Mit seinen Pokalauftritten wurde Torwart Daniel Batz bundesweit bekannt. Im besten Alter blickt der Schlussmann der Blau-Schwarzen nach vorne. Die beste Zeit seiner Laufbahn liegt noch vor ihm.
Wenn man sich die Bilder anschaut, dann fühlt man sich in eine andere Zeit versetzt. Es war der 3. März 2020. Die Uhr im Hermann-Neuberger-Stadion in Völklingen schlug kurz nach 22 Uhr, als Daniel Batz im Viertelfinale um den DFB-Pokal seinen insgesamt fünften Elfmeter parierte. Es war das erste Mal, dass ein Regionalligist in die Vorschlussrunde einzog und es war auch der Tag, an dem der erste Corona-Fall im Saarland nachgewiesen wurde.
Seitdem ist vieles anders. Auch der organsierte Fußball. Für den Helden von Völklingen war das Thema Corona noch ganz weit weg. „Es war schon Wahnsinn, was damals über mich hereingebrochen ist. Ich musste unzählige Interviews geben. Als Torwart steht man nicht so oft im Mittelpunkt. Es war eine krasse Erfahrung", sagt Batz und fügt hinzu: „Ich bin froh und dankbar, dass ich diese mit 29 und nicht mit 23 gemacht habe." Der gebürtige Erlanger ist ein reflektierter Typ. Der Ruhm des Pokalerfolgs ist scheinbar spurlos an ihm vorbeigegangen. Als „ruhig, sachlich und absolut professionell", beschreibt ihn Lukas Kwasniok, Trainer des Drittligisten 1. FC Saarbrücken.
Der Pokalauftritt war dermaßen spektakulär, dass sogar Christian Streich, Kulttrainer des SC Freiburg während einer Pressekonferenz ausführlich zu Batz Stellung beziehen musste. Für die Breisgauer bestritt Batz vor Jahren sein bisher einziges Bundesliga-Spiel. Zu einem Wiedersehen mit seinem ehemaligen Trainer kam es übrigens in der vergangenen Sommerpause, als Batz in Freiburg seinen früheren Torwartcoach Andreas Kronenberg besuchte. „Wir haben uns in der Trainerkabine gesehen und ein paar Minuten gesprochen. Er hat mir gratuliert und gesagt, dass ich weiter Gas geben soll", erzählt Batz, der am kommenden Dienstag seinen 30. Geburtstag feiert. Mit einem Auswärtsspiel des FCS beim FC Magdeburg. „Es gibt sicher bessere Zeitpunkte für einen runden Geburtstag. Aber im Fußball kann man sich das nicht immer aussuchen. Aber es sind eben auch ungewöhnliche Zeiten", sagt Batz lachend. Ungewöhnlich ist auch der Werdegang des Torwarts, zumindest, was seine Zeit im Saarland angeht. Anfang 2016 wechselte er vom damaligen Drittligisten zur SV Elversberg und wurde dort Stammtorwart. Doch nur ein Jahr später gab er noch kurz vor Ende der Winterpause seinen Wechsel zum Rivalen in die Landeshauptstadt bekannt. Dabei war die SVE zu diesem Zeitpunkt auf Meisterschaftskurs in der Südwest-Staffel und stand vor dem FCS in der Tabelle. „Ich wollte frühzeitig Klarheit haben. Ich habe gute Leistungen in Elversberg gebracht, aber die Gespräche über eine Verlängerung haben sich hingezogen. Als mein damaliger Berater mir dann vom Interesse des FCS erzählt, sind wir uns schnell einig geworden", sagt Batz und legt Wert auf eine Feststellung: „Die Darstellung, dass mir der FCS deutlich mehr Geld geboten habe, ist schlicht und ergreifend falsch. Es ging mir um eine Perspektive und ich wollte wissen, wo persönlich die Reise hingeht. In Elversberg war absehbar, dass ein erneuter Umbruch anstehen würde, sollten wir es nicht schaffen. So ist es ja auch gekommen."
„Ich bin froh, dass ich die Erfahrung mit 29 gemacht habe"
Dreimal musste Daniel Batz mit den Saar-Regionalligisten in die Relegation. Dreimal scheiterte er. „Das erste Jahr mit der SVE war brutal. Da waren wir gegen Zwickau die eindeutig bessere Mannschaft und haben uns einfach dumm angestellt. Ein Jahr später gegen Unterhaching muss man akzeptieren, dass die besser waren." Besonders weh getan hat aber das Aus mit dem FCS ein weiteres Jahr danach. „Es war ja in Saarbrücken alles auf dieses Ziel im zweiten Jahr ausgerichtet. Nach dem Umbruch und einer Aufbausaison wurde das Team gezielt verstärkt und wir haben die Liga dominiert. Was dann in den beiden Spielen gegen 1860 München passiert ist, lässt sich auch rückblickend kaum erklären", sagt der Torhüter, der zugibt, „dass danach erst einmal eine große Leere war."
Daniel Batz und der FCS – das war ohnehin zu Beginn keine Liebesheirat. Der eher introvertierte Franke eignet sich nicht zum Typ Volkstribun. Nach seinem Wechsel gab es viele Vorbehalte, auch weil seine Leistungen zunächst schwankend waren. Kurioserweise lieferte er sein bestes Spiel im Aufstiegshinspiel gegen 1860 München ab. Seitdem agiert er auf hohem Niveau. „Ich bin sicherlich beim Rauslaufen aktiver geworden. Und ich habe gezeigt, dass ich doch den einen oder anderen Elfmeter halten kann", sagt er lachend. Mit nunmehr 30 Jahren ist er im besten Torwartalter. Sein Vertrag beim FCS läuft noch bis Sommer 2022. In der 3. Liga hat Batz schnell Fuß gefasst. „Ich lasse die Dinge erstmal auf mich zukommen. Natürlich ist es ein Traum, noch eine Liga höher zu spielen. Andererseits habe ich seit der Kindheit davon geträumt, einmal in England zu spielen. Aber darüber mache ich mir jetzt keinen Kopf."
Das vergangene Jahr hat das Leben von Daniel Batz verändert. Als Regionalliga-Torwart war er einer von vielen. Dann kam das Düsseldorf-Spiel. „Ich habe plötzlich bei Sky90 gesessen und mein Trikot hängt im deutschen Fußball-Museum. Wenn mir das jemand vor zwölf Monaten gesagt hätte, hätte ich ihn für verrückt erklärt."
Doch das Saarbrücker Trikot mit der Nummer 1 hängt nicht nur im deutschen Fußball-Museum. Auch auf den Straßen und Bolzplätzen der Landeshauptstadt ist es mittlerweile präsent. Daniel Batz und der FCS – das ist so etwas wie Liebe auf den zweiten Blick. Aus dem eher kritisch beäugten Ex-Elversberger ist ein Gesicht des FCS geworden. Mittlerweile wird er in einem Atemzug mit Dieter Ferner, Carsten Hallmann oder Peter Eich genannt. „Ich finde, es ist als Torwart kein Nachteil, wenn man nicht so im Mittelpunkt steht. Vielleicht suche ich daher nicht so die Nähe der Fans. Aber das ist auch ein Stück weit mein Naturell", sagt er und gibt doch zu: „Diese Wertschätzung zu spüren, ist schon ein gutes Gefühl."