Der 1. FC Kaiserslautern verpasst im zweiten Spiel unter dem neuen Trainer Marco Antwerpen den zweiten Sieg und spielt gegen die zweite Mannschaft des FC Bayern München nur 1:1. Der Frust saß nicht nur wegen der verpassten Torchancen tief.
Die Aufregung war groß: „In der 3. Liga haben wir keinen Videobeweis, dann müssen die Schiedsrichter halt einen guten Job machen, und das haben sie heute nicht gemacht", polterte Kaiserslauterns Trainer Marco Antwerpen nach dem Spiel. Grund für diese emotionale Reaktion war die über 90 Minuten mit fragwürdigen Entscheidungen gespickte Leistung des Schiedsrichter-Teams.
Die Kirsche auf der Sahne war das fälschlicherweise nicht gegebene Führungstor von Kenny Redondo. Antwerpen, der sich während des Spiels einige Scharmützel mit Bayerns Cheftrainer Holger Seitz lieferte, sah in seinem zweiten Spiel für den FCK auch seine zweite Gelbe Karte. „Wir waren heute mit der Schiedsrichterleistung nicht einverstanden, das war über 90 Minuten oftmals in die andere Richtung, da haben wir uns schon benachteiligt gefühlt. Die Krönung war dann letztlich, dass dieses Tor nicht durchgewunken worden ist, ohne Rücksprache zwischen Linienrichter und Schiedsrichter – einfach Fahne hoch und Abseits. Ich habe dann noch gefragt: ,Wie sicher bist du dir? – Ja, ich musste das eben noch einmal Revue passieren lassen.‘ Ich finde, wenn er sich nicht hundertprozentig sicher ist, und das hat man gemerkt, dann darf er die Fahne nicht heben. Für uns ist das ganz, ganz bitter. Darüber sind wir auch nicht nur enttäuscht, sondern richtig sauer", erklärte sich Antwerpen nach dem Spiel. Sauer war Antwerpen auch auf seinen Kollegen Seitz. Beide Fußballlehrer werteten in einem Vier-Augengespräch Seitz’ Verhalten aus, das Antwerpen während der Partie überhaupt nicht gepasst hatte: „Ich habe den Kollegen das erste Mal heute kennengelernt. Über sein Verhalten sollte er mal nachdenken, ob das so in Ordnung ist", kritisierte Antwerpen bei „Magenta Sport". Weiter führte der 49-Jährige die Geschehnisse nicht aus, vor Beginn der Pressekonferenz meinte er in Richtung von Seitz aber: „Du hast uns im Spiel schon beleidigt."
Viele Chancen, wenig Ertrag
Immer wieder soll es zu Provokationen vonseiten des 46-Jährigen gekommen sein. Zudem war Seitz direkt nach Abpfiff jubelnd vor der FCK-Bank hergelaufen. „So sieht es aus", rief er dabei mehrmals. Auf sein Verhalten angesprochen, sprach Seitz lediglich von einem intensiven und leidenschaftlichen Spiel, das auch Einfluss auf die Trainerbänke gehabt habe. „Aber ich würde das nicht überbewerten. Dass da ein paar Kommentare dabei waren, von beiden Seiten, kann ich bestätigen." Auf Antwerpens Äußerungen wollte er nicht eingehen: „Das muss er schon selbst erklären, was er meint. Ich habe nichts dazu zu sagen."
Doch nicht nur gegenüber dem Schiedsrichter und dem gegnerischen Trainer schoben die Roten Teufel mächtigen Frust, sondern auch über sich selbst. Zahlreiche gute Torgelegenheiten sowie eine fast 40-minütige Überzahl konnten nicht genutzt werden, um die drei Punkte auf dem Betzenberg zu behalten. Dabei sah Antwerpen durchaus gute Ansätze: „Von der Spielanlage waren wir sehr kontrolliert und gut, haben genau das umgesetzt, was wir besprochen hatten: Wir wollten die Bayern nach vorne locken, über eigenen Ballbesitz Tiefe reinbringen, so sind dann auch unsere Chancen entstanden. Dann macht der Gegner aus dem Nichts heraus das 1:0, wir reagieren gut mit dem Ausgleich, aber leider ist uns dann das reguläre 2:1 aberkannt worden." Doch nur den Schiedsrichter in die Verantwortung zu nehmen, sah Antwerpen nicht als den richtigen Weg an: „In der ersten Halbzeit hatten wir zwei hochkarätige Chancen durch Marius Kleinsorge, der jeweils allein aufs Tor läuft, da hätten wir schon in Führung gehen müssen. Auch über die gesamte Partie betrachtet, hatten wir die besseren Chancen, zum Schluss noch mal durch Marvin Pourié, der allein aufs Tor läuft. Das waren drei hochkarätige, hundertprozentige Chancen, die du im Spiel einfach nutzen musst." Ähnlich wie der Trainer sah es auch Kevin Redondo: „Ein sehr bitteres 1:1. Wir haben uns viele Chancen erarbeitet und gut dagegengehalten, aber liegen leider nach der einzigen Chance des Gegners zurück. Am Ende sind es zwei verlorene Punkte, weil uns ein Tor aberkannt wurde. Was wir mitnehmen können, ist, dass wir uns nicht aufgeben, egal wie gerade der Spielstand ist." Nachdem die Bayern dann mit einem Konter zuvor mit 1:0 in Führung gingen, war es Daniel Hanslik mit seinem ersten Saisontor, der den Ausgleich erzielte: „Für mich persönlich war das Tor natürlich sehr wichtig, das gibt mir noch mal das nötige Selbstvertrauen. Es ist ärgerlich, dass wir eine Chance zulassen und der Gegner diese direkt nutzt. Am Ende fehlt uns die Chancenverwertung. Unser Auftreten als Team hat mir sehr gefallen, jeder hat dem anderen geholfen auf dem Feld. Man hat gesehen, dass wir als Einheit sehr gut funktioniert haben, egal ob erste Elf oder Einwechselspieler. So muss es weitergehen, wir müssen jede Woche an unser Limit gehen."
Jede Woche ans Limit gehen
Zurück am Betzenberg ist auch Jean Zimmer, der sofort die Kapitänsbinde übernommen hat. Auch er legt den Finger nach dem Spiel in die Wunde: „Sehr bitter, dass wir nicht gewonnen haben. Wir hatten genug Chancen, machen sogar noch ein Tor, das als Abseits gewertet wird, obwohl es keins ist. Wir haben dem Gegner unser Spiel aufgezwungen, Chancen kreiert, unsere Stürmer in Szene gesetzt, deswegen sind wir sehr traurig, dass es heute nicht gereicht hat. Wenn das zweite Tor zählt, gewinnen wir das Spiel."
Durch dieses Unentschieden, mittlerweile das 13. in dieser Saison, stehen die Lauterer weiterhin nur knapp über den Abstiegsrängen. Am kommenden Samstag geht es für den FCK dann zu den starken Ingolstädtern, die derzeit auf dem zweiten Tabellenplatz rangieren.