Er gehörte zu den charismatischsten Figuren der deutschen Fernsehunterhaltung: Peter Alexander. Von seinen Fans geliebt und verehrt, verdüsterten private Schicksalsschläge sein Alter. Der populäre Entertainer starb am 12. Februar 2011 in Wien.
Frech, aufmüpfig und renitent – so kennt man ihn hierzulande eigentlich nicht. Schauspieler und Sänger Peter Alexander, ob seiner Qualitäten als Entertainer auch „Peter der Große" genannt, verzückte das Fernsehpublikum mit ewig jungenhaftem Charme und einer satten Prise Wiener Schmäh. Die heile Welt war sein Revier. Doch der Österreicher beherrschte auch die Rolle des traurigen Clowns. Mit seinem Talent und seiner Wandelbarkeit rettete er sich bereits in Kindertagen aus manch brenzliger
Situation.
Peter Alexander Ferdinand Maximilian Neumayer wurde am 30. Juni 1926 im Wiener Bezirk Alsergrund geboren. Sein Vater, ein Bankangestellter, hatte Großes mit ihm vor: Sein Sohn sollte einmal Medizin studieren. Doch dieser beendete nicht einmal das Gymnasium, weil er als verhaltensauffälliger Schüler von der Schule verwiesen wurde: Peter verstand es, seine Lehrer unter dem Applaus seiner Mitschüler perfekt zu parodieren. Er war Klassenbester im Fach Latein, schwach in Mathe und hatte eine Eins in Musik. Aber statt für die Schule zu lernen, brachte er sich lieber das Klavierspielen bei, jazzte auf verstimmten Instrumenten und schulte seine Stimme im Chor der Wiener Sängerknaben. Zu seinen Idolen zählten Nat King Cole und Fats Waller. 1944 schickten die Eltern ihren Sprössling zum Großvater ins mährische Znaim (Znojmo), wo er das Notabitur machte.
Medizinstudium abgebrochen
Noch im letzten Kriegsjahr wurde Peter Neumayer als Luftwaffenhelfer verpflichtet und nach dem Arbeitsdienst in Breslau als Marinesoldat eingezogen. Bereits in den britischen Kriegsgefangenenlagern Norddeutschlands zeichnete sich sein Weg auf die Bühne ab: Als talentiertes Mitglied einer Laiengruppe sorgte er im tristen Alltag seiner Kameraden mit musikalischen Einlagen und Theaterabenden für Unterhaltung und Abwechslung.
Nach dem Krieg versuchte sich Neumayer zunächst in der Rolle des folgsamen Sohnes und begann an der Universität in Wien ein Studium der Medizin. Doch vergebens: Die Muse rief und Peter folgte. Das Schauspielstudium am renommierten Max-Reinhardt-Seminar absolvierte er 1948 mit Auszeichnung. Sein Ziel: ein Engagement am Wiener Burgtheater – damals wie heute der Olymp der deutschsprachigen Schauspielkunst. Auf Wiener Bühnen brillierte er vor allem im komödiantischen Fach und nannte sich fortan Peter Alexander. Bald entdeckte der musikalisch talentierte Mime und Fan von Frank Sinatra seine Leidenschaft für den Gesang neu. Im Jahr 1951 nahm er seinen ersten Schlager auf Schallplatte auf: „Das machen nur die Beine von Dolores" – ein Titel ganz nach dem Geschmack der nach einem unkomplizierten Leben und nach Exotik dürstenden Nachkriegsgeneration.
Als Peter Alexander im Frühjahr 1953 in München den Schlagerwettbewerb „Bella Musica" gewann und potente Mitstreiter wie Vico Torriani, Gerhard Wendland und Lys Assia auf die Plätze verwies, war sein Aufstieg in den Schlagerhimmel bereits beschlossene Sache. Opernsänger wie Renate Holm nahmen mit ihm Operettenquerschnitte auf, die sich ebenfalls gut verkauften. Mit über 156 Singles und 120 LPs gehört Peter Alexander zu den erfolgreichsten deutschsprachigen Schlagersängern überhaupt. Bis 1981 war er mit sage und schreibe 38 Hits in den deutschen Top-Ten vertreten. Besonders beliebt war der Österreicher beim Publikum mit Titeln wie „Die kleine Kneipe" (1976), den er für seine Landsleute auch in einer eigenen Version unter „Das kleine Beisel" aufnahm. Auch in „Hier ist ein Mensch" und „Der letzte Walzer" menschelte es gewaltig. Alexander profitierte hier merklich von seiner Erfahrung als Schauspieler, der mit seinem jungenhaften Charme und einem Augenzwinkern die Sehnsüchte vieler nach Harmonie und Leichtigkeit verkörperte.
Auch dem Kino blieb sein Talent nicht lange verborgen. Von den 50er- bis in die 70er-Jahre gehörte Alexander zu den Stars des deutschen Revue- und Unterhaltungsfilms. Ab 1952 spielte, sang und tanzte er sich durch mehr als 40 Streifen. „Rosen aus dem Süden", „Im weißen Rössl", „Schwejks Flegeljahre" und „Hurra, die Schule brennt" waren Kinohits, für die sich alle Generationen an Sonntagnachmittagen auch gern einträchtig vor dem Fernseher versammelten.
Traumquoten als Showmaster
In den drei von Géza von Cziffra inszenierten Komödien um den österreichischen Grafen Bobby verkörperte Alexander den Titelhelden. Unterstützt wurde er dabei von Gunther Philipp, der seinen Sidekick Baron Mucki mimte. Viele der Gesangseinlagen wurden zu Hits, wie „Paris ist eine Reise wert", „Geh nicht fort von mir", „Man red’ ja nur davon" sowie die Zarah-Leander-Parodie „Kann denn Liebe Sünde sein". Zusammen mit Gunther Philipp schmetterte Alexander zudem das „Graf Bobby Lied". Und mit Bill Ramsey sang er das Duett „Immer zieht es mich zu dir", auch unter dem Titel „Let’s Go" bekannt. Im Travestie-Schwank „Charleys Tante" aus dem Jahr 1963 lief der 1,85 Meter große Alexander in Stöckelschuhen und toupierter Perücke neben Maria Sebaldt und Peter Vogel zu komödiantischer Topform auf.
Auch als Showmaster war Peter Alexander äußerst populär. Seine von 1969 bis 1995 einmal jährlich produzierte „Peter-Alexander-Show" brachte ihm Traumquoten und alle relevanten Medienpreise ein. Kein Unterhaltungskünstler im deutschsprachigen Raum kam auch nur annähernd an seine Beliebtheitswerte heran. Er galt als ein Allrounder im Showgeschäft, ein Künstler internationalen Formats, der bis heute unerreicht ist. Wenn er mit seinen Shows und Konzerten in Deutschland, Österreich und der Schweiz auf Tournee ging, waren die größten Hallen im Nu ausverkauft: 1975 etwa kamen 500.000 Menschen zu seinen Auftritten. 1982 wurde er für 250.000 in kürzester Zeit verkaufte Tickets mit dem neu geschaffenen Musikjournalistenpreis geehrt. Im Jahr 1987 moderierte er die Eröffnung des Austria Centers in Wien vor weltweit einer Milliarde Fernsehzuschauern. Von diesen verabschiedete er sich am 16. Juli 2006 anlässlich seines 80. Geburtstages mit einer Kurzversion seines Hits „Dankeschön", den er per Videoübertragung aus seinem Haus in Wien auf dem Piano intonierte.
Gut 45 Millionen Tonträger verkauft
Nach dem Tod seiner Ehefrau und Agentin Hilde Haagen im Jahr 2003 übersiedelte Peter Alexander vom Tessin in seine Heimatstadt Wien. Die Schauspielerin hatte auf eine eigene Karriere verzichtet, um ihren Mann zu managen. Dieser zog sich jetzt immer mehr aus der Öffentlichkeit zurück. 2009 verstarb seine Tochter Susanne im Alter von 51 Jahren in Thailand bei einem Autounfall. Das Urteil über eine Klage wegen Verletzung seines Persönlichkeitsrechts durch Berichte über die Trauer um seine verstorbene Tochter und über seinen Gesundheitszustand, die am 11. Februar 2011 in seinem Namen beim Landgericht Berlin gegen einen Zeitschriftenverlag eingebracht wurde, erlebte der Schauspieler nicht mehr. Er starb einen Tag darauf, am 12. Februar 2011, im Alter von 84 Jahren. 2012 wurde im Wiener Gemeindebezirk Döbling, wo er zuletzt wohnte, ein Platz nach Peter Alexander benannt. Sein Sohn Michael überlebte ihn nur um wenige Jahre. Er kam 2019 in seiner Wahlheimat Türkei auf rätselhafte Weise ums Leben.
Peter Alexander verkaufte Zeit seines Lebens mehr als 45 Millionen Tonträger und wurde mit allen wichtigen Preisen der Unterhaltungsbranche ausgezeichnet. Auf dem 2016 erschienenen Album „Peter Alexander 90" huldigten ihm posthum die Stars der Nullerjahre mit Interpretationen seiner größten Hits, darunter Hape Kerkeling, Andrea Berg, Florian Silbereisen, Andre Rieu, Mireille Mathieu, Andy Borg und Fantasy. Für sie ist und bleibt „Peter der Große" der größte Entertainer des Schlagers.