Der „Huf-Hof" in Eiweiler bei Nohfelden ist das genaue Gegenteil konventioneller Landwirtschaft. Die eine Sorte Rinder ist das ganze Jahr auf der Weide, die andere hat Auslauf, wann immer sie mag. Alles läuft nach strengsten bio-zertifizierten Richtlinien. Und das schmeckt man.
Unser Weg führt uns heute ins Nordsaarland, genauer gesagt nach Eiweiler bei Nohfelden im Landkreis St. Wendel. Nicht zu verwechseln mit Eiweiler bei Heusweiler. Unser Ziel ist der „Huf-Hof", wo wir von Patrick Konzer und Michael Haupenthal begrüßt werden. Die beiden Männer schmeißen mit Unterstützung ihrer Mitarbeiter den Laden.
Michael Haupenthal ist Landwirt in achter Generation. Der erste „Huf Hof" der Familie Haupenthal wurde 1845 auf dem Peterberg errichtet. Haupenthal macht seinen Job aus Leidenschaft, er kann sich gar nicht vorstellen, etwas anderes zu machen. Patrick Konzer erzählt: „Wir betreiben hier biologischen Landbau auf einer Fläche von 300 Hektar. Ziemlich groß also. Doch diese Größe brauchen wir hier, weil wir in einem Niedrigertragsgebiet sind. Am Südhang vom Peterberg sind die Wiesen ab Juli braun. Wir machen also nur einen Grasschnitt und brauchen viel Futter für unsere Tiere. Die Tiere brauchen bei uns auch große Flächen, weil sie bei uns überwiegend draußen sind."
Wir sitzen bei unserem Gespräch in der Küche des Bauernhofs und trinken einen heißen Kaffee. Auf dem Tisch steht eine große Karaffe Milch. Ich muss gestehen, eigentlich trinke ich keine Milch, ich nehme sie normalerweise nur in Form von Käse zu mir. Doch diese frische Milch schmeckt so gut, dass ich mir nach dem Kaffee sogar gleich zwei große Gläser genehmige. Wirklich lecker. Die Milch kann man hier im eigenen Hofladen kaufen, der jeweils mittwochnachmittags und samstagmorgens geöffnet ist.
Ich fragte die beiden Betreiber auch nach meinen Lieblingskartoffeln, die ich in Saarbrücken immer über den Hofladen von „Schnabels Restaurant" beziehe. „Ich habe mein drittes Lehrjahr damals bei einem landwirtschaftlichen Betrieb der Justus Liebig-Universität absolviert, auf dem Gladbacher Hof bei Gießen. Dort werden Feldversuche gemacht, und dort bauen sie auch Kartoffeln an. Das ist eine alte Sorte namens Soraya, vorwiegend festkochend, und die bauen wir hier auf dem ,Huf-Hof‘ an", erzählt Michael Haupenthal. Diese Kartoffeln haben eine schöne gelbe Farbe und schmecken unverschämt gut. Seit acht Jahren bauen sie diese Kartoffelsorte hier an. Der „Huf-Hof" ist ein Bioland-Betrieb, und auch die Partner des Hofs stellen höchste Ansprüche an ihre Produkte. Ob Demeter, Bioland oder Ökoland. Hier wird sehr sorgfältig gearbeitet.
Rückbesinnung auf die Wurzeln
Patrick Konzer und Michael Haupenthal befassen sich auch mit dem Erhalt alter Rassen. Vor allem halten sie hier Vogesenrinder und Vorderwälder Kühe. Nach ihrer Einschätzung sind diese Rinder für biologischen Anbau hervorragend geeignet. Um biologischen Anbau wird ja seit einiger Zeit ein ziemlicher Hype betrieben, dabei ist es eigentlich kein Hexenwerk. Es ist im Grunde nichts anderes als Landwirtschaft, wie sie vor der Industrialisierung betrieben wurde. Eine Rückbesinnung auf die Wurzeln.
Deshalb konzentrieren sie sich hier auf alte Dinge, die erhalten geblieben sind – und deshalb arbeiten sie mit diesen alten Rassen und nicht mit Industriekühen. Auf die gleiche Weise geht der biolandwirtschaftliche Betrieb beim Ackerbau vor – mit Fruchtfolgewechsel und natürlicher Gründünung, etwa mit Klee. Sie verwenden deshalb keine mineralischen Dünger, Unkraut wird zudem mechanisch bekämpft. Über die Fruchtfolge bekommen sie auch Stickstoff in den Boden. Unter Fruchtfolge versteht man, dass man keine Monokulturen anlegt, sondern auf den Feldern für Abwechslung sorgt. Am Anfang steht das Kleegras, das die Felder säubert. Danach kommt Weizen, Prädikale, eine Kreuzung aus Roggen und Weizen, dann ein Gerste-Erbsengemenge und anschließend in der Regel wieder Kleegras. So werden immer wieder unterschiedliche Nährstoffe aus dem Boden gezogen. Dies bedeutet, dass der Boden für längere Zeit geschont wird. Dann geht es von vorne los. Auf dem „Huf-Hof" wird vor allem Milchvieh gehalten, die Jungtiere werden nicht abgegeben. Hier betreiben sie Färsenaufzucht und Bullenmast. Die etwa 60 Vogesenrinder stammen aus dem Elsass, weit draußen auf der Weide leben die ungarischen Steppenrinder. Vor fast zehn Jahren wurde der Hof auf Biobetrieb umgestellt – und dafür zunächst belächelt, wie die beiden erzählen. Andere Landwirte hätten am Landwirte-Stammtisch in Selbach Wetten abgeschlossen, wie lange es den „Huf-Hof" noch gebe.
Der Anfang war es auch alles andere als einfach, doch mit der Zeit kamen immer mehr Kunden. Michael Haupenthal betont, dass sie jetzt schon länger über den Berg seien. Als vor ein paar Jahren die Milchkrise kam, bekamen konventionelle Landwirte gerade einmal noch 18 Cent für den Liter Milch. Der „Huf-Hof" war schon zertifiziert und bekam für seine Milch 40 Cent. Andere wollten in dieser Zeit auch auf Bio umstellen, scheiterten aber daran, dass ihre Ställe dies nicht hergaben. Das Tierwohl ist entscheidend bei den Vorgaben. Wenn ein Bauer seinen Tieren keinen Weidegang bieten kann, bekommt er logischerweise keine Bio-Zertifizierung. Heute ist der „Huf-Hof" Mitglied in einer Bio-Molkerei, der Arla Molkerei in der Eifel, und hat eine Abnahmegarantie. Und damit einen Grundumsatz, um die Kosten einigermaßen zu decken. Die Milch kostet heute im Hofladen einen Euro pro Liter. Der „Huf-Hof" versucht sich selbst im Kreislauf zu halten. Getreide wird vor allem der Tiere wegen angebaut. Sie sollen nur das bekommen, was auf dem Hof wächst. Hinzukäufe gibt es selten. Mit Soja füttern sie hier schon mal gar nicht. So bleibt der biodynamische Kreislauf in einem gesunden und bezahlbaren Verhältnis. Der Hof macht seinen Umsatz vor allem mit Fleisch und Milch. Für die Zukunft könnte noch eine Schweinezucht hinzukommen. Alte Schweinerassen mit Freilaufhaltung, etwa das Schwäbisch-Hällische Landschwein oder das ungarische Wollschwein. Und auch eine kleine Geflügelhaltung ist angedacht. Ideen gibt es genügend.
Die ungarischen Steppenrinder sind ganzjährig draußen
Wir verlassen die warme Stube, um zu den Tieren zu gehen. Das Vogesenrind ist eine „Käsekuh", der Munsterkäse etwa wird traditionell aus der Milch des Vogesenrindes gemacht. Diese Milch hat einen sehr hohen Anteil an Kalzium, Eiweiß und einen etwas geringeren Anteil an Fett. Das macht sich geschmacklich sehr gut. Die Vogesenrinder sind schwarz-weiß, die braun-weißen sind Vorderwälderrinder, und es gibt noch eine Graue, ein Tiroler Grauvieh. Das Fleisch der Vogesenrinder ist kurzfaserig und marmoriert. Genau so, wie Feinschmecker es mögen.
Im Stall ist alles offen, hier gibt es keine verschlossenen Türen. Tiere, die lieber draußen sind, können das selbst entscheiden. Die Haltung im Stall ist auf Stroh. Der Peterberg ist 584 Meter hoch und die Heuqualität hier faszinierend gut. Käse machen sie hier noch keinen, sondern verkaufen den Käse von Partnerbetrieben mit Demeter-Zertifizierung. Der meiste stammt aus dem Schwäbischen und aus dem Allgäu. Die Metzgerei des „Huf-Hof" liegt im Hochwald, in Woppenroth. Der Metzgermeister heißt Wolf und arbeitet komplett traditionell mit Bio-Zertifizierung. Seine Salami muss sechs Wochen reifen, vorher liefert er sie nicht aus.
Wir fahren auf den Berg, weit weg vom Hof. Hier lebt eine Herde ungarischer Steppenrinder praktisch wild. Die Tiere gehen nie in einen Stall, sie sind immer draußen, brauchen bei Schneefall mal einen Ballen Heu. Sie leben auf 40 Hektar und versorgen sich selbst mit Gras, Beeren, Laub, Klee und wilden Kräutern. Das Fleisch hat einen Wildcharakter und eine enorme Qualität. Unter drei Jahren wird hier auch kein Tier geschlachtet, obwohl es nach industriellen Maßstäben dann schon eine Altkuh wäre.
Auf dem „Huf-Hof" leben die Betreiber mit ihren Tieren in Eintracht. Und die Produkte von hier haben alle eine ganz besondere Qualität. In einigen Restaurants im Saarland kann man sie goutieren. Ansonsten findet man alles im kleinen Lädchen auf dem „Huf-Hof".