Zum Glück ist noch Januar. Ich stelle mir vor, es wären sonnige Tage im Mai, wir hätten längst Sommerzeit. Und dann müssten wir erklären, wie es um die rigiden Kontaktbeschränkungen bestellt ist. Das ist jetzt schon schwierig, wo doch alle gelernt haben, auf magische Inzidenzzahlen zu starren wie auf den Tabellenplatz des Lieblingsvereins.
Bei meinem Verein weiß ich dann allerdings genau, was daraus folgt, Champions League, Abstiegskrampf oder tristes Mittelmaß. Was aber passiert eigentlich, wenn wir die dauerhaft beschworene magische „50" erreicht haben? Dann ließe sich über Lockerungen nachdenken. Die Antwort klingt inzwischen so unbefriedigend, als würde man nach einem gelungenen Aufstieg erst einmal nachdenken, ob nicht auch eine andere Sportart ganz nett wäre.
Nachdenken ist nichts Verwerfliches, aber wie so oft ist Vor-Denken ratsamer. Bekanntermaßen lässt sich eine Anstrengung eher durchhalten, wenn ich ein einigermaßen klares Ziel vor Augen habe. Dieser Erkenntnis widerspricht auch niemand. Trotzdem bleibt es in der Regel beim ‚Man müsste’.
Dabei geht es gar nicht in erster Linie darum, allzu akribisch detailgenaue Pläne vorzulegen. Dass die ohnehin ständig überprüft werden müssen, haben wir inzwischen gelernt. Eine Skizze stufenweiser Schritte wäre schon mal ein Anfang. Psychologisch wichtig, aber auch für die, die schlicht jeden Tag rechnen müssen, wie lange sie noch durchhalten können.
Zur Agenda für normalere Zeiten gehört auch die Frage nach den Verlierern. Viel ist durch Hilfen zunächst über die Zeit gerettet worden. Was im Übrigen bei aller berechtigten Kritik an Umsetzungen nur mäßig gewürdigt wird. Die Folgen werden sich nach dem Ende der Programme zeigen. Was dann wirklich weggebrochen sein wird, wie sich die Strukturen verschoben und verändert haben, kann derzeit nur spekuliert werden. Aber dass es diese Entwicklungen geben wird, selbst wenn sich „die Wirtschaft" insgesamt wieder erholen wird, und dass es vor allem die trifft, deren Verhältnisse schon zuvor als prekär beschrieben wurden, gilt als absehbar. Einfach werden Antworten auf diese erwartbaren Brüche nicht, aber es ist absehbar, dass sie auf uns zukommen.