Ist das noch Punkrock? Die Antwort ist so simpel wie schnell gegeben: Nein! Denn zu vielschichtig kommt Red City Radio auf Ihrem neuen Album „Paradise" dieser Tage daher.
In den letzten Jahren als legitimer Nachfolger von Genregrößen wie Hot Water Music gehandelt, prognostizierte man Red City Radio einen ähnlichen Weg in den Mainstream wie etwa The Gaslight Anthem. Zu sehr hat sich der Sound des Quartetts aus Oklahoma City in den vergangenen Jahren vom puren melodischen Punkrock wegentwickelt. Man hat Facette um Facette, Sound um Sound hinzugefügt um etwas anderes zu kreieren.
Red City Radio schreiben wunderbare Songs, und dank der rauen Stimme von Sänger Garret Dale wird man natürlich unweigerlich an die oben genannten Gainesville-Sound-Punkrock-Götter erinnert, diesen den Rang abzulaufen schafft man allerdings noch nicht ganz.
Seit dem 2013er-Album „Titles" wurde der Punkrock-Anteil in den Songs von Red City Radio konsequent reduziert und durch klassische Rock-Passagen ergänzt. Hinzu kommt noch eine Prise Folk, und schon ist der durchweg erwachsenere Sound geschaffen. Diese Entwicklung steht Red City Radio zwar nach wie vor gut, ein paar härtere Passagen würden „Paradise" dennoch gut tun.
Die frühen und ungestümen Punkrock-Tage von Red City Radio sind definitiv vorbei. Stattdessen fühlt man sich oftmals an Chuck Ragan oder The Gaslight Anthem erinnert. Das alles ist Jammern auf hohem Niveau, denn Red City Radio machen auch in 2020 riesigen Spaß. Man kann sich aber dennoch nicht des Eindrucks erwehren, dass man mit „Paradise" ein wenig auf Nummer sicher gegangen ist. Songs wie „Baby of the year", „Love a liar", der Titeltrack „Paradise" oder der starke Abschluss „Gutterland" überstrahlen das Album und lassen einige der anderen Songs etwas blass wirken. Trotz kleiner Makel ist „Paradise" ein absolut starkes Album, dem man unbedingt etwas Zeit geben sollte, um zu wachsen. Red City Radio sollten sich beim nächsten Album einfach wieder etwas mehr trauen. Freunde von The Gaslight Anthem, Hot Water Music oder The Menzingers sollten genauer hinhören.