Drei Impfstoffe gegen Covid-19 sind hierzulande bereits zugelassen. Zuerst kam der von Biontech auf den Markt, im Januar folgten dann die beiden von Moderna und Astrazeneca. Was ist bislang über die Unterschiede und Wirksamkeit der Präparate bekannt? Ein Überblick.
Am 21. Dezember 2020 war es so weit: Die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) gab grünes Licht für den Covid-19-Impfstoff „BNT162b2" von Biontech und Pfizer. Kurz darauf erteilte die Europäische Kommission die Zulassung für den weltweit ersten mRNA-Impfstoff. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn nannte diesen Schritt einen „Meilenstein in der Pandemiebekämpfung". Anfang Januar folgte der zweite Impfstoff gegen Covid-19 von Moderna, dem die Europäische Kommission wie schon für den ersten eine bedingte Zulassung gab. Da ein neuer Impfstoff nicht ohne Weiteres in Verkehr gebracht werden darf, bedurfte es zuvor einer Freigabe durch das staatliche Paul-Ehrlich-Institut. Das Bundesinstitut für Impfstoffe und biomedizinische Arzneimittel prüfte die Chargen der beiden mRNA-Impfstoffe und gab diese für Deutschland frei.
Die Entwicklung eines Impfstoffes gegen das Sars-CoV-2-Virus wurde oft wegen des Tempos kritisiert, da diese in der Regel mehrere Jahre dauert. Doch seit dem ersten Nachweis der Krankheit Covid-19 Ende 2019 im chinesischen Wuhan lief die Entwicklung auf Hochtouren –
ohne dabei die nötigen Prüfschritte auszulassen. Die Schnelligkeit ist vor allem auf verbesserte Technik, erhebliche finanzielle Unterstützung und das Vorwissen über Sars-CoV-1 zurückzuführen. Hinzu kommt in manchen Ländern wie England das Notfallverfahren oder Rolling-Review-Verfahren. Hierbei werden vor allem die für die EMA notwendigen Berichterstatter früher ernannt. So kann die Beurteilung des Impfstoffkandidaten bereits starten, bevor alle Daten für einen regulären Zulassungsantrag eingereicht wurden. Die EMA prüft zudem fortwährend die vorliegenden Daten.
Zuletzt sicherte CDU-Politiker Spahn zu, dass Deutschland alles in allem 140 Millionen Impfstoffdosen von Biontech und Moderna erhalten werde (Stand: Ende Januar). Das Mainzer Unternehmen Biontech baut seine Produktionskapazitäten daher seit Februar deutlich aus, um den Covid-19-Impfstoff in großen Mengen produzieren zu können. Hoffnungen auf mehr verfügbaren Impfstoff wecken zudem weitere Präparate, die Medienberichten zufolge vor der EU-Zulassung stehen. Der Vektorimpfstoff der britisch-schwedischen Firma Astrazeneca wurde als dritter Ende Januar bedingt von der Europäischen Kommission zugelassen. Im Vergleich zu den mRNA-Impfstoffen ist er wesentlich günstiger in der Anschaffung und in der Praxis einfacher zu handhaben. Das heißt dieser kann bei Temperaturen zwischen zwei und acht Grad Celsius transportiert und gelagert werden. Ein weiterer Vorteil: Das Serum könnte auch in Arztpraxen gespritzt werden.
Weitere Präparate wecken Hoffnungen auf mehr Impfstoff
Grundsätzlich bestehen mRNA-Impfstoffe aus Boten-Ribonukleinsäure und stellen eine neuartige Impfstofftechnologie dar, die eine körpereigene Immunantwort hervorruft. Das Besondere an ihnen ist, dass sie zwar die genetische Sequenz des Virus nutzen, aber nicht das eigentliche Virus. Solche Impfstoffe enthalten Informationen aus der mRNA, darunter den Bauplan eines bestimmten Virusmerkmals oder Virusantigens. Mithilfe dieser Informationen kann unser Körper dieses Antigen selbst herstellen. Anders als herkömmliche Impfstoffe, die meist abgeschwächte Krankheitserreger oder Erregerproteine (Antigene) enthalten und eine Immunantwort des Körpers stimulieren, stoßen mRNA-Impfstoffe einen Prozess an, bei dem die körpereigenen Zellen selbst Proteine aus den in der Boten-Ribonukleinsäure enthaltenen Informationen bilden. Das Bundesgesundheitsministerium hat unlängst darauf hingewiesen, dass bislang keine wissenschaftlichen Erkenntnisse dafür vorliegen, dass Bestandteile der mRNA-Impfstoffe unsere Gene manipulieren können. Anders gesagt: Die Boten-RNA aus einem Impfstoff kann dabei nicht in die DNA des Menschen eindringen oder gar eingebaut werden.
Speziell der Covid-19-Impfstoff „BNT162b2" besteht aus einem kurzen Segment der genetischen Sequenz des Spike-Proteins, der Boten-Ribonukleinsäure, die der menschlichen Zelle die Bauanleitung dafür liefert, eine harmlose Variante eines Proteins oder Antigens herzustellen. Im Falle von Spike-Proteinen handelt es sich um jene Oberflächenproteine, die dem Coronavirus seine kronenähnliche Form verleihen. Das Protein oder Antigen erkennt unser Körper als fremd und aktiviert wiederum eine Immunantwort gegen das Sars-CoV-2-Virus. So lernt unser Immunsystem – vorausgesetzt es gab einen Kontakt – das Coronavirus zu erkennen und unschädlich zu machen.
Die Ständige Impfkommission, kurz Stiko, bewertet die mRNA-Impfstoffe von Biontech und Moderna in puncto Sicherheit und Wirksamkeit als gleichwertig. Einen Unterschied gibt es allerdings: Der Biontech/Pfizer-Impfstoff ist für Personen ab 16 Jahren zugelassen, der Impfstoff von Moderna erst für diejenigen, die volljährig sind. Bislang haben beide Vakzine hohe Grade hinsichtlich der Wirksamkeit erzielt. Der US-Hersteller hatte Ende November bekannt gegeben, dass sein Impfstoff „mRNA-1273" eine Wirksamkeit von 94,1 Prozent besitzt – gemessen 14 Tage nach der zweiten Dosis. Der Biontech/Pfizer-Impfstoff zeigte sogar einen Wirkungsgrad von 95 Prozent –
und zwar sieben Tage nach der zweiten Dosis. Abzuwarten bleibt allerdings, ob die genannten Zahlen auch bei einem millionenfachen Einsatz der Impfstoffe erreicht werden. Der Astrazeneca-Impfstoff ist laut Empfehlung der Ständigen Impfkommission für Menschen zwischen 18 und 64 Jahren zugelassen und erreicht eine Wirksamkeit bis zu 90 Prozent.
Moderna gibt auf seiner Webseite an, dass der Impfstoff in Phase drei der klinischen Studien von den Probanden im Allgemeinen gut vertragen wurde. Die typischen Impfreaktionen sind demzufolge nur leicht oder mäßig und von kurzer Dauer gewesen. Jedoch trat Abgeschlagenheit laut einem Zwischenbericht eines unabhängigen Überwachungsgremiums bei 9,7 Prozent der Geimpften auf. Die Muskeln schmerzten bei 8,9 Prozent, Gelenke bei 5,2 Prozent und der Kopf bei 4,5 Prozent der Studienteilnehmer. Auch der Biotech/Pfizer-Impfstoff rief während der Zulassungsphase bei den Testpersonen eine Reihe von Nebenwirkungen hervor –
allerdings keine ernsten. Die üblichen Impfreaktionen wie Müdigkeit und Kopfschmerzen fielen bei älteren Patienten sogar seltener und schwächer aus. Die Ergebnisse der Studie wurden im „New England Journal of Medicine" publiziert. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass sich die Nebenwirkungen beider mRNA-Impfstoffe in einem vergleichbaren normalen Rahmen bewegen. Experten zeigten sich optimistisch, dass die Impfstoff-Wirkung auch bei der Coronavirus-Variante B.1.1.7 nicht gemindert werde. Zunächst war die Variante B.1.1.7, die als besonders ansteckend gilt in Großbritannien, später auch hierzulande nachgewiesen worden.