Ich habe gar nicht geahnt, wie viele Variationen die Einleitung eines Gesprächs mit immer demselben Thema haben kann und wie schnell die einen Verlegenheit bringen können. „Du kennst Dich doch mit Politik aus. Erklär’ mir mal ..." Ich könnte jetzt Seiten füllen mit den Fragen, die da so auf einen zukommen. Immerhin gibt es noch Menschen, die all das verstehen wollen, was derzeit auf sie zukommt. Zum Beispiel, warum kurz nach Verkündigung der nächsten Beschränkungen für private Treffen ein verkaufsoffener Sonntag lockt und die Cafés zu sind.
Das ist noch eine der harmloseren Fragen. Seitdem das Wort vom „Ende der Großzügigkeit" in der Welt ist, samt einem Streit, ob aus den Kassen des Bundes oder Länder Gelder für die Folgen der Pandemie fließen sollen, ist es ungemütlicher.
Nicht erst die letzte große und lange Verhandlungsrunde hat merkwürdige Erinnerungen geweckt. Solche Szenarien sind aus den Endphasen von Verhandlungen etwa über die Bund-Länder-Finanz-Beziehungen bekannt. Da hat jeder Ministerpräsident für Vorteile für sein Land gerungen. Musste er auch. Nur geht es diesmal bekanntlich um die Bekämpfung eines Virus, das sich bislang noch nicht sonderlich um Länderinteressen gekümmert hat und das sich folglich kaum mit bekannten Verhandlungsritualen in die Knie zwingen lässt.
Dass über die gigantischen Summen auch öffentlich diskutiert werden muss, ist nicht nur legitim, sondern im Grunde sogar überfällig. Allerdings müssen sich die Streithähne dabei allesamt klar sein: Egal welchem Topf sie was zuschieben, es geht immer um das Geld, das wir Steuerzahler da reinlegen – oder uns dafür verschulden. Ein Stück Demut in der Debatte wäre angebracht. Nicht, weil Advent ist, sondern weil es gerade jetzt um Vertrauen geht.
Waren schon im November-Lockdown die Stimmen unüberhörbar, die einen härteren, aber womöglich erfolgversprechenderen und kürzeren Weg befürwortet hatten, zeigen jetzt die Umfragen, dass eine bemerkenswerte Zahl von Menschen erwägt, über die Feiertage freiwillig das erlaubte Kontingent an Privatkontakten nicht auszuschöpfen. Die Besonnenheit eines großen Teils der Bürger scheint größer zu sein, als „die Politik" wahrnimmt. Ob sie das wirklich tun werden, sei dahin gestellt. Die Art der aktuellen Diskussionen mag alles Mögliche sein, eine große Ermutigung ist sie nicht.