Lungenkrebs zählt zu den häufigsten Krebserkrankungen in Deutschland – rund 57.500 Menschen erkranken jährlich daran. Wird das Bronchialkarzinom, so das Fachwort, zu spät erkannt, ist es kaum mehr heilbar. Doch woran erkennt man diese Krebsart frühzeitig?
Seit Jahren führt das Bronchialkarzinom die Liste mit den zehn häufigsten Todesursachen durch Krebs an. Im Jahr 2019 starben in Deutschland laut Statistischem Bundesamt 44.847 Menschen an Lungen- und Bronchialkrebs. Mit 18,7 Prozent war er die häufigste Krebstodesursache bei Männern und die zweithäufigste bei Frauen. Wissenschaftliche Untersuchungen haben einwandfrei erwiesen, dass Tabakrauch der Hauptrisikofaktor für Lungenkrebs ist – neun von zehn Lungenkrebspatienten sind Raucher, wobei die 60- bis 70-Jährigen am häufigsten an dieser Krebsart erkranken. Was nicht heißt, dass die Krankheit nicht auch schon früher zuschlagen kann. So war einer der bisher jüngsten verstorbenen Lungenkrebspatienten mit Raucherlunge in der Thoraxklinik Heidelberg erst 26 Jahre alt.
Eine jährliche Früherkennungsuntersuchung wie für Brust-, Gebärmutterhals-, Darm-, Haut- oder Prostatakrebs gibt es nicht. Daher ist es wichtig, dass Menschen, die ein erhöhtes Risiko haben, an Lungenkrebs zu erkranken, auf Veränderungen ihres Körpers achten. Leider entwickelt sich diese Krebsart im Verborgenen, und zu Beginn der Erkrankung sind die Beschwerden so allgemein, dass sie auch eine andere Ursache haben könnten wie zum Beispiel eine Bronchitis, Erkältung oder ein Infekt. Erst im fortgeschrittenen Stadium treten Symptome auf, die Betroffene unverzüglich ärztlich abklären lassen sollten. Dazu zählen chronischer Husten, der seinen Charakter verändert, hartnäckiger Husten, der trotz Behandlung mit Antibiotika nach zwei bis drei Wochen immer noch nicht abgeklungen ist, Heiserkeit, Atemnot, blutiger Auswurf, Schluckbeschwerden, Schmerzen im Brustbereich, Fieberschübe und Nachtschweiß, ungewollter Gewichtsverlust und Abgeschlagenheit.
Das Auftreten des einen oder anderen genannten Symptoms bedeutet jedoch keinesfalls, dass es sich dabei tatsächlich um Lungenkrebs handelt. Chronische Bronchitis oder eine Lungenentzündung können ähnliche Beschwerden hervorrufen. Die Beschwerden sollten allerdings ernst genommen und ärztlich abgeklärt werden. Je früher ein Karzinom entdeckt wird, desto besser sind die Heilungschancen!
Besteht ein berechtigter Verdacht auf Lungenkrebs, erfolgt zunächst die Basisdiagnostik. Dazu zählen Laboruntersuchungen wie Blut- und Urintest, die Aufschluss über den Allgemeinzustand des Patienten/der Patientin geben, sowie Röntgenbild, Computertomografie (CT) und Bronchoskopie. Während die Röntgenaufnahme der Lunge Tumore ab einer Größe von einem halben Zentimeter Durchmesser erkennen lässt, werden bei der Computertomografie sogar bereits Tumore ab einer Größe von 0,3 Zentimetern sichtbar. Selbst schlecht abgrenzbaren Tumoren im Lungeninneren kommt das CT-Verfahren auf die Spur, da der Brustraum hierbei Schicht für Schicht durchleuchtet wird. Das wichtigste Untersuchungsverfahren bei Verdacht auf Lungenkrebs ist allerdings die Bronchoskopie. Dem Patienten/der Patientin wird dabei ein dünner, flexibler Schlauch mit einem Spiegel durch den Mund über die Luftröhre in die Bronchien eingeführt, die nun auf Veränderungen abgesucht werden. Mithilfe einer winzigen Zange am Bronchoskop kann der Arzt Gewebeproben oder Schleimhautabstriche entnehmen. Falls der verdächtige Bereich nicht mit dem Bronchoskop erreicht werden kann, entscheidet sich der Arzt für eine Punktion, die transthorakale Feinnadelaspiration. Hierbei wird durch die Haut am Brustkorb in die Lunge gestochen und CT-gesteuert eine sehr dünne Nadel in den verdächtigen Bezirk vorgeschoben und Gewebe entnommen. Die Gewebeproben werden im Labor auf Krebszellen untersucht und geben Aufschluss über die Tumorart: gut- oder bösartig, nicht kleinzelliger oder kleinzelliger Lungenkrebs.
Bestätigt sich der Verdacht auf Lungenkrebs, finden weitere Untersuchungen statt. Nun gilt es herauszufinden, wie weit sich der Tumor ausgebreitet hat, ob Lymphknoten befallen sind und ob sich Metastasen gebildet haben. Zu den üblichen Untersuchungen gehören Lungenfunktionsprüfung, Magnetresonanztomografie (MRT), PET (Positronen-Emissions-Tomografie), Mediastinoskopie (visuelle Untersuchung des Bereichs zwischen den beiden Lungenflügeln durch einen Betrachtungsschlauch) und Skelettszintigrafie.
Die Lungenfunktionsprüfung gibt Aufschluss darüber, wie gut die Lunge noch funktioniert und ob nach der operativen Entfernung eines vom Tumor befallenen Lungenlappens oder Lungenflügels noch genügend funktionstüchtiges Lungengewebe übrig sein wird. Mithilfe der Magnetresonanztomografie lassen sich Metastasen in Gehirn, Rückenmark und Skelett aufspüren. Standardmethode aufgrund der höheren Auflösung ist zwar die Computertomografie, aber wie weit sich zum Beispiel ein Lungenkarzinom in die Brustwand ausgebreitet hat oder ob Hirnmetastasen vorhanden sind, lässt sich mittels MRT besser beurteilen. Um festzustellen, ob Metastasen die Knochen befallen haben, wird die Skelettszintigrafie angewendet.
Wie weit sich ein Lungenkarzinom ausgebreitet hat, lässt sich mittels MRT beurteilen
Ein wichtiges bildgebendes Verfahren ist die Positronen-Emissions-Tomografie (PET), die mithilfe winziger radioaktiv markierter Teilchen und einer speziellen Kamera Stoffwechselaktivitäten im Gewebe sichtbar macht. Da Tumore oft einen anderen Energiestoffwechsel als gesundes Gewebe haben, kann die PET bei der Suche nach Metastasen helfen. Vor der Untersuchung wird dem Patienten/der Patientin ein schwach radioaktiv markierter Wirkstoff in die Armvene gespritzt, der mit dem Blut durch den Körper fließt und von den Zellen aufgenommen wird. Sobald er sich nach etwa einer Stunde vollständig im Körper verteilt hat, beginnt die PET-Messung. Die Strahlenbelastung der Untersuchung ist gering. Laut Krebsinformationsdienst des Deutschen Krebsforschungszentrums ist die Anwendung der PET bei Lungenkrebs derzeit die einzige, die von Fachleuten bereits als Standardverfahren eingestuft ist.
Ein Screening auf Lungenkrebs gibt es (noch) nicht. Wer allerdings aufgrund starken Zigarettenkonsums ein erhöhtes Risiko hat, an einem Bronchialkarzinom zu erkranken, dem empfiehlt das Deutsche Krebsforschungszentrum ab 55 Jahren eine Niedrigdosis-Computertomografie der Lunge zur Früherkennung. Die CT kann Lungenkrebs mit hoher Sicherheit erkennen, noch bevor die ersten Symptome auftreten. Die Erkrankung wird dadurch zwar nicht verhindert, aber früh erkannt, lässt sich Lungenkrebs gut behandeln. Die beste Vorsorge ist natürlich, unverzüglich mit dem Rauchen aufzuhören. Je länger man Nichtraucher ist, desto mehr sinkt das Risiko, an einem Bronchialkarzinom zu erkranken. Auch wer mit einem Raucher oder einer Raucherin zusammenlebt, ist gefährdet – jährlich sterben in Deutschland 300 Passivraucher an Lungenkrebs.