Von der Zeit in Berlin während des Kalten Krieges erzählt die Autorin Claire Winter in ihrem Roman „Kinder ihrer Zeit". Dabei legt sie den Fokus auf die Biografie ihrer beiden Protagonistinnen, den Zwillingsschwestern Alice und Emma. Als ihre Mutter im Jahr 1945 aus Ostpreußen flieht, kann sie nur einer ihrer beiden Töchter helfen und diese retten: Emma. Die andere, Alice, bleibt zurück, wird von einem russischen Soldaten gerettet und in ein Waisenhaus gebracht, wo sie unter harten Bedingungen aufwächst – ohne ihre Mutter, die den Verlust ihres Kindes bis zu ihrem eigenen Tod nicht verkraften kann.
Dennoch handelt es sich bei Alice um die Stärkere der beiden, während Emma früh gelernt hat, sich unsichtbar zu machen, was ihr in ihrem späteren Beruf als Übersetzerin und Dolmetscherin allerdings zugutekommt.
Doch als sich die Schwestern wiedersehen, wirft ihnen die Realität Steine in den Weg: Durch Alice lernt Emma den Ostberliner Physiker Julius Laakmann kennen. Als Julius Zeuge einer Entführung wird, gerät er zwischen die Fronten der Geheimdienste. Alice verschwindet spurlos.
Währenddessen erreicht der Kalte Krieg einen neuen Höhepunkt: Berlin soll für immer geteilt werden. Claire Winter zeigt in ihrem Buch auf, dass während der Nachkriegszeit in Ost- und Westberlin kaum einer dem anderen über den Weg trauen konnte, selbst die eigene Familie konnte vollkommen andere politische Ansichten vertreten und ohne Vorwarnung auf der roten Liste des Staates landen. „Es hat niemand die Absicht, eine Mauer zu bauen" erwies sich als folgenschwere Lüge. Angst vor Spionage und dem Verlust der Privatsphäre war damals ein Schreckgespenst. Ohne Vorwarnung wurden Menschen verhaftet, weil der Geheimdienst Staatsverrat witterte.
Für viele Jugendliche in der heutigen Zeit mag dies alles albern klingen, zumal sie ihre Daten oft sorglos hinterlassen. Doch damals war dies eine strikte Maßnahme, um die vermeintliche „Staatssicherheit" zu garantieren.