Mensch und Umwelt sind durch kleinste Plastikteile stark belastet. Um deren Anteil zumindest im Abwasser zu verringern, helfen diese einfachen Reinigungstricks.
Die University of Newcastle in Australien hat für den World Wide Fund For Nature (WWF) jüngst eine Studie zum Thema Mikroplastik durchgeführt und dabei folgende alarmierende Ergebnisse veröffentlicht: Demnach nimmt jeder von uns im Schnitt fünf Gramm Mikroplastik auf. Und das pro Woche. Bei Mikroplastik handelt es sich um wasserunlösliche feste Kunststoffpartikel, die eine Größe von fünf Millimetern kaum überschreiten. Die Partikel gelangen zum großen Teil beim Wäschewaschen über das Abwasser direkt in die Umwelt. Schuld sind hier zum überwiegenden Teil synthetische Fasern. Zu ihnen gehören Polyamid, Acryl, Polyester und Elastan. Mindestens eine dieser Fasern steckt in den meisten Kleidungsstücken, die sich in einem durchschnittlichen Kleiderschrank hierzulande tümmeln. Und sie können großes Unheil anrichten. Schätzungen zufolge schwimmen mehr als 1,5 Millionen Tonnen Mikroplastik in den Weltmeeren. Etwa 35 Prozent davon sollen von Kleidungsfasern synthetischen Ursprungs stammen. Damit sind synthetische Fasern neben dem Reifenabrieb von Fahrzeugen die Hauptverursacher für die Vermüllung der Meere durch Mikroplastik. Zu diesem Ergebnis kommt die Union for Conservation of Nature (IUCN) in einer aktuellen Erhebung.
Pro Waschgang von synthetischen Misch-Textilien bei einer Waschtemperatur von 30 oder 40 Grad werden rund 138.000 Polyester-Fasern ausgeschwemmt und im Abwasser eingelagert. Diese alarmierenden Zahlen rechnet die Plymouth Universität in Großbritannien in einer Studie vor. Bei rein synthetischen Fasern ohne Baumwollanteil kann dieser Wert bis auf 500.000 ausgeschwemmten Fasern pro Waschgang steigen. Noch gravierender verhält sich Acryl-Gewebe. Hier kommen die britischen Forscher sogar auf rund 730.000 Fasern. Dabei gibt es gleich fünf Hauptfaktoren, die für die hohe Ausschwemmung der schädlichen Fasern verantwortlich sind: die Wassermenge, die Waschtemperatur, der Schleudervorgang, das Waschmittel und der Weichspüler. Je mehr Weichspüler Verwendung findet, desto mehr Fasern spülen sich aus. Hohe Schleuderzahlen und Schonwaschgänge können ebenfalls zu einem Anstieg führen. Laut Statistischem Bundesamt in Deutschland gelangten im Jahr 2018 über 300 Tonnen schädliches Mikroplastik ins Abwasser. Davon blieben nach Reinigung in der Kläranlage etwa fünf Prozent, also rund 4,5 Tonnen Mikroplastik übrig, welches in die Flüsse und dann in die Meere gelangte. Der Rest wurde in Klärschlamm gebunden. Der wiederum wird zum überwiegenden Teil verbrannt, wird allerdings auch für die Landwirtschaft genutzt. Auf diese Weise kommen auch auf den Böden wieder hohe Mengen Mikroplastik an, die wir über die Nahrung aufnehmen. Ein schädlicher Kreislauf schließt sich.
Wäsche beim Waschen nach Stoffen trennen
Deshalb fordern Umweltschützer und Forscher seit Jahren, bei der Entstehung des Mikroplastiks anzusetzen. Hier helfen schon einfache Tricks, den Anteil des Mikroplastiks beim Wäschewaschen zumindest stark zu reduzieren. Wir haben folgende Tricks zusammengetragen:
1. Möglichst auf Kleidung aus synthetischen Fasern verzichten. Stattdessen lieber Naturfasern wie Baumwolle oder Leinen tragen, das ist auch besser für die Haut und beugt Allergien vor.
2. Kleidung wenig waschen. Einzelne Flecken lassen sich auch per Hand ausreiben.
3. Auf Weichspüler verzichten. Viele Produkte (vor allem solche mit Duft) enthalten Mikroplastik und fördern nachweislich nicht die Weichheit der Wäsche.
4. Den Wäschetrockner weglassen. Durch den Vorgang des Kondenstrocknens und die Reibung der Wäsche im Trockner sammelt sich im Wasserauffangbehälter eine große Menge Mikroplastik.
5. Die Waschtemperatur möglichst kühl wählen, nie höher als 40 Grad einstellen. Hohe Temperaturen belasten die Fasern und führen schneller zu einem Abbruch.
6. Den Schonwaschgang meiden. Laut einer Studie der Universität Plymouth („Environmental Science and Technology" von 2019) lösen sich durch die höhere Wassermenge des Schonwaschgangs deutlich mehr Fasern aus dem Gewebe, nämlich bis zu 800.000. Allein die Verwendung von hohen Wassermengen ist für die Umwelt prinzipiell ein großes Problem.
7. Die Schleuderzahl reduzieren. Bei jeder Waschmaschine lässt sich der Schleudergang manuell einstellen. Je weniger die Wäsche geschleudert wird, desto weniger Reibung sind die Fasern ausgesetzt und desto weniger von ihnen brechen ab oder lösen sich aus dem
Gewebe.
8. Waschmittel bewusst auswählen. Viele Waschmittel enthalten Bleichmittel und Schleifpartikel, um Flecken besser zu bekämpfen. Damit lösen sich aber auch mehr Fasern ab, deshalb besser auf derlei Zusätze verzichten. Synthetische Polymere sollten ebenfalls nicht im Waschmittel enthalten sein. Waschmittel in Einzeltabs enthalten immer Mikroplastik, warnt die Verbraucherzentrale, deshalb sind auch diese keine gute Wahl. Grundsätzlich ist es ratsam, das Waschmittel sparsam zu dosieren, um die Fasern zu schonen. Ob dabei ein Unterschied zwischen Flüssigwaschmitteln und Pulvern besteht, ist noch nicht ausreichend wissenschaftlich erforscht.
9. Harte und weiche Textilien immer trennen. Beim Wäschewaschen nach Farben zu trennen, ist bekannt, doch viele trennen nicht nach Oberflächen. Wer allerdings „harte" Outdoorkleidung wie Jacken, Jeans und Kniebeinschoner gemeinsam mit empfindlichen Wollstoffen wäscht, der sorgt für eine starke Reibung und Abnutzung der weichen Stoffe. Gleiches gilt für die beliebten Waschnüsse oder Waschbälle. Auch sie tun den Fasern nicht gut.
10. Wäschesäcke nutzen. Laut Studien des Fraunhofer-Instituts verhindern Wäschesäcke das sogenannte Pilling, also den Verlust der Fasern um bis zu 86 Prozent. Deshalb gehören Kleidungsstücke aus synthetischen Fasern immer in den Beutel. Modelle wie die Guppybags verhindern nicht nur den Faserabrieb und Verlust im Inneren, sie sammeln auch das Mikroplastik im äußeren Bereich der Hülle auf. Dieses lässt sich dann nach dem Waschen einfach abreiben und im Müll entsorgen. Es sammelt übrigens auch Teile, die mit dem Auge nicht zu erkennen sind.