Ein Jahr wie das zurückliegende hat wohl noch niemand von uns erlebt. Doch trotz Lockdown zum Jahresende gibt es einen Lichtblick für 2021.
Als am 11. Januar die Meldung aus Wuhan in den Nachrichten Erwähnung findet, dass ein Mensch dort an einer neuartigen Krankheit gestorben sei, nehmen die meisten hier dies eher beiläufig zur Kenntnis. Gleiches gilt, als am 22. Januar die Stadt von den chinesischen Behörden abgeriegelt wird. Zu weit weg scheint Wuhan. Doch bereits zwei Tage später wird der erste Fall in Europa nachgewiesen und weitere vier Tage später der erste in Deutschland. In kürzester Zeit hat sich das neue Virus rund um die Welt verteilt.
Nur etwa 0,4 Mikrometer groß und nur unter dem Elektronenmikroskop zu sehen – und doch so gefährlich. Bis Mitte Dezember 2020 erkranken weltweit fast 77 Millionen Menschen an Covid-19, mehr als 1,7 Millionen Menschen fallen dem neuen Sars-CoV-2-Virus zum Opfer – bis zu diesem Zeitpunkt. In Deutschland werden bis Mitte Dezember gut 1,5 Millionen Infektionen nachgewiesen, knapp 27.000 Menschen sterben. In einer nie dagewesenen Kraftanstrengung machen sich Forscher weltweit an die Entwicklung eines Impfstoffs, und im Rekordtempo gelingen Erfolg versprechende Zulassungen gleich mehrerer Unternehmen. Bereits Anfang Dezember werden die ersten Menschen geimpft, vor allem Hochrisiko-Patienten jenseits der 80 Jahre und Pflegepersonal.
Die Verträglichkeit gilt als gut, die Wirksamkeit auch, doch ein Restrisiko bleibt – wie bei jeder Impfung – und hier insbesondere durch die Schnelligkeit, mit der die Stoffe entwickelt wurden. Langzeiterfahrungen fehlen logischerweise. Bis der Impfstoff für die breite Masse verfügbar sein wird, werden noch Monate ins Land gehen. Monate, in denen wir uns weiter werden einschränken müssen. Noch lässt sich auch nicht abschätzen, welche Rolle Langzeit- und Folgeschäden bei als geheilt geltenden Menschen spielen werden. Und auch nicht, ob der Impstoff auch gegen die kurz vor Weihnachten in England und Südafrika augetauchten Mutationen des Virus schützt. Immerhin gibt der Impfstoff den Menschen die Hoffnung auf ein Stück Normalität im Alltag zurück.
Alle Hoffnung ruht auf dem Impfstoff
Wie wertvoll persönliche Freiheiten sind, merkt man oftmals erst, wenn sie nicht mehr selbstverständlich sind. Das hat jeder von uns im zurückliegenden Jahr erfahren müssen – der eine weniger, der andere mehr. Führungspolitiker zu sein war 2020 kein Zuckerschlecken. Die ständige Abwägung zwischen Bevölkerungsschutz einerseits und Wahrung wirtschaftlicher Interessen und dem Erhalt von Arbeitsplätzen andererseits war und ist eine alles andere als einfache Aufgabe. Insbesondere anfangs auf Grundlage nur weniger Informationen.
Nicht alle Entscheidungen waren im Rückblick sinnvoll und richtig, nicht jeder Schritt konsequent. Im Nachhinein ist man immer schlauer. Manche öffentlichen Proteste dagegen sind zweifelsfrei gerechtfertigt, andere schlicht abstrus und weltfremd. Im Großen und Ganzen hat uns die Politik bislang ganz gut durch die Krise manövriert. Den Vorwurf, den Sommer im Hinblick auf eine zweite Welle verschlafen zu haben, muss sie sich dennoch gefallen lassen. Viele Virologen – die neuen Popstars – hatten zeitig und stetig davor gewarnt. Die Versäumnisse gelten insbesondere im Hinblick auf Schulen und Altenheime, aber auch auf Millionen Soloselbstständige und Kulturschaffende, für die 2020 ein wirtschaftlicher Totalausfall ist.
Die Hoffnung, dass die Pandemie 2021 enden könnte, ist da. Die Folgen aber werden wohl noch mehrere Generationen zu tragen haben. Die Neuverschuldung zur Stabilisierung von Firmen und damit Arbeitsplätzen mag richtig gewesen sein, bezahlen müssen sie vor allem unsere Kinder und Enkel.