Mit einem guten Pastis verbinden viele Menschen tolle Erinnerungen an den einen oder anderen Frankreichurlaub. Seit ein paar Jahren gibt es mit dem „Pastis de la Sarre" auch ein sehr gutes heimisches Produkt, um solche Träume aufleben zu lassen. Geschaffen hat ihn Dr. Franz Eckert.
Ein guter Pastis gehört zum Südfrankreichurlaub wie ein ordentliches Glas Wein zum Essen. Viele Saarländer wissen dieses Getränk mittlerweile zu schätzen. Man trinkt ihn traditionell mit eiskaltem Wasser, das in einer typischen Karaffe serviert wird. Zunächst wird der Pastis, der zunächst irgendwo zwischen dunkelgelb und bronzefarben ist, „daumenhoch" ins Glas gegeben. Anschließend kommt das Wasser dazu. Das Mischungsverhältnis ist dann eins zu sechs. Ein Teil Pastis, sechs Teile Wasser. Manche mögen auch noch zwei, drei Eiswürfel dazu. Die Verdünnung bewirkt, dass sich die Farbe in ein milchiges Weißgelb ändert. Pastis wirkt schleimlösend, und hat auch eine heilende Wirkung, etwa bei Magen-Darm-Problemen. Und er wirkt verdauungsfördernd.
Seit 2018 gibt es den „Pastis de la Sarre" aus Tholey. Der Mann, der ihn auf den Markt brachte, heißt Dr. Franz Eckert. Schon als Kind schleckte er gern an den Likören der Erwachsenen. Später wollte er eigentlich beruflich etwas ganz anderes werden, nämlich Orthopäde. Dann aber studierte er Chemie und anschließend Lebensmittelchemie. Seine Doktorarbeit hatte das Thema: „Aromastoffe von Wacholder".
Ein Freund seines Nachbarn ist ein wahrer Liebhaber des guten Pastis. Vor einigen Jahren bat dieser ihn, doch auch mal einen zu machen. Also machte sich Eckert ans Werk. Er stöberte in alten Rezepturen und hatte schnell eine Idee, wie er seine Version realisieren könnte. Gleich die erste Zusammensetzung, die er ansetzte und destillierte, war die richtige.
Die Kräuter sind Betriebsgeheimnis
„Die Rezeptur besteht aus Sternanis, Anis, Fenchel, Koriander und noch ein paar anderen Kräutern", erzählt Eckert. Welche das sind, verrät er natürlich nicht – Betriebsgeheimnis! Wie bei allen guten Pastis kommt auch noch ein Süßholzwurzelauszug hinzu. Dieser wird auf dem kalten Wege extrahiert, während die andern Kräuter destilliert werden. Diese Süßholzwurzel gibt dem Pastis die Farbe. Übrigens fehlt diese beim Pernod. Deshalb sagen Pastis-Fans, dass Pernod kein Pastis sei.
Viele Menschen verbinden ein Glas Pastis mit unvergessenen Urlaubserinnerungen. Auch ich. Vor mehr als 20 Jahren hatten wir uns ein kleines Häuschen in der Nähe von Draguignan in der Provence gemietet. Jeder hatte seine Aufgaben für den Urlaub bekommen. Ich war zuständig fürs Einkaufen und Kochen. So fuhr ich zwei-, dreimal die Woche zum Markt ins nächste Dorf. Am Rande des Marktes gab es einige Bistrots. Dort saßen immer einige ältere Herren, die sich zum Boulespielen unter den Platanen eines kleinen Platzes neben dem Markt trafen. Eines Tages setzte ich mich zu ihnen, und auch ich bestellte mir einen Pastis. Sie luden mich ein, mit ihnen eine Runde mitzuspielen. Aus einer Runde wurden mehrere. Und aus einem Pastis wurden drei. Ich kam viel später zurück, als ich ursprünglich dachte.
Aber zurück zum „Pastis de la Sarre". Dr. Franz Eckert wurde in einem Familienunternehmen groß: Eckerts Wacholder-Brennerei. Gegründet 1890 und vielen bekannt für ihre traditionellen Produkte. Seit 125 Jahren produziert das Unternehmen am Standort Tholey. Schon früh hatte Dr. Franz Eckert also mit Brennen und Schnaps zu tun. Eigentlich wollte er irgendwann damit nichts mehr zu tun haben.
Hauptberuflich verkauft er Enzyme
Er gründete seine eigene Firma und verkauft bis heute Enzyme mit seinem eigenen Unternehmen Alkozym. Diese werden vor allen von Korn- und Kartoffelbrennereien nachgefragt. Man braucht sie, um Stärke in Zucker zu spalten. Zudem verkauft er Laborbedarf, im Prinzip alles, was eine Brennerei so braucht. Bis heute ist das sein Hauptgeschäft. Vor 13 Jahren fing er an, „Danziger Goldwasser" zu machen. Natürlich heißt es bei ihm anders: ein Kräuterlikör mit Blattgold. Danach machte er einen Wodka – mit Kartoffeln aus der Lüneburger Heide. Zu einem runden Geburtstag wollte er seinen Gästen seinen eigenen Whisky präsentieren. Also setzte er drei Jahre vorher einen Malzalkohol auf ein Fass. Danach entwickelte er den „Schaumbergnebel". Das ist ein Kräuterdestillat-Likör, ähnlich wie ein französischer Chatreuse oder ein Kartäuser, und besteht aus vielen Kräutern wie Zitronenmelisse, Eisenkraut, Ysop und Pfefferminz. Das sind alles Heilkräuter, man darf damit aber in Deutschland keine Werbung mit einer eventuellen heilenden Wirkung machen.
Seine Motivation, diesen zu kreieren, war damals die Wiedereröffnung des Schaumbergplateaus. Später machte er sich wie erwähnt an den Pastis. Sein Bekannter befand, dieser sei so gut, dass Eckert ihn verkaufen müsse. Der Bekannte brachte Eckert zudem mit einer Designerin aus Sotzweiler zusammen. Ihr Name ist Stefanie Schönig und sie designte die Flasche für den Pastis, und mit ihrem Design kam dann auch der Erfolg. Zuvor war dieser Pastis im Saarland nahezu unbekannt. Mit ihrer Kreation erhielt Schönig zunächst den „Saarländischen Staatspreis für Design" und wurde zudem nominiert für den „German Design Award 2021". „Danach ging es richtig los, ich bin kaum mit der Produktion nachgekommen", erzählt Eckert. Er brennt viermal im Jahr seinen Pastis. Jeweils 250 Liter, das sind dann 500 Flaschen. Er macht das nur, wenn die Sonne scheint. Denn auf dem Dach hat er eine Anlage, um aus Sonnenlicht Energie zu gewinnen.
Biozertifizierung für Produkte angestrebt
Bei Franz Eckert geht es immer um Nachhaltigkeit und Umweltschutz. Dies ist Firmenphilosophie. Für jede Flasche verkauften Pastis lässt er in Mexiko über eine Kinderorganisation einen Baum pflanzen. Die Organisation „Plan for the Planet" bekommt für jede verkaufte Flasche zwei Euro.
Was Franz Eckert nicht hat, ist ein Verkäufer für seine Produkte. Er ist eher der Wissenschaftler und Fachmann, der die Produkte entwickelt. Verkaufen ist nicht so sein Ding. Deshalb war er froh, dass Jürgen Schnabel aus Gersweiler auf ihn zukam, der Eckerts Pastis in seinem Hofladen als Erster verkaufte. Heute gibt es das Getränk bei unterschiedlichen Adressen. Bei Rewe, Globus, aber auch in kleinen Fachgeschäften. Etwa in Saarbrücken bei Miori, in der Winefactory und bei Saar-Lor-deLuxe. Aber auch in Wallerfangen und Trier.
Für die Zukunft hat Franz Eckert so einige Ideen. Er will seine Produkte biozertifizieren lassen. Denn er arbeitet fast ausschließlich mit Bioprodukten, zertifiziert von Demeter und Bioland. Weiterhin in der Planung sind ein neuer Name und das Ausweiten der Aktivitäten. Angedacht ist eine neue Firma mit dem Namen „Tholeyer Genussmanufaktur". Mit dieser Firma will er dann auch Seminare anbieten. Seine Mitarbeiterin Martina Helfert ist Spezialistin für Wildkräuter, mit Ausbildung und profundem Wissen. Sie soll die Abteilung Weiterbildung im neuen Unternehmen führen. Vielleicht entwickelt sich dann bei dieser Arbeit ja noch der eine oder andere Likör.