Deutschland geht wieder einmal in einen verschärften Lockdown. Doch diesmal ist der Profifußball noch davongekommen. Das gefällt nicht jedem. Es wird oft kritisiert, dass der Fußball eine Sonderrolle bekommen hat. Da ist auch etwas dran. Dass die Politik diesmal noch ein Auge zudrückt, hängt mit mehreren Faktoren zusammen. Zunächst einmal rollte das Leder in ganz Europa weiter. Hätte sich Deutschland da rausgezogen, wären auch international Fragen zu beantworten gewesen. Zum anderen haben Gerichte entschieden, dass geschlossene Branchen finanziell entschädigt werden müssen. Wenn nun eine hohe Millionensumme zur Stabilisierung der Profivereine fällig gewesen wäre, wäre der Aufschrei wohl groß gewesen.
Der entscheidendste Punkt ist aber die Tatsache, dass der Fußball hervorragende Hygienekonzepte entwickelt hat. Die Ansteckungsraten sind relativ gering, ganz ohne Infektionen kommt auch der Fußball natürlich nicht aus. Dennoch ist es gut und richtig, dass die Show weitergeht. Dennoch müssen sich DFB und Landesverbände die Frage stellen, ob es sinnvoll ist, die Regionalligen oder die Landespokale bis zum bitteren Ende durchzupauken. Denn spätestens unterhalb der 3. Liga sind die Übergänge vom Profitum zum Ehrenamt fließend. Der Kassierer beim Dorfverein, der Physiotherapeut mit eigener Praxis oder der nebenberufliche Geschäftsstellenleiter sind Personen, deren Gesundheit es zu schützen gilt.
Die Spieler sind gehalten, auf einen Weihnachtsurlaub auf den Kanaren oder in sonstige wärmere Gefilde zu verzichten. Das ist für viele schwer, aber das ist es für jeden normalen Arbeitnehmer derzeit auch.
Der Fußball hat einen Vertrauensvorschuss erhalten. Er sollte tunlichst bemüht sein, diesen nicht zu verspielen. Sollten Anfang Januar zahlreiche Spiele ausfallen, weil Sportler infiziert sind, wird auch der Fußball seinen Lockdown bekommen. Die Leidtragenden wären dann die vielen „kleinen" Verdiener hinter den Kulissen. Denn der Arbeitsmarkt Fußball dreht sich nicht nur um elf Großverdiener auf dem Platz, sondern vor allem um die vielen Zehntausend Angestellten im Hintergrund.