Damit der verlängerte Lockdown auch Spaß machen kann, stellen wir hier weitere Spiele vor. Diesmal: Brettspiele, die teils mit neuen (Jubiläums-)Versionen, teils mit neuem Design, teils mit witzigen Spin-offs auftrumpfen.
Carcassonne ist eine durch ihr mittelalterliches Flair bekannte Stadt in Südfrankreich – und ein Spielehit aus München. Was 2001 mit der Auszeichnung als „Spiel des Jahres" begann, zog eine eindrückliche Erfolgsgeschichte sondergleichen nach sich. Mittlerweile hat sich das Kachelplatzierungsspiel, bei dem die Spieler reihum Plättchen ziehen und so Stück für Stück eine südfranzösische Landschaft „legen" und dabei Punkte sammeln, mittlerweile mehr als zwölf Millionen Mal verkauft – und das in über 20 Sprachen. Rechtzeitig zum 20. Geburtstag bekamen nun Städte, Wege, Basare und Wirtshäuser ein grafisches Facelift, wobei man sagen muss, dass das frühere Design mehr Charme hatte. Auch über die mittlerweile zehn Erweiterungen kann man mitunter geteilter Meinung sein, wobei der Spielfluss durch den Einsatz von zusätzlichen „Wiesen"-Regeln, Kathedralen oder Brücken eigentlich erst richtig Fahrt aufnimmt. Eines jedoch steht fest: Wer einmal im Lege- und Anbau-Fieber ist, wird auch nach Jahren nicht die Lust verlieren. Das liegt an der schier unendlichen Vielfalt der Spielverläufe. Die Kombination aus Ziehglück, Taktik und (sich durchaus auch ändernden) Pakten mehrerer Spieler sucht ihresgleichen. Und echte Cracks suchen zudem noch nach den Spin-offs, also eigenständigen „Carcassonne"-Editionen, von denen es mittlerweile ebenfalls zehn an der Zahl gibt. Die Themen reichen da vom Amazonas über die Südsee bis zur Safari, und es lockt selbst eine eigene Junior-Version. Die Deutschen Meisterschaften, die 2021 zum 19. Mal ausgetragen werden, erfolgen aber – natürlich – mit dem Originalspiel.
Monopoly weltweit meistverkauft
Zum nächsten Spiel muss man nicht viel sagen: Kein anderes Gesellschaftsspiel hat sich weltweit öfter verkauft als „Monopoly": mehr als 275 Millionen Mal! Erstmals 1933 erschienen, gehört die „Geldvermehrung durch Grundstückskäufe" in fast allen Ländern (mal von sehr kapitalismusfremden abgesehen) zum Standardrepertoire – und das seit Generationen. Doch dank unzähliger pfiffiger Spezialausgaben, darunter beispielsweise Asterix, Fortnite, Super Mario oder FC Bayern, kommt stets frischer Layout-Wind rein (die Regeln bleiben im Grunde gleich). So auch in der „Game of Thrones"-Edition mit dem Eisernen Thron als Kartenhalter und mit Lautsprecher, der den Soundtrack spielt. Ein Tipp für alle Über-18-Jährigen, die das Serienende noch nicht verkraftet haben. Und wer es nicht verkraften kann, dass er schon wieder auf die Schlossallee samt Hotel getappt ist und erneut eine Hypothek aufnehmen muss, sollte vielleicht zu einer ganz besonderen Edition greifen, die es seit 2020 auf dem Markt gibt: „Monopoly für schlechte Verlierer". Bei dieser witzigen Ausgabe sind die Regeln nämlich umgedreht und Verlieren zahlt sich aus. Wie das? Die Spieler verdienen bei diesem Spiel Geld, indem sie lästige Dinge machen müssen, wie ins Gefängnis zu gehen, Miete auf ein Grundstück zahlen oder sogar pleitegehen. Und der größte Loser kann als Mr. Monopoly ein sensationelles Comeback starten – indem er gegenüber allen anderen Spielern diverse Vorteile genießt.
riesiges „Catan" auf der Insel Mainau
Gleich auf Platz zwei in der ewigen Spielehitliste folgt „Catan". Der einst unter dem Namen „Die Siedler von Catan" und vor einigen Jahren umgetaufte Brettspiel-Hit hat zwar nicht 88, aber immerhin auch schon 25 Jahre auf dem Buckel. Zum Jubiläum des „Spiel des Jahres 1995", dem es im Übrigen als erstem Spiel überhaupt gelang, die Höchstpunktzahl bei den Juroren einzufahren, entstand im Sommer 2020 auf der Bodenseeinsel Mainau ein überdimensionales, rund 10.000 Quadratmeter großes Catan-„Spielfeld". Für viele war das blumenreiche Areal mit der typischen Wabenstruktur ein reizvolles Ausflugsziel. Und auch die Tischversion, die nun in einer neuen Jubiläumsedition erschien, hat ihren Reiz nicht verloren. Dafür sorgen nicht zuletzt die unglaublich vielen Themen-Sets und Erweiterungen, von Seefahrern bis zu den Inkas. Die Grundidee aber ist stets dieselbe: Die Spieler versuchen, die dominante Kraft auf der Insel, im Weltraum, auf dem Meer zu werden, indem sie Siedlungen, Städte und Straßen bauen. In jedem Zug werden Würfel geworfen, um festzustellen, welche Ressourcen produziert werden. Die Spieler sammeln diese, respektive die Karten, dann, um ihre Zivilisationen aufzubauen, Siegpunkte zu erreichen und das Spiel zu gewinnen. Interessant: Es spielt hier auch ein gewisses Verhandlungsgeschick eine Rolle, wenn untereinander Rohstoffe getauscht werden. Und selbst wer gerade nicht am Zug ist, nimmt voll am Geschehen teil. Sei es, dass er die Tauschgeschäfte der anderen argwöhnisch verfolgt, oder, dass er darin selbst einbezogen wird.
Groß sprechen oder handeln – das ist bei „Azul" nicht zu erwarten. Für das „Spiel des Jahres 2018" muss man sich nämlich ganz schön konzentrieren. Es geht eben viel um Taktik. Dabei vereint der Sensationserfolg der letzten Jahre vermeintliche Gegensätze: Die fast schon nüchterne Funktionalität des Spielbretts ist ein gelungener Kontrast zur wunderbaren Ästhetik des entstehenden Mosaiks. Die Haptik der Kachelsteine verstärkt den wertigen Eindruck. Allein das Material ist ein Genuss. Zudem wird dem einfachen Auswahlmechanismus so viel Tiefgang verliehen, dass dieser einen nahezu endlosen Wiederspielreiz auslöst. „Noch mal, nochm al" heißt es nicht selten am Ende des gut in einer halben Stunde machbaren Spiels (Monopoly und Catan können deutlich länger dauern …).
Dass bei Erfolgsspielen schnell Nachfolger aufgelegt werden, überrascht nicht. In diesem Fall sind es sogar schon zwei. Bei „Azul: Die Buntglasfenster von Sintra" ist man statt als Fliesenleger als Glaser mit entsprechendem Legematerial unterwegs. Das Spiel fühlt sich ähnlich an wie der Vorgänger, der tolle Auswahlmechanismus wurde komplett übernommen. Allerdings werden diesmal viel mehr Elemente eingesetzt, was manchmal fast ein bisschen stressig wird. 2020 kam schließlich das Sequel des Sequels: „Azul: Der Sommerpavillon" heraus. Hierbei besinnt man sich wieder etwas mehr auf Reduzierung und kombiniert Elemente aus den beiden Vorgängerspielen. Da dies gut gelingt, ist es daher eine Art „Best of Azul" …