern etwas Brot, verschiedene Käsesorten (hoch im Kurs: Weichkäse vom Schaf und von der Ziege!) sowie Raki (die kretische Version des Ouzo). Dass die meisten gerade erst vom Frühstück (oder vom morgendlichen Schwimmen am hauseigenen Strand) kommen – geschenkt. Und während also die meisten mit Freude ihr hochprozentiges Kaltgetränk genießen und sich so gut es geht in den Schatten der angrenzenden Bäume stellen und sich über schnurrende Besucherkatzen freuen, erklärt Lefteris noch mal die wichtigsten Produkte – und was die Gruppe nun daraus zaubern wird.
Dies geschieht an Station zwei, der Outdoorküche des an der Nordküste Kretas gelegenen Hotels „Cretan Malia Park". Die großzügige Location mit Ofen, Grill, XL-Arbeitsflächen, einem langen Tisch und allerlei hübscher Dekoration, trägt neben dem üppigem Garten, der schönen Wellness- und Poolbereiche sowie den jüngst hochwertig renovierten Zimmern, Bungalows und Suiten, sicher auch zur hohen Bewertung als Fünf-Sterne-Hotel bei. Die wöchentlich stattfindende Garten- und Kochveranstaltung ist auf jeden Fall hochwertig. Insbesondere, was die kommenden zwei Stunden betrifft. Mithilfe des überaus gewitzten und beinah perfekt Deutsch sprechenden Front Office and Reservation Managers Chronis Maliotakis werden die Gäste in den praktischen Teil der kretischen Küche eingeführt. Zwei patente Köchinnen zeigen den im Halbrund stehenden Teilnehmern, wie Tomaten und Paprikas (an der Unterseite) „geköpft" und dann mit Reis und Gemüse gefüllt werden, wie Pitabrote gewalkt, Teigtaschendreiecke gestanzt sowie Zucchini und Auberginen paniert und gebrutzelt werden. Spannend auch: die Verwendung des typisch kretischen Wildkrauts Stamnagathi. Noch spannender: Jetzt darf jeder selbst Hand anlegen und es nachmachen. Das gelingt zwar nicht halb so gut wie bei den Profis, sorgt aber für gute Laune. Das Beste: Begleitet von regelmäßigen Raki-Runden werden die fast allesamt vegetarischen Leckereien auf Platten serviert und für den Verzehr am Tisch freigegeben. Die Gruppe ist sich einig: Köstlich, die kretische Küche!
Gäste werden in die kretische Küche eingeführt
Was auch gefällt: Die Aktion ist keine Show-Veranstaltung. „Ich ernte im Kräuter- und Gemüsegarten jeden Tag Zutaten für unsere Gerichte", erzählt Lefteris, „und da das für die rund 400 Hotelgäste natürlich nicht reicht, kaufen wir den Rest in der Umgebung ein und fördern damit gezielt die nachhaltige Landwirtschaft der eigenen Mitarbeiter." Konkret heißt das: Angestellte, die vor allem in der Nebensaison selbst Lebensmittel anbauen, erhalten nicht nur Tipps und Hilfe vom Hotel zur nachhaltigen Landwirtschaft – sie können hier auch noch ihre Produkte verkaufen. So haben diese ein zusätzliches Einkommen und das Hotel profitiert von den frischen Lebensmitteln aus der Region.
Wo diese genau angebaut werden, kann man sich bei einer Vespa-, Auto- oder – derzeit sehr in Mode – Quadtour ansehen. Gleich mehrere Verleihstationen befinden sich im fußläufig entfernten Malia, dessen feierfreudiges Publikum man im etwas abgelegenen Hotel kaum mitbekommt. Zwar ist es von hier zu Kreta bekanntesten Sehenswürdigkeiten, der 17 Kilometer langen Samaria-Schlucht und der durch ihre Moscheen, die große Burg und den alten venezianischen Hafen bekannten Stadt Rethymno, mitunter etwas zu weit für einen Tagesausflug. Hinauf in die Lasithi-Hochebene sind es von Malia aber nur ein paar Kilometer. Und die lohnen sich! 18 Dörfer säumen die 840 Meter hoch gelegene und von Bergen umsäumte Ebene, die man in einer weiten Runde umfahren kann. Die Schönheit hier oben hat offenbar auch Gottvater Zeus geschätzt: In der Tropfsteinhöhle Diktéon Ántron wurde er dem Mythos nach von der Ziege Amalthia großgezogen. Heutzutage können Besucher in die inzwischen effektvoll ausgeleuchtete Unterwelt absteigen – nur eine von zig Kulturstätten auf Kreta. Zu den Highlights zählt sicherlich das minoische Knossos samt dazugehörigem Archäologischem Museum in der Inselkapitale Heraklion, doch fast überall auf der rund 250 Kilometer langen Insel finden sich Überreste von Burgen und Tempeln sowie mit göttlichen Sagen besetzte Orte. Dazu zählt auch die rund 3.500 Jahre alte archäologische Stätte des minoischen Palastes von Malia unweit des „Cretan Malia Park".
Überall Burgen und Tempel
Mit Zeugnissen der Römer, Minoer oder anderen Hochkulturen hat der „Amazonas Park" nichts zu tun. Hier geht es vor allem um schützenswerte Tiere aus Südamerika, vor allem Papageien und Affen. Publikumsliebling sind eindeutig die Lemuren. Bestückt mit Bechern voller Gemüse wird man als Gruppe in ein großes Freigehege geschleust und von den putzigen Tierchen besprungen – ganz sanft. Mal hocken die ulkigen Leichtgewichte lässig auf den Schultern, mal greifen sie gekonnt in den Gemüsebecher.
Einsteigerkurse fürs Tauchen
Eine halbe Stunde Bergfahrt weiter taucht eine von steil abfallenden Hügeln umrahmte Bucht auf, in dessen Mitte die berühmte, etwa acht Hektar große „Lepra-Insel" Spinalonga liegt. Ihre teils jahrhundertealten Gebäude, die in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts lange von Leprakranken besiedelt wurden, sind heute Unesco-Welterbe und ein entsprechender Besuchermagnet. Die trotz makaberer Geschichte herrliche Kulisse lässt sich vom „Blue Palace Resort & Spa" gegenüber noch besser genießen. Und das von fast jedem Punkt des weitläufigen Resorts und der in dezenten Erdfarben gehaltenen, in den sanften Hang „hineingewürfelten" und maximal zweistöckigen Gebäudekomplexe. Trotz vieler Suiten samt eigenen Pools sucht man hier Blingbling, Kristallleuchter und Schnörkelluxus vergebens. Hier ist alles auf angenehmste Weise hochwertig und komfortabel, ohne überkandidelt zu wirken. Das scheint gut anzukommen bei der griechischen Prominenz, die hier ebenso gern (mitunter gar mit dem Helikopter) vorbeischaut wie Popgrößen in der Liga einer Lady Gaga oder Rihanna. Ob die eher den privaten Strandbereich oder den Thalasso-Spa bevorzugen? Man weiß es nicht. Vielleicht ja auch die am Hotelstrand befindliche Tauchschule Creta’s Happy Divers. Egal, ob Schnupperkurs am Strand oder Tages- respektive Nachttrip per Boot: Eigentümer Ron und seine sympathischen Kollegen widerlegen das Vorurteil, dass es in griechischen Gewässern nichts zu sehen gibt, ergo Tauchen keinen Spaß macht. Allein beim Einsteigertauchgang am Ponton trifft man auf kleine Oktopusse, überraschend viele Fische und mehrere schöne Seesterne. Für offene Münder und eine Nachfrage nach weiteren Tauchgängen sorgt Ron, wenn er erzählt: „Neulich sind wir hier in der Gegend sogar Mantas begegnet! Die majestätischen Seabirds sind eigentlich nur äußerst selten im Mittelmeer anzutreffen." Eben wieder so ein göttliches Ereignis, mit dem Kreta überrascht.