Der letzte Schritt der Neustrukturierung des Landessportverbandes ist gemacht. Mit dem ehemaligen Weltklasse-Badmintonspieler Joachim Tesche und Diplom-Sportmanager Johannes Kopkow sind die hauptamtlichen Vorstände gefunden, die den LSVS künftig führen werden.
Der organisierte Sport im Saarland atmete zum Jahresende auf: Endlich sind die zwei hauptamtlichen Vorstände gefunden, die den Landessportverband für das Saarland (LSVS) künftig anführen werden: Joachim Tesche (Schwerpunkt Finanzen) und Johannes Kopkow (Schwerpunkt Sport und Vermarktung). Sie werden die Geschäfte zum 1. Februar 2021 übernehmen. Ihre Verträge gelten für die nächsten fünf Jahre.
Der offiziellen Präsentation der beiden neuen, wichtigen Männer an der Spitze des LSVS ging eine lange Phase der Uneinigkeit in den Dachverbandsgremien voraus. Die einzige Aufgabe des neu geschaffenen Aufsichtsrats unter der Leitung seines Vorsitzenden Heinz König war zunächst die Organisation der Ausschreibung und des Bewerbungsverfahrens. Dies sorgte in den vergangenen Monaten der Übergangsphase in die neue, gesetzlich geregelte LSVS-Struktur bei Teilen des Aufsichtsrats und auch bei Chef-Sanierer Michael J. W. Blank für Unmut, Streit und Kompetenzgerangel. Nach FORUM-Informationen konnte erst eine Intervention des Innenministeriums als Rechtsaufsicht des LSVS die verfahrene Situation befrieden. Die hauptamtlichen Vorstände treten künftig unter Kontrolle des Aufsichtsrats an die Stelle des scheidenden Präsidiums.
Lange Debatten erschwerten die Suche
Joachim Tesche ist im Saarland kein Unbekannter. Der 41-jährige Diplom-Kaufmann war jahrelang einer der besten Badmintonspieler Deutschlands und lebte und trainierte am Olympiastützpunkt in Saarbrücken. „Ich bin damals als 17-jähriger Schüler hierhergekommen und wurde von allen unglaublich offen empfangen", erinnert er sich. „An der Landessportschule herrschte eine so herzliche Grundstimmung, dass man hier einfach gerne seiner Leidenschaft nachging. Ich habe deshalb große Lust, genau diese Themen wieder in den Mittelpunkt zu stellen." Wie viele andere Leistungssportler seiner Generation blieb er über die sportliche Laufbahn hinaus im Saarland, wo er seither mit seiner Frau, der ehemaligen Weltklasse-Triathletin Joelle Tesche-Franzmann, und seinen zwei Kindern lebt.
Die Chance, sich an der alten Wirkungsstätte einzubringen, wollte er sich nicht entgehen lassen. Obwohl auch für ihn die Wahrnehmung des LSVS in der Öffentlichkeit „durch negative Themen dominiert" war. „Ich glaube aber, dass es nach wie vor auch viel Positives gegeben hat, was es in den letzten Jahren aber nicht geschafft hat, gleichwertig wahrgenommen zu werden", sagt Tesche und stellt klar: „Ich bin davon überzeugt, dass das scheidende Präsidium gute Grundlagen geschaffen hat, auf denen wir jetzt aufbauen können. Diese Leute haben in einer extrem schwierigen Zeit verantwortungsvolle Ehrenämter übernommen." Er verspüre eine „unglaubliche Motivation mitzuhelfen, dass alles wieder besser wird. Für mich fühlt sich das angesichts meiner emotionalen Vorgeschichte hier logisch an." Mit seiner Expertise sollte dies gelingen: Noch während seiner Karriere studierte er an der Universität des Saarlandes Betriebswirtschaftslehre. Von 2006 bis 2010 arbeitete Tesche für das international agierende Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsunternehmen KPMG, seit November 2010 gehört er der Firma Co.met GmbH an, die zu den Saarbrücker Stadtwerken gehört. Seit Dezember 2019 ist er in der Geschäftsführung der IKS Kommunal GmbH tätig. Künftig will Joachim Tesche zusammen mit seinem Kollegen Johannes Kopkow beim LSVS wieder den Sport in den Mittelpunkt rücken. „Wir wollen möglichst zeitnah nicht mehr über Finanzen oder grundsätzliche Probleme sprechen, sondern über Themen, die den Sport betreffen", sagt der Fachmann für Finanzfragen und erklärt: „Das Budget flankiert nur die Möglichkeiten. Es geht darum, welche positiven Impulse wir damit für den Saarsport setzen können."
„Da kann man keine Schnellschüsse erwarten"
Das sieht auch Kopkow so, der im sportlichen Bereich die Federführung übernehmen wird. Wie Tesche ist es ihm ein Anliegen, die negativen Themen der Vergangenheit auch dort zu belassen. „Ich bin in der glücklichen Situation, dass ich mir, von außen kommend, ein eigenes Bild machen kann. Aber eigentlich möchte ich nicht nach hinten schauen, sondern lieber nach vorne und herausfinden, wer die Menschen sind, mit denen wir gemeinsam an einem Strang ziehen können", sagt er und ergänzt: „Ich habe die Ausschreibung gesehen und mich gleich beworben. Einfach, weil die Aufgabe spannend und interessant ist." Der 38-jährige studierte Diplomkaufmann für Sportmanagement war vier Jahre lang Geschäftsführer des Post SV Nürnberg, dem mit fast 17.000 Mitgliedern größten Breitensportverein Bayerns. Vor gut drei Jahren gründete Kopkow, der auch maßgeblichen Anteil am Zweitliga-Aufstieg des Nürnberger Basketball-Clubs NBC hatte, eine Sport-Beratungsagentur. Zusätzlich ist er als Dozent an privaten und staatlichen Hochschulen tätig.
Den Weg zum Sport fand Johannes Kopkow über seinen Vater und dessen Kumpel – beim Tischtennisspielen im Keller. „Das klappte ganz gut, und dann habe ich mich in Braunschweig einem Verein angeschlossen. Damals konnte ich gerade so über den Tisch schauen", erinnert sich der 38-jährige verheiratete Vater eines Sohnes, der auch heute noch aktiv Tischtennis spielt. Wenige Jahre später hatte er nach eigenen Angaben schon den Zenit seiner Karriere erreicht. „Mit zwölf war ich schon an der Spitze meines Leistungsvermögens angekommen. Ich sollte zum Stützpunkt nach Hannover, aber meine Eltern wollten das nicht", berichtet er. Die Eltern sahen den Fokus auf Schule in Gefahr. Heute funktioniert Leistungssportförderung anders – nämlich im engen Schulterschluss mit der Schule. Auch Basketball hatte es Kopkow angetan. Erst auf der Straße, später dann auf Bezirksoberliganiveau im Verein. „Erst, als ich den Verein studienbedingt verlassen musste, ist er zweimal aufgestiegen", sagt Kopkow und lacht. „Ich glaube, dass ich mich bei keiner Sportart total bescheuert anstelle, aber es ist auch nichts dabei, mit dem ich mein Leben füllen könnte."
Das unterscheidet ihn von seinem künftigen Kollegen Joachim Tesche, bei dem der Leistungssport lange an erster Stelle stand. In den kommenden Wochen und Monaten wollen beide die bestehenden Strukturen und Abläufe ihres neuen Arbeitgebers kennenlernen und analysieren. Erst danach wollen sie abwägen, wo Veränderungen sinnvoll sein könnten. „Dabei kommt es auf ein halbes Jahr nicht an. Was man jetzt macht, muss man so gut machen und strategisch so ausrichten, dass es den Sport im Saarland nach vorne bringt. Da kann man keine Schnellschüsse erwarten", weiß Johannes Kopkow. •