Auch wenn Lungenkrebs noch immer eine schlechte Heilungsprognose hat, so haben sich die gesundheitlichen Aussichten für Betroffene dank neuer Behandlungsansätze wie „zielgerichtete Therapie" deutlich verbessert.
Grundsätzlich gilt es in der Behandlung von Lungenkarzinomen die beiden Ansätze kurativ, sprich heilend, und palliativ, sprich lindernd, zu unterscheiden. Wobei eine echte Heilungschance meist nur dann besteht, wenn das Tumorgewebe frühzeitig entdeckt und gemeinsam mit den umliegenden Lymphknoten operativ entfernt werden kann. Medikamentöse Therapien wie Chemo- oder Strahlentherapie reichen für sich allein genommen nicht aus, um Lungenkrebs zu heilen, sie können allerdings vor oder nach einer Operation hilfreich sein, um die Tumore zu verkleinern oder etwaige im Körper noch befindliche Krebszellen abzutöten. Häufig wird eine Lungenkrebserkrankung allerdings erst in einem Stadium festgestellt, in dem der Tumor nicht mehr operativ entfernt werden kann und sich bereits Metastasen in anderen Körperregionen gebildet haben. Manchmal kann auch der allgemein schlechte Gesundheitszustand eines Patienten eine noch mögliche OP ausschließen, weil diese nach Einschätzung der behandelnden Ärzte lebensbedrohliche Risiken mit sich bringen würde.
Sofern die Operation als auf Heilung abzielende Behandlungsmethode nicht mehr infrage kommt, müssen sich die Ärzte verschiedenster Fachrichtungen in einer Tumorboard genannten Tumorkonferenz zusammenfinden, um die für den jeweiligen Patienten möglichst effektive palliative Therapieform auszuwählen, die das weitere Wachstum und die Ausbreitung des Tumors verlangsamen, Beschwerden lindern und die Lebenszeit verlängern kann. Wobei die Erstellung des Behandlungsplans ganz entscheidend von der Lungenkrebsgruppe abhängt. Ob es sich um die häufigste Form, das vergleichsweise langsam wachsende und erst spät Metastasen bildende nicht-kleinzellige Bronchialkarzinom handelt, oder um das deutlich aggressivere, schnell wuchernde und früh Tochtergeschwülste auslösende kleinzellige Bronchialkarzinom. Je nachdem kommen Chemo- und Strahlentherapie oder auch eine Kombi zwischen diesen beiden ebenso infrage wie neue Behandlungsansätze, von denen insbesondere die sogenannte zielgerichtete Therapie im Laufe der vergangenen zehn Jahre berechtigte neue Hoffnungen für viele Betroffene wecken konnte. Aber auch die Immuntherapie ist inzwischen als eine interessante palliative Methode etabliert.
Operation
Da kleinzelliger Lungenkrebs meist erst in einem sehr späten Stadium diagnostiziert werden kann, spielt die OP vor allem beim nicht-kleinzelligen Bronchialkarzinom eine wesentliche Rolle. Der häufigste Eingriff ist die Entfernung eines Lungenlappens, bei sehr großen Tumoren kann auch das Entfernen eines ganzen Lungenflügels notwendig sein. Obwohl nach dem Eingriff die dem Patienten zur Verfügung stehende Atemfläche verringert sein wird, wird er dies nach der OP bei gutem gesundheitlichen Allgemeinzustand kompensieren können.
Chemotherapie
Bei der Chemo kommen zellwachstumshemmende Medikamente, sogenannte Zytostatika, zum Einsatz. Sie wirken vornehmlich auf Zellen, die sich gerade in der Vermehrungsphase befinden. Da die Chemo besonders wirksam gegen schnell wachsende Krebszellen ist, ist sie die wichtigste Therapiemethode gegen das kleinzellige Bronchialkarzinom, dessen Tumore besonders sensibel darauf reagieren und in der Regel nicht operabel sind. Aber auch bei nicht-kleinzelligem Lungenkrebs zählt die Chemo zum Standard-Behandlungs-Repertoire. In der Regel werden in Behandlungs-Intervallen zwei oder drei meist als Injektionen verabreichte Substanzen miteinander kombiniert, die Krebszellen nicht nur in der Lunge, sondern auch Tochtergeschwülste in anderen Körperregionen erreichen und zerstören können. Da die Chemo auch gesunde, sich schnell teilende Zellen angreift, beispielsweise die Schleimhautzellen des Verdauungstrakts, die blutbildenden Zellen des Knochenmarks oder die Haarwurzelzellen, kann es zu Nebenwirkungen wie Durchfall, Haarausfall oder Störungen der Blutbildung kommen.
Strahlentherapie
Ist der Krebs noch in einem sehr frühen Stadium, kann in Einzelfällen eine Strahlen- oder Radiotherapie sogar ohne OP zu einer Heilung führen. Ansonsten wird die Strahlentherapie meist vor einer Operation oder ergänzend nach einer OP angewendet, bei kleinzelligem Lungenkrebs hat sich eine Kombination mit einer Chemo als besonders wirksam erwiesen. Auch gegen Gehirn- oder Knochenmetastasen wird die Strahlentherapie eingesetzt. Die energiereiche ionisierende Strahlung kann lokal begrenzt Tumore oder Tochtergeschwülste zerstören, entweder von außen durch die Haut oder von innen mit einer in die Luftwege eingeführten Strahlenquelle. Meist wird die Strahlendosis über mehrere ambulante Sitzungen verteilt, nur bei der sogenannten stereotaktischen Strahlentherapie reicht wegen hoher Dosen im Idealfall eine Behandlung aus. Auch wenn die Bestrahlung heute viel präziser und verträglicher als früher ist, sind doch Nebenwirkungen wie Hautreizungen, Schluckbeschwerden oder Schleimhautentzündungen der Mundhöhle nicht auszuschließen.
Zielgerichtete Therapie
Dieser neue Therapie-Ansatz verspricht – trotz direkt auf die Krebszellen gerichteter Attacken – für Patienten besonders gut verträglich zu sein. Er ist allerdings ausschließlich auf die Bekämpfung des fortgeschrittenen, schon metastasierenden nicht-kleinzelligen Lungenkarzinoms ausgerichtet und wegen seiner Komplexität noch auf wenige mit modernster Labordiagnostik ausgestattete Lungenkrebszentren beschränkt. Grundlegend für die Wirksamkeit neuer Medikamente in Tablettenform wie sogenannter Tyrosinkinasehemmer ist allerdings, dass im Tumorgewebe spezifische molekulare Veränderungen vorhanden sind, gegen welche die Medikamente gezielt eingesetzt werden können. Vor dem Einsatz dieser Mittel müssen Molekularbiologen diese genetischen Veränderungen im Tumorgewebe in extrem teuren Analysen erst einmal aufspüren. Tyrosinkinasehemmer, die zu Hause eingenommen werden können, können das Tumorwachstum einschränken, die Blutversorgung des Tumorgewebes unterbinden oder die Kommunikation zwischen den Krebszellen stören. Beim gesunden Menschen sind Tyrosinkinasen Enzyme, die für ein kontrolliertes Wachstum der Zellen im Körper sorgen. Bei Vorliegen einer Mutation geht von ihnen aber der Befehl einer permanenten Zellteilung aus, wovon die Krebszellen besonders profitieren.
Immuntherapie
Bei der Immuntherapie werden Krebszellen nicht direkt angegriffen. Die Behandlung zielt vielmehr darauf ab, das körpereigene Abwehrsystem zur Bekämpfung der Krebszellen zu aktivieren. Deren Tarnstrategien lassen sich dank neuer Medikamente aushebeln. Wobei es darum geht, die durch die Krebszellen ausgelöste Manipulierung sogenannter Immun-Checkpoints rückgängig zu machen und die dadurch lahmgelegten T-Zellen wieder in den Angriffsmodus zu überführen. Durch sogenannte Immun-Checkpoint-Hemmer wie Nivolumab, Durvalumab oder Pembrolizumab kann das Immunsystem im Kampf gegen die Krebszellen wieder aktiviert werden. Vor allem für die schwierige palliative Therapie des kleinzelligen Bronchialkarzinoms verspricht die Immuntherapie mit dem Wirkstoff Atezolizumab in Kombination mit einer Chemo wirksame Behandlungsmöglichkeiten. Allerdings besteht die Gefahr eine Überreaktion des Immunsystems. Auch Nebenwirkungen wie Hautausschläge oder Störungen der Schilddrüsen- oder Nierenfunktion sind nicht auszuschließen.
Nachsorge, Rehabilitation und Supportivtherapie
Neben der eigentlichen Krebstherapie spielt bei der Behandlung von Lungenkarzinomen auch eine Supportivtherapie genannte Begleitbehandlung eine große Rolle – mit der Beschwerden wie Schmerzen, Erschöpfungssyndromen, Depressionen oder Übelkeit begegnet werden soll. Auch stehen Patienten eine Vielzahl von Rehabilitationsangeboten zur Verfügung, wobei vor allem atemgymnastische Übungen wichtig sind. Großes Augenmerk sollte auch auf regelmäßige Nachsorgekontrollen gelegt werden. Nach einer kurativen Therapie findet die erste Untersuchung spätestens sechs Wochen nach der Behandlung statt, und die weiteren Kontrolltermine sollten im ersten Jahr nach drei, sechs und zwölf Monaten vereinbart werden. Bei Patienten mit einer palliativen Therapie sind die Abstände zwischen den Kontrolluntersuchungen meist wesentlich kürzer, um rechtzeitig ein etwaiges Fortschreiten der Krankheit erkennen zu können.