Eine paar kleine Tipps, um im heimischen Büro nicht zu verwahrlosen
Homeoffice! Endlich kein Eiskratzen und Bibbern mehr bei Minustemperaturen. Kein nerviger Stau bei der Fahrt zur oder von der Arbeit. Kein zeitfressendes sich Vorzeigbarmachen vor dem Spiegel. Herrlich! Es lebe die schöne neue (Arbeits-)Freiheit. Während die Kinder gestriegelt und gestylt zum Bus hetzen, einfach den Morgenmantel über dem Schlafanzug zuknoten, gemütlich zum PC schlurfen, und während der Rechenknecht hochfährt ganz genüsslich die erste Tasse Kaffee genießen. Das Geräusch der Symphonie der Eiskratzer der Nachbarschaft klingt dann besonders schön.
Kommt Ihnen das bekannt vor? Dann sind Sie ganz sicher Homeoffice-Neuling. Denn Vorsicht! Das Homeoffice hat fiese Tücken, die sich erst nach und nach offenbaren. Homeoffice-Profis, also Selbstständige, die es gewohnt sind, ihren Arbeitsalltag auch in den heimischen vier Wänden zu organisieren, sprechen hier von der schleichenden Verwahrlosung. Das gilt insbesondere, wenn Sie alleine leben oder Ihr Partner ebenfalls Homeoffice-Neuling ist.
Fehler Nummer eins: Am Anfang ist es zweifelsfrei ganz nett, im Schlafanzug am PC zu sitzen. Sieht ja keiner, und umziehen kann man sich auch später noch. Muss ja nicht die schicke Leinenhose oder die Jeans sein. Die Jogginghose tut’s auch und ist ohnehin viel bequemer. Schnell aber läuft man Gefahr, dass aus dem „später" erst später Vormittag, dann später Nachmittag und schließlich später Abend wird. Da es nun auch nicht mehr lohnt, sich umzuziehen, lässt man den Schlafanzug bald rund um die Uhr an.
Fehler Nummer zwei: mangelnde Hygiene. Spätestens, wenn die Spinnen in den Ecken Ihres Arbeitszimmers fluchtartig das Weite suchen, sobald Sie selbiges betreten, sollten Sie in Erwägung ziehen, der Nasszelle Ihrer Wohnung mal wieder einen Besuch abzustatten. Aber vorher bitte den nun wirklich lange genug getragenen Schlafanzug ausziehen. Sollten Sie dennoch weiter einige Zeit zuwarten, werden Ihnen vermutlich genau dort besagte Tierchen wieder begegnen, falls Sie es doch einmal ins Bad schaffen sollten. Zu verlockend war für die Achtbeiner dieser Hort der Ruhe.
Fehler Nummer drei: die Essgewohnheiten. Freut man sich anfangs noch, endlich Zeit zum Kochen zu haben und nicht tagtäglich den Fraß von der Wurstbude oder dem Schnellrestaurant runterwürgen zu müssen, gehen Anfängern am heimischen Herd schnell die Ideen aus. Überhaupt wird das vielen auf Dauer schnell zu anstrengend. Doch Achtung: Wer jetzt nicht aufpasst und nur einmal zum Telefonhörer greift, um den Lieferservice anzurufen, hat unwiderruflich verloren. Schon nach kürzester Zeit ist die Wohnung mit Einwegverpackungen zugemüllt – und die einstmals adrette Figur gleichermaßen.
Um Ihnen von vornherein jegliche Illusion zu nehmen, die bitterste aller Wahrheiten: Auch im Homeoffice kommen Sie nicht gänzlich um die lieben Kollegen herum. Sie mögen sich vielleicht gefreut haben, das eine oder andere Gesicht für längere Zeit nicht mehr sehen zu müssen – keine Chance. Gott – oder Ihr Chef – hat dafür die Videokonferenz geschaffen. Immerhin: Sie werden viele Kollegen plötzlich mit ganz anderen Augen sehen. Manche Ihnen unbekannt erscheinende Dame ist nicht etwa eine neue Kollegin, sondern schlicht ungeschminkt. Und mit Ausnahme des Chefs, der ja im Büro eisern die Stellung halten muss, tragen plötzlich ausschließlich alle männlichen Kollegen mehr oder weniger wallende Gesichtsbehaarung.
Wobei wir bei den Fehlern vier bis sechs wären. Kaschieren Sie die Unordnung der eigenen Wohnung oder der eigenen Garderobe dadurch, dass möglichst nur Kopf und allenfalls noch der oberste Teil des Oberkörpers im Bild zu sehen sind. Schnell werden Sie auch lernen, dass die wichtigste Taste in der Videokonferenz die Stummtaste ist. Spätestens, wenn Sie ausgiebig über das Aussehen (siehe vorherigen Absatz) Ihrer Kollegen gelästert haben. Und immer daran denken: Auch wenn Sie nichts Konstruktives zur Sitzung beizutragen haben – Sie sind keineswegs unsichtbar. In Nase oder Ohren popeln sorgt ebenso für ungewollte Erheiterung wie herzhaftes Gähnen mit Blick bis zum Gaumenzäpfchen, ausgiebiges Strecken oder Kratzen, unbedarftes Aufstehen und die damit verbundene Zurschaustellung der Garderobe unterhalb der Gürtellinie – insbesondere mit sich anschließenden Turnübungen.