Das Südwest-Derby ist vorbei. Mehr als 27 Jahre haben die Fans des 1. FC Saarbrücken auf ein Liga-Duell gegen den FCK gewartet. Dass die Emotionen da mal hochgehen, ist verständlich. Dabei war das Resultat auf dem Platz nicht unbedingt untypisch. Solche im Vorfeld emotional sehr aufgeladenen Duelle sind in der Realität nicht immer Leckerbissen, eine Punkteteilung nicht unüblich. Ja, der FCS hat nicht seine beste Saisonleistung abgerufen. Aber er war dennoch die etwas bessere Mannschaft.
Dem einen oder anderen sei empfohlen, einfach mal tief durchzuatmen und sich mit der Realität auseinanderzusetzen. Der Aufsteiger spielt bisher eine tolle Runde. Doch mit dem Erfolg kommen die Erwartungen. Und die stimmen nicht immer mit der Realität überein. Was Lukas Kwasniok bisher Woche für Woche aus der Mannschaft herausholt, ist phänomenal. Wer die drei Unentschieden gegen Wiesbaden, Türkgücü München und den FCK als „Negativtrend" sieht, sollte seinen Gemütszustand dringend überprüfen. Alle drei Gegner haben – nur mal als Beispiel – ein deutlich höheres Personalbudget als der FCS. Um in der Motorsport-Sprache zu sprechen: Der FCS, mit einem soliden Mittelklassewagen, hält in der Klasse mit Luxuskarossen erstaunlich gut mit. Bei allem Verständnis für den Wunsch der Fans nach einem Sieg gegen den FCK sind viele Reaktionen nach Spielschluss in den sozialen Medien einfach nur beschämend. Wer ernsthaft davon schreibt, dass er einen Abstieg in Kauf nehmen würde, wenn am Saisonende zwei Siege gegen den FCK auf der Habenseite stehen würde, stellt seine eigenen Befindlichkeiten über die Belange des Vereins.
Erstaunlich ist, dass jene, die jahrelang von den Verantwortlichen Bescheidenheit einforderten, nun die ersten sind, die die Nerven verlieren. Niemand kann allen Ernstes von dieser Mannschaft den Aufstieg einfordern. Ja, der FCS kann in der Spitzengruppe mitspielen. Aber auch nur dann, wenn die, die auf dem Platz stehen, das Gefühl bekommen, dass da ein Umfeld ist, dass geschlossen hinter ihnen steht. Es gilt sicher nicht für alle Fans, aber das bittere Fazit des ersten Derbys seit 27 Jahren kann nur lauten: Dieses Team hat mehr Vertrauen verdient!