Fashion-Model und Influencerin Shawny Sander (26) begeistert die Modewelt durch ihren vom Grunge inspirierten Look und atmosphärische Schwarz-Weiß-Fotos. Im Interview erzählt die Berlinerin über das Leben nach „Germany’s Next Topmodel", Nachhaltigkeit und die Liebe zur analogen Fotografie.
Liebe Shawny, Du hast bereits mit 13 Jahren mit dem Modeln begonnen … Wie hat alles angefangen?
Meine Mum hatte damals eine Ausbildung zum Make-up-Artist gemacht, und irgendwann kam dann der Punkt, wo sie ein Model brauchte für ihre Prüfung. Da lag es nahe, dass sie mich als Model nimmt. Dies tat ich dann auch und ging mit ihr in die Akademie, wo Bilder von einem Fotografen gemacht wurden, nachdem sie mich gestylt hatte. Dieser Fotograf fragte mich nach dem Shooting, ob ich nicht auch mal Lust hätte, für ein anderes Projekt vor der Kamera zu stehen, weil er Talent in mir sehen würde. Bis dato wäre ich niemals darauf gekommen, dass ich Model-Qualitäten haben könnte. Ich war früher eher eine introvertierte und unauffällige Person. Irgendwie gaben mir die Frage und das Kompliment des Fotografen ein wenig Selbstbewusstsein, und ich fasste den Mut, mich bei einer Modelagentur zu bewerben. Daraufhin bekam ich natürlich erst einmal viele, viele Absagen. Aber dann nahm mich irgendwann eine Agentur in ihre Kartei auf.
Wie kam schließlich der Erfolg?
Nachdem ich dann in der Agentur aufgenommen wurde, dauerte es erst mal etwa ein Jahr, bis ich richtige Jobs bekam. Aber nach und nach erhielt ich immer mehr Model-Jobs. Zwar immer nur kleine, aber es hat mir Spaß gemacht und ich hatte immer ein gutes Taschengeld. Dadurch konnte ich mir schon recht früh mein Leben selbst finanzieren und unabhängig sein. Das war für mich tatsächlich der allergrößte Erfolg!
Denkst Du, dass Deine Teilnahme bei „Germany’s Next Topmodel" 2012 maßgeblich für Deinen Erfolg verantwortlich war?
Ich denke schon, dass GNTM einen großen Einfluss hatte, da die Leute und Marken auch zum größten Teil darüber auf mich aufmerksam geworden sind. Fernsehen hatte damals wie auch heute einen so großen Stellenwert in den Medien, und die Reichweite, die man damit generiert, ist einfach wahnsinnig. Allerdings denke ich auch, dass der Erfolg nach der Show vielleicht ausgeblieben wäre, wenn ich mich mit meinem musikalischen Talent in der Show damals nicht so abgehoben hätte. Die eigene Persönlichkeit spielt auch eine sehr große Rolle dabei, ob man nach der Show weiterhin gefragt ist. Dazu muss ich aber noch sagen, dass mein heutiger „Erfolg" eventuell nicht mehr so viel mit meinem damaligen Erfolg zu tun hat. Viele Kooperationspartner wissen meist gar nicht, dass ich bei der Show war, und ich denke, dass auch der größte Teil meiner Follower das nicht einmal weiß …
Wie wurdest Du noch erfolgreicher?
Das ist schwer zu sagen. Ich denke, gerade in Berlin läuft vieles über Empfehlungen in diesem Bereich. Eigentlich genauso wie bei anderen Jobs auch. Wenn du gute Arbeit als Influencer machst, wirst du natürlich an andere weiterempfohlen. Zudem muss ich aber auch sagen, dass wir damals keine Instagram-Community waren. Als ich mit Instagram startete, war die Plattform ja noch neu, und es gab in Berlin nicht viele Leute, die Instagram als Zukunft sahen. Wir waren ein paar Mädels, die das Leben in Berlin auf Instagram dokumentiert haben, und irgendwann kamen dann Anfragen von Brands für Shootings und Giftings. Da wir eine kleine Gruppe in Berlin waren, haben wir uns natürlich immer gegenseitig empfohlen, und irgendwann startete Instagram richtig durch. Heute werde ich von meiner Agentur Fab4Media vertreten, die sich um neue Jobs kümmert und alles organisiert. Das würde ich jetzt alles gar nicht mehr allein schaffen.
Wo sind Deine Instagram-Fotos in der letzten Zeit entstanden?
Leider können wir durch die Pandemie nicht mehr reisen, deswegen entsteht jetzt alles in unserem Wohnzimmer oder auf unserem Grundstück.
Ich freue mich einfach riesig, wenn wir wieder reisen dürfen und man wieder etwas kreativer sein kann. Denn langsam gehen einem auch die Ideen aus. Aber im Moment zählt nur, dass wir alle an einem Strang ziehen und zu Hause bleiben.
Wer fotografiert Dich für Instagram?
Der Selbstauslöser oder mein Freund.
Mit welchen Fotografen arbeitest Du als Model am liebsten?
Ich bin einfach fasziniert von der analogen Fotografie, weil es die größte Kunst ist. Man nimmt den Moment einfach auf, wie er ist und verfälscht ihn nicht.
Deshalb arbeite ich gern mit Fotografen zusammen, die auch gern analog arbeiten. Zuletzt habe ich mit dem Fotografen Marcel Boer zusammengearbeitet. Die Bilder sind toll geworden.
Wie würdest Du Deinen besonderen Kleidungs- und Bildstil beschreiben?
Ich mag es im Grunde genommen gern unkompliziert. Wenn ich mich kleide, achte ich immer zuerst darauf, ob ich mich wohlfühle und in welcher Stimmung ich gerade bin. Außerdem mag ich es am liebsten schlicht, locker, aber trotzdem etwas elegant. Meist trage ich gedeckte Farben und Schwarz. In meiner Bildsprache sieht es eigentlich ähnlich aus. Bei meinen Bildern ist es mir wichtig, dass sie nicht zu gestellt wirken und eher eine Momentaufnahme sind.
Du hast ein Faible für 90er-Jahre-Bekleidung, vor allem für den Grunge-Stil. Was magst Du so daran?
Mein Kleidungsstil war schon immer stark von der Musik beeinflusst und die 90er-Jahre mit Nirvana haben mich am meisten geprägt. Sowohl in meiner eigenen Musik als auch im Kleidungsstil. Um ehrlich zu sein wollte ich im Grunde nur so cool und lässig sein wie Kurt Cobain.
Früher, als ich etwa 18 Jahre alt war, war die Phase besonders ausgeprägt und ich habe gern mal mit zerrissenen Hosen, pinken Haaren, Creepers und bauchfreien Tops das Haus verlassen. Davon ist nicht mehr so viel übrig, aber trotzdem liebe ich die Musik und den Kleidungsstil bis heute noch, und er beeinflusst mich immer noch sehr.
Hast Du nur Freunde, die Models sind oder auch Freunde aus ganz anderen Bereichen?
Früher hatte ich tatsächlich mehr „Model-Freunde", da man ja auch noch jünger war. Heute eher Freunde, die aus ganz anderen Bereichen kommen. Aber klar, ich kenne auch sehr viele Leute aus der Instagram-Welt, die ich sehr gern mag und schätze. Allerdings gehört davon niemand zu meinen engsten Freunden. Das sind eher Leute, die mich auch privat sehr gut kennen.
Welchen Blogs und Influencern folgst Du persönlich am liebsten?
Mich inspirieren am meisten Accounts von Fotografen. Zu meinen Lieblingen gehören: @purienne, @pierrot, @amberlyvalentine, @cameron_hammond,
@isabelhayn.
Welche Deiner Instagram-Beiträge sind die beliebtesten?
Ganz klar: Die Bilder, die an einem verlassenen riesigen Kiessee entstanden sind. Mein Freund und ich haben dort letztes Jahr gecampt, und wir waren dort ganz allein. Es war für mich auch einer der schönsten Momente die ich hatte. Es war einfach magisch und so ruhig. Man dachte, man wäre in einer anderen Zeitzone. Ich denke, dass die Bilder den Moment gut einfangen konnten und meine Follower das auch schön fanden. Dort werden wir bestimmt wieder hinfahren.
Was waren die Highlights Deiner Karriere?
Mein absolutes Highlight war bisher immer noch die Reise mit einer Brand nach New York. Ich liebe die Stadt über alles. Und als sie mich fragten, ob ich mit nach NYC kommen möchte, war ich hin und weg. Es war zwar nicht mein erstes Mal in NYC, aber dafür etwas ganz Besonderes, weil ich meine Mama mitnehmen durfte. Außerdem bekam ich die Chance, im „China Club", wo man als „Nicht-Prominenter" normalerweise gar nicht erst reinkommt, die ganze Nacht tanzen zu dürfen und eine Live-Performance von King Princess zu genießen. Die Krönung war dann noch, als plötzlich Hollywoodstars neben mir ausgiebig getanzt haben. Diesen Abend werde ich nie vergessen.
Ist Dir Nachhaltigkeit wichtig? Wenn ja: Wie setzt Du sie um?
Mir wird immer bewusster, wie wichtig Nachhaltigkeit ist und vor allem sein sollte. Denn wenn wir nichts verändern hinsichtlich unserer nachhaltigen Entscheidungen, dann können die Ökosysteme der Erde nicht erhalten werden. Wenn wir so weitermachen wie bisher, dann bedeutet das, dass uns die fossilen Brennstoffe ausgehen werden, Tierarten aussterben, die Sauberkeit von Luft, Wasser und Atmosphäre darunter leiden und wir schließlich gar keine Ressourcen mehr haben. Klar ist mir auch, dass wir das Ganze nicht von heute auf morgen rückgängig machen können, aber wenn jeder ein klitzekleines bisschen dafür tut, hilft das schon ungemein.
Mein kleiner Beitrag dazu ist es, dass ich versuche, mir nur neue Kleidung zu kaufen, wenn ich eine Sache aus meinem Kleiderschrank verkauft habe. Somit gerät die Kleidung in einen Kreislauf, und man spart dabei noch Geld. Außerdem achte ich immer mehr darauf, dass die Kleidung, die ich kaufe, aus einer nachhaltigen Produktion kommt oder im besten Falle Vintage-Kleidung ist.
Was hat sich mit der Corona-Krise in Deinem Leben geändert?
Der größte Punkt ist natürlich das Reisen und dass man Freunde und Familie nicht mehr so oft sieht. Besonders das macht mir sehr zu schaffen. Aber im Grunde geht es mir gut, und das weiß ich auch unheimlich zu schätzen. Denn ich kenne leider auch viele, viele Leute, die gerade eine sehr harte Zeit durchmachen.
Du bist auch Sängerin und hast schon Alben veröffentlicht. Bist Du momentan noch als Musikerin aktiv?
Im Moment mache ich eher für mich Musik. Denn um Musik zu veröffentlichen, muss man eine Menge Geld in die Hand nehmen. Meine Prioritäten liegen im Moment einfach woanders. Mein Ziel ist es aber trotzdem, ganz bald mal wieder Musik von mir zu veröffentlichen.
Welche beruflichen Ziele hast Du für die Zukunft?
Ich möchte das Ganze gern noch so lange machen, wie es geht und danach vielleicht als Creative Director arbeiten oder vielleicht nochmal in eine ganz andere Richtung gehen. Wer weiß. Aber im Moment bin ich wirklich zufrieden und genieße die Zeit.