Wer sich auf die Traumschleife „Waldzeit" einlässt, erlebt im Schwalbacher Ortsteil Hülzweiler ein wahres Waldwunder. Auf knapp zehn Kilometern führt der Weg im Zickzackkurs und vielen Richtungswechseln fast ausnahmslos über erdige Wege. Abgerundet wird das Ganze durch kulturhistorische Besonderheiten.
Vor Beginn der Wanderung lohnt der Blick zurück. Auf der circa drei Kilometer entfernten Bergehalde Duhamel in Ensdorf thront seit September 2016 das Saarpolygon. Die 30 Meter hohe begehbare Stahlskulptur steht als Symbol für den Wandel einer ganzen Region und soll an die lange Tradition des saarländischen Bergbaus erinnern. Wer die Halde in Ensdorf hinaufsteigt, hat einen phänomenalen 360-Grad-Rundumblick auf große Teile des Saarlandes. In der abstrakten Formensprache des Polygons sind von den Berliner Architekten Katja Pfeiffer und Oliver Sachse zeichenhaft an den Bergbau erinnernde Motive verarbeitet worden: Fördertürme, Schlägel und Eisen. Wechselnde Perspektiven erlauben permanent spannende Formeneindrücke. Das Material Stahl verweist zusätzlich auf die lange Tradition der Stahlindustrie im Saarland.
Das erste ziel ist die Marienkapelle im Wald
Nach dem Start unserer Tour „Waldzeit" ist das erste Ziel die Waldkapelle, auch bekannt als Marienkapelle. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde sie als Stätte des Dankes und der Besinnung 1950 am Waldrand von Schwalbach eingeweiht. Eine Besonderheit der Kapelle ist die auf vier Naturpfeilern gestützte Vorhalle. Darüber steht in großen Buchstaben „Der Mutter des Herrn im Heiligen Jahr MCML." 1977 wurde in unmittelbarer Nähe der Kapelle ein Kreuzweg mit 14 Stationen der Leidensgeschichte Jesu und einer Station, welche die Auferstehung Christi zeigt, erbaut. Die Bilder des Kreuzwegs sind aus bunten Mosaiksteinchen zusammengesetzt. Die Entwürfe und künstlerisch wertvollen Mosaikarbeiten an der Waldkapelle und am Kreuzweg wurden von Professor Tristan Ruhlmann aus Hagenau in Zusammenarbeit mit dem Schwalbacher Maler Werner Busche ausgeführt.
Direkt hinter dem Kreuzweg biegt ein schmaler Waldpfad nach links. Wenige Minuten später erkennen wir einen alten Förderturm, den Neyschacht. Der Steinkohlebergbau in der Gemeinde Schwalbach lässt sich bis in die erste Hälfte des 18. Jahrhunderts zurückverfolgen. In den Gruben Griesborn und Schwalbach wurde das schwarze Gold gefördert und sicherte Generationen von Bergleuten und ihren Familien den Broterwerb. 1957 wurden die Gruben Griesborn und Duhamel zu einer Anlage, der Grube Ensdorf, zusammengeführt. Heute sind von den Standorten nur wenige Zeitzeugen der bergmännischen Industriekultur erhalten. Der Neyschacht, das Funktionsgebäude des Eisenbahnschachts, das Mundloch eines Stollens in Griesborn sowie der Elmer Schaft sind letzte Zeugen einer vergangenen Zeit. Die 250-jährige Bergbautätigkeit endete im Saarland am 30. Juni 2012.
Nachdem wir das Gelände der ehemaligen Grubenanlage passiert haben, überqueren wir die L 342, welche die Gemeinde Schwalbach mit dem Saarwellinger Ortsteil Schwarzenholz verbindet. Der Weg steigt zwischen Feldern und Wald leicht bergan. Kurze Zeit später erreichen wir den 13 Meter hohen Aussichtsturm am Krickelsberg. Über 52 Stufen erreicht man die überdachte Plattform auf zehn Metern Höhe. Der Blick geht nach Westen, bei guter Sicht reicht er bis ins Saartal und nach Lothringen. Der Turm liegt direkt an der ehemaligen Römerstraße, die einstmals die Städte Metz und Mainz miteinander verband. Im Wald hinter dem Turm finden sich einige Keltengräber. Eine längere Wegpassage führt vom Aussichtsturm entlang des Waldsaums, ehe wir an der Gemarkung „Beim dicken Rodt" nochmals in den Wald eintauchen. Unterwegs erleben wir spannende Waldbilder, wenn wir vom Waldrand zwischen mächtigen Buchen dünne Birkenbäume entdecken. Wenig später der Blick in den jungen Buchwald. Anschießend passieren wir mächtige Buchen und mit grünem Moos überwuchertes Totholz. Kurz danach führt ein schmaler Waldpfad durch ein Birkenwäldchen mit schier unzähligen jungen Stämmen.
Nach einem Waldsee zur Freilichtbühne
Wer aufmerksam unterwegs ist, entdeckt an verschiedenen Punkten der Tour Grenzsteine, die aus der Zeit von 1777 oder 1783 stammen. Verlief hier eine weitere Grenze durch das Bundesland Saarland? Wenn wir später den Dreibannstein erreichen, werden wir aufgeklärt. Zunächst wandern wir vorbei an weiteren Waldbildern, passieren linker Hand den 311 Meter hohen Krickelsberg, ehe wir die L 342 ein weiteres Mal überqueren. Meist bergab wandernd, gelangen wir mit etlichen Richtungsänderungen zum Dreibannstein an der hölzernen Deichselbrücke. Der Dreibannstein, so können wir an einer Infotafel lesen, markiert den Treffpunkt dreier Grenzen. Der Stein wurde 1757 gesetzt. Hier trafen die Grenzen des Hülzweiler Banns (damals Lothringen), des Schwarzenholzer Banns (damals unmittelbarer Reichsbann) und des Schwalbacher Banns (damals zur Grafschaft Nassau-Saarbrücken gehörend) zusammen. Die fast 2,4 Kilometer lange Banngrenze wurde mit insgesamt 21 Grenzsteinen markiert. Der Grenzstein misst eine Höhe von 80 Zentimetern und zeigt auf der Nordseite das lothringische Doppelkreuz und auf der Südseite die Wolfsangel, das Zeichen von Nassau-Saarbrücken. Hier ist auch die laufende Nummer eingeschlagen. Auf der Ostseite ist die Jahreszahl der Aufstellung (1757) eingeschlagen. Die Westseite ist frei. Die Kopfzeile zeigt zwei Kerben, die den Grenzverlauf verdeutlichen. Bergab wandernd erreicht man an der Ortsrandlage von Hülzweiler eine weitere Kapelle, mit dem „Gnadenbild der Dreimal Wunderbaren Mutter Königin und Siegerin von Schönstatt".
Nach der Kapelle ein kleiner Anstieg, kleine Wegbiegungen mit verschiedenen Richtungsänderungen und wir befinden uns an einem idyllischen Waldsee, den wir komplett umrunden. Wenn Sonnenstrahlen auf die Bäume rund um den Waldsee fallen, faszinieren und verzaubern wunderbare Schattenbilder die Seelandschaft. Danach sind wir rasch auf dem Gelände der Freilichtbühne Hülzweiler angekommen. Die Volksbühne wurde 1954 durch den Zusammenschluss der Theatervereine Thalia-Veritas und Katholische Spielschar gegründet. Seit 1927 wird auf dem Gelände der Freilichtbühne Theater gespielt. Stücke wie „Wilhelm Tell", „Die Räuber", „Die Passion", „Der fröhliche Weinberg", „Pippi Langstrumpf", „Der gestiefelte Kater" oder „Der Schinderhannes" begeisterten die Zuschauer. Neben traditionellen Theateraufführungen fanden in den vergangenen Jahren zahlreiche Kulturveranstaltungen wie Rock- und Popkonzerte sowie klassische Musikveranstaltungen statt. Im Sommer bietet das Standesamt Schwalbach auch Termine zu Trauungen auf der Freilichtbühne an.
Als wir das Gelände der Freilichtbühne verlassen, steigt der Weg sacht bergan. Nach wenigen Minuten sind wir am Ausgangspunkt unserer Wanderung angekommen.