Im Alltag oft als lästig wahrgenommen, sollen Fußgängerampeln dafür sorgen, dass wir sicher von einer auf die andere Straßenseite gelangen. Dabei sind die Ampelmännchen hierzulande nicht selten echte Hingucker. Wir stellen die originellsten vor.
Kaum eine andere Verkehrsregel verinnerlichen wir so von klein auf wie diese: Bei Rot sollst du stehen, bei Grün darfst du gehen. Schließlich bewegen wir uns zuallererst als Fußgänger im Straßenverkehr. Klar, dass die Fußgängerampel sich in unser Gedächtnis einprägt – lange vor Parkverbotsschildern, Starenkästen und grünem Pfeil. Im Alter befolgen wir diese Grundregel – mehr oder weniger konsequent. Doch abgesehen von ihrem funktionalen Nutzen gibt es an Deutschlands Straßen und Kreuzungen eine Vielfalt von Ampelfiguren zu beobachten. Eine Übersicht über die kuriosesten Ampelmännchen in deutschen Städten.
Berlin: Steht man als Fußgänger in der Hauptstadt an der Ampel, fällt es einem auf: Das Ost-Ampelmännchen ist im Vergleich zu seinem Pendant aus dem Westteil etwas breiter und trägt einen Hut auf dem Kopf. Mittlerweile wird an allen Ampeln in Berlin nur noch das Ost-Ampelmännchen eingesetzt, wenn sie erneuert werden, sagt Jan Thomsen, Pressesprecher der Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz. Die West-Variante, der „RiLSA-Ampelmann" („Richtlinien für Lichtsignalanlagen") ist hingegen ein Auslaufmodell. Im Westen der Stadt leuchtet seit 2004 nur noch das Männchen aus dem Osten an den Fußgängerampeln, im Ostteil schon seit den 90er-Jahren, denn die ersten umgebauten Ampeln mit West-Ampelmännchen waren dort auf Proteste gestoßen. Laut der Behörde geht es bei Lichtsignalen in erster Linie um Verkehrssicherheit, weniger um sekundäre Botschaften, die womöglich sogar die Aufmerksamkeit im Straßenverkehr ablenken.
Bergbaugeschichte in Duisburg
Saarbrücken: Sind die Mainzelmännchen im Zweiten schon lange nicht mehr wegzudenken, unterhielten die Saarlodris von 1984 bis 2009 die Fernsehzuschauer in Saarlands Drittem während der Werbeblocks. Seit Juli 2019 entdeckt man in der saarländischen Landeshauptstadt acht Saarlodri-Ampeln in der Innenstadt am Stadtgraben/Alte Brücke und stadtauswärts Richtung Osten in der Mainzer Straße/Franz-Mai-Straße. Dabei kam die Idee zu den Ampeln mit den grünblättrigen Wesen vom Saarländischen Rundfunk (SR). Die Landeshauptstadt gab ihr Okay und damit letztlich grünes Licht für die Genehmigung zur Installation. Der SR übernahm die Kosten für die Umrüstung der Ampeln. Schon bei der Einweihung gab es viele positive Rückmeldungen aus der Bevölkerung. Und das positive Feedback hält an: Auch über die Social-Media-Kanäle der Stadt bekunden User ihre Sympathie für die Saarlodris.
Duisburg: Mit der Grubenlampe in der einen Hand ist das leicht stämmige Männchen unschwer als Bergmann zu erkennen. Im Oktober 2018 wurde die erste Bergmannsampel an einer Ampelanlage am Duisburger Zoo eingebaut, fünf weitere folgten in unterschiedlichen Stadtteilen Duisburgs. Die Wahl für die Standorte richtete sich nach drei Gesichtspunkten: Die Bezirke sollten einen Bezug zum Bergbau haben, technisch geeignet und publikumswirksam sein. Die Duisburgerin Kathrin Hänig war die Ideengeberin der Bergmannsampel für die Stadt im Ruhrgebiet. Eine örtliche Agentur setzte die Gestaltung um, sodass die entsprechenden Schablonen für die Ampel angefertigt wurden. Die Kosten für diese Ampel-Premiere lagen bei 1.000 Euro.
Pirmasens: Seit Mitte Dezember lotst Landgraf Ludwig IX. von Hessen-Darmstadt (1719–1790) an fünf Ampeln im westpfälzischen Pirmasens die Fußgänger über die Straße. Das Rotlicht zeigt den Landgrafen von vorne – eine Hand auf der Hüfte, das grüne Licht von der Seite, wie er mit wehendem Gehrock schreitet. Von dem Pirmasenser Stadtgründer als Ampelmännchen erhofft sich die Stadt eine größere Bekanntheit. Die Idee dazu hatte der Jugendstadtrat. „Sehr gern haben wir den Impuls unseres Jugendstadtrats aufgenommen und im wahrsten Sinne des Wortes grünes Licht für den ureigenen Pirmasenser Ampelmann gegeben", sagte Pirmasens Oberbürgermeister Markus Zwick. Die Umrüstung der Ampeln kostete alles in allem 1.200 Euro – wobei sich Verkehrswacht und Lions Club die Finanzierung teilten.
Augsburg: Das Augsburger Kasperle hat eine markante Gestalt: Es trägt einen Spitzhut auf dem Kopf und hat eine schmale, lang gezogene Hand. Seit Juli 2017 signalisiert das Kasperl-Ampelmännchen (Kosten für Schablone und Lizenzgebühren: 1.000 Kosten) an der Querung über die Spitalgasse/Ecke Margaretenstraße den Passanten, dass sie gehen dürfen. Am Rande sei erwähnt, dass Augsburg 2019 zum Unesco-Welterbe ernannt wurde. Die Unesco-Route führt über die Spitalgasse, in der sich das Zuhause des Kasperls, besser bekannt als Augsburger Puppenkiste, befindet. „Die Lichtsignalanlage mit dem Grünlicht als Kasperl sollte dieses bundesweit bekannte Augsburger Wahrzeichen hervorheben und sowohl die Augsburgerinnen und Augsburger als auch die Gäste der Stadt erfreuen", sagte die Pressesprecherin der Stadt Augsburg Elisabeth Rosenkranz. Die Augsburger Stadtverwaltung hatte sich aus Sicherheitsgründen dafür entschieden, auf ein Kasperl-Rotlicht zu verzichten und das herkömmliche Rotlicht-Ampelmännchen beizubehalten, hieß es auf Nachfrage.
Erfurt: Einem handwerklich begabten Mitarbeiter des Straßenbetriebshofs des Tief- und Verkehrsamtes ist es zu verdanken, dass in der thüringischen Landeshauptstadt seit den 80er-Jahren einige lustige Ampelmännchen an Fußgängerübergängen grün leuchten. In seiner Freizeit stellte er nämlich Ampelmännchen her, darunter den Regenschirmmann. Derzeit kann man in Erfurt zehn unterschiedliche grüne Männchen-Motive an zehn Standorten entdecken: Vom Bäckergesellen mit Brotschippe über Frau mit Handtasche, Wanderer mit Gehstock, Mädchen mit Herz bis hin zum oben erwähnten Regenschirmmann. Die EVE Touristinformation bietet normalerweise sogar Ampelmännchen-Touren an – doch wegen des Winter-Lockdowns mussten diese vorerst ausgesetzt werden.
Solingen: Frauen, die auf ihren Köpfen Körbe balancieren, sieht man seit November 2019 zumindest in der Ruhrpott-Stadt Solingen an der Grünewalder Straße in der Größe eines orangenen und grünen Ampelmännchens. Sogenannte Lieferfrauen (im Dialekt Liewerfrauen) waren seinerzeit die Frauen und Töchter der Schleifer: Sie transportierten über weite Strecken die geschliffenen Klingen in bis zu 15 Kilo schweren Körben zu den Kontoren der Stahlwarenfabrikanten und Kaufleute. Vonseiten der Stadtverwaltung heißt es, dass man gern noch eine zweite Ampel umrüsten würde – an der Stelle, an der der Lieferfrauen-Wanderweg die B 229 kreuzt. Da die Ampelanlage nicht der Stadt, sondern dem Landesbetrieb Straßen gehört, müssen erst Gespräche geführt werden. Die Stadt zahlte dem Technischen Betrieb rund 2.000 Euro für die Ampelmännchen-Schablonen.
Hameln: Der Rattenfänger von Hameln spielte der Sage nach auf einer Flöte eine Melodie, woraufhin ihm eine Schar von Ratten und Mäusen folgte. Tausende Touristen zieht es jedes Jahr in die Rattenfänger-Stadt. Und seit Herbst 2018 steht in Hameln eine Rattenfänger-Ampel an der Rathaus-Kreuzung. Der leuchtend grüne Rattenfänger trägt einen Umhang, einen Hut mit Federbusch und eine Flöte. Seither bleiben Touristen an der Ampel stehen, um Fotos zu schießen. Bei Stadtrundgängen werden teilweise Besucher von außerhalb an dieser originellen Ampel vorbeigeführt. Anfangs gab es jedoch einen Dämpfer: Das Landesverkehrsministerium erteilte dem Vorhaben eine Absage, weil seiner Begründung zufolge die Ampelsymbolik nicht eindeutig zu erkennen war. Dabei ließ es der Hamelner Oberbürgermeister aber nicht bewenden. Er schrieb abermals an die Behörde – und darauf kam die Zusage. Die Kosten für die Umrüstung beliefen sich auf 3.700 Euro.
Zwickau: Eine Ampelfrau lenkt nun schon seit 16 Jahren den Strom der Fußgänger in der sächsischen Stadt – zumindest am Verkehrsknotenpunkt Werdauer Straße/Crimmitschauer Straße/Humboldtstraße an der südlichen Fußgängerquerung steht eine solche. Auch in anderen Städten wie Dresden, Magdeburg, Heidelberg, Kassel und Köln-Ehrenfeld hat sie das männliche Ampelmännchen teilweise verdrängt. Das Ampelfrauen-Motiv war ein Geschenk einer Signalbaufirma aus dem Umland von Zwickau an die Stadt. Bereits kurz nach der Inbetriebnahme rief das Motiv der kleinen Dame, die an das Ost-Ampelmännchen erinnert, internationales Medienecho hervor – die BBC und eine japanische Nachrichtenagentur berichteten über sie.
Rechtliche Voraussetzungen: Der Paragraf 37 in der Straßenverkehrs-Ordnung sieht für das rote Fußgänger-Lichtzeichen ein stehendes, für das grüne ein schreitendes Fußgänger-Männchen vor. In den Richtlinien für Lichtsignalanlagen (RiLSA) sind weitere Vorgaben und Empfehlungen für Planung und Betrieb von Ampelanlagen festgelegt. In manchen Ländern, wie in Rheinland-Pfalz gibt es Beschlüsse, die es Kommunen erlauben, unter bestimmten Bedingungen vom bundeseinheitlichen Fußgänger-Ampelsymbol abzuweichen. Das Bild muss jedoch in jedem Fall einen Fußgänger zeigen, der klar erkennbar geht oder steht.