Die Zeiten sind nicht lustig, keine Frage. Auch wenn sie manchmal kuriose Antworten liefern. Die Grippe hat in dieser Saison keine Chance, verkündet der Gesundheitsminister. Was auch an der hohen Zahl von Impfungen gelegen habe. Will heißen, impfen hilft gegen Viren. Und wenn es kaum Grippe (und noch keine Todesfälle) gibt, erübrigt sich die Rechnung derer, die Corona nach wie vor zum grippeähnlichen Phänomen herabstufen wollen. Derlei Randnotiz hat nur eine kurze Halbwertzeit.
Die Sehnsucht, sich endlich mal wieder über ganz profane Dinge ganz ohne die bösen „C"- und „P"-Wörter unterhalten zu können, wächst. Zum Beispiel über Fußballfelder, die weniger mit Fußball, dafür mehr mit Feld zu tun haben. Was wären das herrliche Debatten in den Vereinsheimen! Wobei wir doch wieder unvermeidbar bei „C" und „P", Corona und Pandemie, landen.
Es ließe sich auch trefflich disputieren, ob ein Werbeverbot für Non-Food-Artikel, also alles, was man kaufen, aber nicht essen kann, für mehr verteilte Leidensgerechtigkeit sorgen mag.
Womit zumindest bewiesen wäre, dass uns die bösen „C"- und „P"- Wörter vor Fragen stellen, auf die auch kreativste Geister zuvor kaum gekommen wären.
Auch die Debatte über Aufrüstung des polizeilichen Ordnungsdienstes hätte zu normalen Zeiten ausreichend Gesprächspotenzial für einen Wahlkampf. Wobei allerdings nur schwer vorstellbar ist, dass ein Wahljahr ohne politischen Aschermittwoch mit proppevollen Sälen und mehr oder minder unterhaltsam-derben Sprüchen überhaupt wirklich beginnen kann. Wo doch das Ritual der Parteien, sich mit der Zahl der Besucher Deutungshoheit über Zustimmung und Begeisterung zu sichern, entfällt.
Neben der nervenaufreibenden Alltagsbewältigung und jenseits des organisierten Getöses scheint sich inzwischen eine fast schon lethargische Ermattung auszubreiten. Einfach nur ein Stück Normalität, und ansonsten mal in Ruhe gelassen werden. Keine Lust auf Reizwörter, die sonst vielleicht manchen Nerv getroffen hätten. Wahlkampf im alten Stil, nur etwas digitaler und virtueller wird in dieser Lage kaum überzeugen. Aber genau das kann auch eine Chance sein, für Kandidaten und für Wähler.