Solweig de Barry (33)
Malerin | Neukölln
Eine an der Wand lehnende unbemalte Leinwand wartet noch auf Inspiration. Bei den daneben hängenden Einzelstücken weiß der Betrachter nicht so genau, ob sie bereits fertig sind oder nicht. Die deutsch-französische Künstlerin, die in Straßburg aufwuchs und seit 2008 in Berlin lebt, hält ihn aus, den „Weißraum" im Bild, das nicht Sichtbare, das Unfertige, das Unvollständige, das nicht Perfekte und manchmal sogar das Störende. Die Teebeutel für die kreativen Pausen befinden sich in einer bunten Blechdose ihrer deutschen Oma aus dem Schwarzwald. Solweig de Barry (http://solweigdebarry.com/), die an der Universität der Künste (UdK) Malerei studierte, wusste schon früh, „dass sie etwas mit den Händen machen wollte". In der Regel arbeitet sie an mehreren Bildern gleichzeitig. Die ehemalige Meisterschülerin des finnischen Künstlers Robert Lucander bannt meist mit Öl oder Tusche die Flüchtigkeit des gelebten Augenblickes auf Papier oder Leinwände und reduziert ihn dabei so lange, bis nur noch das Gerüst übrig ist. Fragmente wie Striche oder Muster, die Essenz. Auf dem Schreibtisch ihres lichtdurchfluteten Ateliers, mit Blick auf die Bäume des Hinterhofs, liegt ein mit Wachskreide gemaltes Bild mit dem Titel „Stadtwald", welches zu einer Serie zum Thema „Grün in der Stadt" gehört und Teil der Ausstellung „Sirene" im Kunstraum Kreuzberg ist, die wegen des Lockdowns nur online per 3D-Rundgang besucht werden kann.