Anti-Aging-Cremes glätten Falten, Poren können sich öffnen und natürliche Inhaltsstoffe punkten stets vor synthetischen: Sieben Beauty-Weisheiten auf dem Prüfstand.
Die Hautalterung beginnt bereits mit Mitte 20. Ab dann verliert die Unterhaut schleichend Fett und im Bindegewebe wird Kollagen abgebaut, das als Gerüst der Haut dient und sie geschmeidig macht. Die Haut wird schlaffer – Falten entstehen. Klar, dass viele dem entgegenwirken wollen.
Cremes können Falten mindern
Oberflächliche Fältchen lassen sich zu einem gewissen Grad mit einer einfachen Feuchtigkeitscreme bekämpfen: Indem sie als Barriere wirkt und das in der Haut gespeicherte Wasser nicht herauslässt, wirkt vor allem trockene Haut ebenmäßiger. Als aktive Anti-Aging-Wirkstoffe werden vor allem Retinol und seine chemischen Derivate eingesetzt. Das Vitamin regt die Kollagenproduktion an und kann so erwiesenermaßen Falten reduzieren. Das gilt vor allem für verschreibungspflichtige, hochdosierte Tinkturen. Diese können allerdings auch zu Hautreizungen führen und die Erfolge verschwinden meist nach Absetzen der Creme.
Frei verkäufliche Rezepturen setzen neben Retinol auf Substanzen wie Hyaluronsäure oder Coenzym Q10. Einen sichtbaren Effekt haben die Produkte jedoch kaum. 2015 testete die Stiftung Warentest neun Anti-Aging-Cremes verschiedenster Preisklassen mit unterschiedlichen Wirkstoffen, die innerhalb von spätestens vier Wochen sichtbare Ergebnisse versprachen. Die 270 Tester behandelten über diesen Zeitraum eine Gesichtshälfte mit einem Anti-Falten-Produkt, die andere mit einer herkömmlichen Feuchtigkeitspflege. Ernüchterndes Fazit: Alle Anti-Aging-Cremes erhielten die Note mangelhaft. Experten war es nicht möglich gewesen, einen Unterschied zu erkennen – weder auf Vorher-nachher-Aufnahmen noch im Vergleich der beiden Gesichtshälften. Subjektiv glaubten einige Anwenderinnen schon an eine Verbesserung. Das lag jedoch vermutlich vor allem an der Erwartung. In einer begleitenden Umfrage war jede zweite Frau überzeugt, Anti-Falten-Cremes könnten Falten sichtbar oder gar vollständig verringern. Entscheidend bleibt die Vorbeugung vermeidbarer Zeichen der Zeit. Die verlässlichsten Waffen im Kampf gegen die Hautalterung sind daher Schatten und ein hoher Lichtschutzfaktor.
Stadtluft lässt die Haut schneller altern
Seit Kurzem findet man in den Drogerie-Regalen sogenannte Anti-Pollution-Produkte. Der Claim: Feinstaub, Smog und Abgase bedrohen den jugendlichen Teint. Spezielle Masken, Seren und Gesichtswasser sollen die urbane Haut davor schützen. Forscher um Jean Krutmann vom Leibniz-Institut für umweltmedizinische Forschung an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf untersucht umweltinduzierte Alterungsprozesse der Haut. 2010 verglichen die Forscher das Hautbild von 400 Rentnerinnen aus dem Ruhrgebiet und dem Münsterland. Die Städterinnen hatten etwa 20 Prozent mehr Pigmentflecken als Gleichaltrige vom Land.
Manche der neuen Spezialprodukte sorgen für eine physikalische Barriere zwischen Schmutz und Haut, andere enthalten Moleküle, die Schwermetalle einlagern. „Ob spezielle Anti-Pollution-Produkte wirksam sind, ist aber noch nicht ausreichend erforscht", sagt Maja Hofmann, Leiterin der Sprechstunde für ästhetische Dermatologie an der Berliner Charité. Sie empfiehlt Großstädtern daher aktuell eine Tagescreme mit Lichtschutzfaktor und eine gründliche Gesichtsreinigung, um die Haut vor schädlichen Umwelteinflüssen zu schützen.
Pickel ausdrücken hinterlässt Narben
„Finger weg" lautet der gängige Rat, wenn sich mal wieder ein Höcker im Gesicht breitmacht. Die Haut spannt, der Pickel sieht immer unappetitlicher aus. Nur zu gern würde man da mal kurz Hand anlegen. Ist es vielleicht doch erlaubt? „Wenn Sie ordentlich kratzen, bilden sich tatsächlich schnell Narben – an Rücken und Dekolleté sogar noch eher als im Gesicht", mahnt Maja Hofmann. „Am besten gehen Sie damit zur Kosmetikerin." Doch weil das nicht immer möglich ist, hier ein kurzer Leitfaden: Der klassische Eiterpickel lässt sich oft mit einem milden Peeling behandeln. Die Körnchen entfernen dabei oberflächliche Hautschuppen. Wenn es ans Ausdrücken geht, gilt: zuerst Hände waschen und desinfizieren. Erst wenn der Pickel „reif" ist, der Eiterpunkt also schon gut erkennbar ist, sollte man vorsichtig versuchen, den Inhalt zu entleeren. Dabei ist die Richtung der Bewegung entscheidend. Quetscht man ungünstig, kann es passieren, dass man den Eiter noch weiter in die Tiefe drückt.
Komedonen – auch Mitesser genannt – sind verstopfte Talgdrüsen. Die oft dunkle Färbung wird durch pigmentbildende Zellen namens Melanozyten verursacht. Zur Entfernung eignen sich zum Beispiel sogenannte Pore Strips: Klebestreifen, an denen die Talgpfröpfe haften bleiben. Doch die Wirkung ist oft nur von kurzer Dauer, so Hofmann: „Je nach Hauttyp kehren die Mitesser nach kurzer Zeit wieder zurück."
Natürliche Inhaltsstoffe sind besser als synthetische
Naturkosmetik wird nicht nur als ökologisch, sondern auch als besonders hautfreundlich beworben. Stimmt das? „Im Gegenteil", sagt Maja Hofmann. „Naturkosmetik wird oft sogar schlechter vertragen, weil sie leicht allergische Reaktionen auslösen kann. Viele Allergene sind pflanzlichen Ursprungs. Wir kennen das vom Heuschnupfen", erklärt sie. Wer zu Allergien neigt, setzt besser auf Produkte für empfindliche Haut. Besser verträglich seien auch Cremes mit wenigen Inhaltsstoffen. Hier ist die Chance, auf eine Substanz zu reagieren, geringer. Der Trend zum Minimalismus ist längst auch in der Beauty-Branche angekommen. Immer mehr Produkte enthalten nur fünf oder weniger Zutaten.
Bildschirmlicht schadet der Haut
Bis in die späten Abendstunden das Smartphone vors Gesicht zu halten, senkt das Schlafhormon Melatonin und kann so die Nachtruhe beeinträchtigen. Bildschirmlicht steht zudem im Verdacht, den Augen zu schaden. Aber auch der Haut? Unter dem Stichwort „Digital Aging" warnen Dermatologen und Kosmetikhersteller davor. Blaues Licht hat die höchste Energie im sichtbaren Spektrum. Es ist Teil des Sonnenlichts, wird aber auch von Smartphones, Tablets & Co. abgegeben. Im Alltag nehmen wir es meist eher als kühles Weiß wahr, wie es etwa LED-Birnen abstrahlen. Das kurzwellige Licht dringt bis in tiefe Hautschichten ein. Wird es von bestimmten Stoffen in der Haut absorbiert, entstehen instabile Sauerstoffmoleküle, auch freie Radikale genannt. Diese hochreaktiven Moleküle entreißen anderen Zellstrukturen Elektronen und setzen so eine schädliche Kettenreaktion in Gang: den oxidativen Stress. Angegriffen wird dabei vor allem das Kollagen, das für die Spannkraft der Haut mitverantwortlich ist. Neben vorzeitiger Erschlaffung der Haut kann es auch zu Pigmentflecken kommen. Schützen kann man sich mit Sonnencreme mit physikalischem Filter. Kleine Partikel reflektieren dabei das Licht an der Hautoberfläche, sodass es nicht in tiefere Schichten eindringen kann. Antioxidantien wie Vitamin C helfen zumindest in Zellkulturen gegen die freien Radikale, ob das aber auch außerhalb der Petrischale gelingt, ist noch unklar. Insgesamt ist die Hautalterung durch Bildschirmlicht noch kaum erforscht. Wie lange, wie oft und wie dicht man ihm ausgesetzt sein muss, um Schäden zu riskieren, bleibt offen. Auch die Langzeiteffekte regelmäßiger Belastung durch Bildschirmlicht sind bisher nicht bekannt.
Wer viel trinkt, bekommt schöne Haut
Seidenweich und prall soll die Haut werden. Dafür muss man nur mindestens drei Liter Wasser am Tag trinken, titelt ein Lifestylemagazin. Richtig ist: Rund ein Drittel der im menschlichen Körper gespeicherten Flüssigkeit steckt in unserem größten Organ. Ob wir dehydriert sind, lässt sich tatsächlich über die Haut testen: Nimmt man die Haut am Handrücken zwischen Daumen und Zeigefinger und erzeugt so eine Falte, sollte die sich beim Loslassen schnell wieder zurückbilden. Bleibt die Falte jedoch stehen, deutet das auf ein Flüssigkeitsdefizit hin. Dass ein deutlicher Wassermangel die Spannung der Haut beeinträchtigt, heißt allerdings nicht, dass große Trinkmengen ihre Spannkraft über den Normalwert hinaus erhöhen. US-amerikanische und israelische Forscher um Ronni Wolf vom Kaplan Medical Center in Rechovot haben sich 2010 die Faktenlage zum Thema angeschaut. Sie fanden in der zugegeben spärlichen wissenschaftlichen Literatur keinen Hinweis darauf, dass viel Trinken der Haut nützt.
Ein Review von 2018, für das ein Team um die Dermatologin Merve Akdeniz – damals an der Berliner Charité – die Ergebnisse von sechs Studien zusammenfasste, ergab Folgendes: Nach zusätzlicher Wasseraufnahme von ein bis zwei Litern am Tag über mehrere Wochen stieg die Feuchtigkeit der Hornschicht der Oberhaut und tieferer Hautschichten leicht an. Deutlicher war dies bei Probanden, die zuvor wenig tranken. Die Haut wirkte äußerlich etwas weniger trocken, Dehnbarkeit und Elastizität nahmen geringfügig zu. Die Forscher geben jedoch zu, dass die Forschungslage immer noch zu dünn ist, um die Frage eindeutig zu beantworten.
Die deutsche Gesellschaft für Ernährung hält etwa 1,5 Liter am Tag für einen gesunden Erwachsenen für ausreichend. Hinzu kommt ein knapper Liter, der über die Nahrung aufgenommen wird. Diese Trinkmenge genügt vermutlich auch für einen frischen Teint.
Poren können sich öffnen und schließen
Poren sind Öffnungen auf der Haut, unter denen sich ein Haarfollikel und eine Talgdrüse befinden. Häufig wird empfohlen, Hautpflege nach einer heißen Dusche aufzutragen. Durch den Wasserdampf seien die kleinen Schleusen geöffnet, und Wirkstoffe könnten tiefer eindringen. „Da ist etwas dran", meint Maja Hofmann. „Durch Wärme öffnen sich die Poren etwas. Dazu braucht es aber keinen Wasserdampf, sondern nur Wärme. Der Effekt entsteht auch in der Sonne. Substanzen dringen dadurch aber höchstens in die oberflächliche Haut ein, da eine Hornschicht – das Stratum Corneum – als Barriere wirkt." Wer zu fettiger Haut neigt, hat häufig größere Poren. Die können das Hautbild uneben erscheinen lassen und sind daher ein gängiges Feindbild der Kosmetikindustrie. Ein fortgeschrittenes Alter, genetische Vorbelastung und häufiges Sonnen erhöhen zudem das Risiko. Etwa ab einem Durchmesser von 0,3 mm² gelten Poren als vergrößert. Besonders sichtbar sind sie meist auf Nase und Wangen. Retinol hemmt die Talgproduktion und vermag so der Dehnung der Poren entgegenzuwirken. Laser, die überaktive Talgdrüsen zerstören, können ebenfalls das Hautbild bei fettiger und zu Akne neigender Haut verbessern.