Mit „Tanz der Teufel" schrieb Regisseur Sam Raimi Film- und Zensurgeschichte. Mit der Serie „Ash vs Evil Dead" spinnt er die Geschichte um seinen trotteligen Antihelden weiter.
Es war 1981, als ein kleiner Film große Aufmerksamkeit erregte. Der seinerzeit gerade 31 Jahre alte Regisseur Sam Raimi stellte mit ein paar Freunden und Mikrobudget seinen Film „The Evil Dead" fertig. In Deutschland bekannt als „Tanz der Teufel" startete für den Hardcore-Horrorfilm eine Zensurgeschichte, die erst im Januar 2017 enden sollte. Bis dorthin war der Film in diversen Schnittfassungen indiziert und beschlagnahmt – und das, obwohl die Effekte auch seinerzeit bereits leicht als Knetmasse mit Kunstblut zu erkennen waren. Doch die Mär von den Dämonen, die eine friedliche Gruppe Heranwachsender in einer einsamen Waldhütte befallen und nacheinander metzeln, war den Zensoren ein Dorn im Auge. Was angesichts des Gewaltanteils wiederum eine Ironie dieser Geschichte ist. Mittlerweile ist der Film ab 16 Jahren freigegeben.
Schon damals jedenfalls stand Bruce Campbell als Ashley „Ash" J. Williams im Mittelpunkt. Der US-Mime und sein prägnantes kantiges Kinn waren die einzigen Überlebenden des Wald-Gemetzels, das startete, nachdem die Gruppe das Necronomicon fand. Dies ist ein sagenumwobenes Buch, gebunden aus Menschenhaut, durch das Tote erweckt und als Dämonen wiedergeboren werden können. Wem da noch nicht der blutrot bis schwarze Humor des Debüts auffiel, dem schickte das Team noch eine humorvolle Fortsetzung (die im Grunde ein Remake mit höherem Budget ist), in der Ash seine Hand verliert und durch eine Kettensäge ersetzt, und die Fantasy-Komödie „Armee der Finsternis" hinterher, in der er ins Mittelalter geschickt wird. Hier nun knüpft die muntere Metzel-Mär „Ash vs Evil Dead" an, die in Deutschland bei Amazon Prime läuft.
Ash ist deutlich gealtert, arbeitet als einfacher Verkäufer und führt ansonsten ein unstetes Leben in einem Van. Zugedröhnt beschwört er eines Abends euphorisiert aus Versehen erneut die Dämonen aus dem Necronomicon. Diese tun sogleich das, was Dämonen halt so tun: morden. Das passiert in der Serie auf so herrlich-grotesk-überdrehte Weise, dass der Preis für die besten Spezialeffekte in einem TV-Beitrag bei den Fangoria Chainsaw Awards 2017 nur folgerichtig war. Gleichzeitig fragt man sich, wieso um drei tanzend Teufels Namen die FSK seinerzeit ein Aufhebens um die Gewalt im ersten und mit Abstrichen auch im zweiten Teil machte. Denn in der Serie fliegen die Körperteile, es fließen die Körpersäfte in Litern, und jeder noch so politisch unkorrekte Gag wird herzhaft in Angriff genommen.
Launiger Humor und exzessive Comicgewalt
Ein Held braucht natürlich Gefolgschaft. In diesem Fall helfen die brillant besetzten Ray Santiago und Dana Delorenzo dabei, die teuflische Brut wieder in den Griff zu bekommen. Pablo (Ray Santiago) erkennt als Erstes, dass Ash in Wahrheit „der Auserwählte" ist, der dem Dämonenspuk ein endgültiges Ende bereiten kann. Ziemlich blauäugig tituliert er Ash nur noch als „El Jefe" und wird später selbst von Dämonen besessen. Kelly (Dana Delorenzo) ist ebenso skeptisch wie robust und kämpft sich durch diverse Körperöffnungen. Sie gibt der Serie eine wunderbar kämpferische Seele. Fantasy-Fans können dem Auftritt von Lucy „Xena" Lawless entgegenfiebern, die als durchtriebene Ruby Knowby gern mal ganze Szenen an sich reißt.
Bestechen die ersten beiden Staffeln noch mit überkandidelt-launigem Humor und exzessiver Comicgewalt, gibt die dritte erst nach einigen Folgen so richtig Gas. Folgerichtig wurde die Serie danach abgesetzt und Star Bruce Campbell erklärte, er habe mit der Rolle nun endgültig abgeschlossen. Der 62-Jährige hatte in den 90er-Jahren nach „Armee der Finsternis" kurz in die A-Liga reingeschnuppert und bekam mit „Die Abenteuer des Brisco County jr." sogar eine eigene Serie. Letztlich entschied er sich aber für große Rollen in kleineren Filmen und nimmt seinen Status als „Ikone des B-Films" immer wieder selbst auf die Schippe. Sam Raimi wiederum entwickelte seinen ganz eigenen Stil immer weiter und legte eine große Karriere hin. Nach ansehnlichen Erfolgen mit „Darkman", „Schneller als der Tod" oder „Ein einfacher Plan" war er der erste Regisseur, der es schaffte, eine hochbudgetierte Film-Trilogie zu wuppen: die Spider-Man-Filme mit Tobey Maguire.