Das „Weltenburger am Dom" schickt Wirtshausgerichte von Regensburg aus auf die Reise. In „Bratenboxen" werden frisch zubereiteter Schweinsbraten, Rouladen und Knödel versandt.
Wenn eine Reise nach Bayern derzeit nicht möglich ist, kann immerhin zünftiges Wirtshaus-Essen nach Berlin kommen! Die „Bratenbox"-Versender vom Regensburger Wirtshaus „Weltenburger am Dom" zeigen, wie’s geht: Auf der Website Schweinsbraten, Haxen, Rouladen oder Gulasch wählen. Bestellen, online bezahlen und auf die Lieferung des Paketdienstes warten. Box öffnen, Vakuumbeutel ins Wasserbad legen. Aufschneiden, servieren und genießen.
Bayern am „saupreißischen" Esstisch macht Spaß: Wir starten mit Leberknödel- und Grießnockerlsuppe. Klassischer kann’s kaum werden! Der Leberknödel ist „richtig schön leberig", meint die Freundin, „nicht nur an der Innerei vorbeigelaufen." Die Grießnockerln rollen sich an unseren Gaumen und in unser Herz: Sie sind fluffig und leicht. Die Rinderkraftbrühe, in der beide Einlagen serviert werden, schmeckt nach der vollen Kraft vom ausgekochten Fleisch. Da wir mit dem italienischen Feinschmeckerfotografen teilen, wird die Suppe „schwarz-weiß" serviert: Je ein Nockerl und ein Drittel Knödel kommen als „Bavaria Mixed Special" in die Brühe.
Während wir speisen, darf in der Küche unser „Tütenessen" de luxe für die nächste Runde im Wasserbad ziehen: Rouladen mit Blaukraut und Eierspätzle sowie ein „Barockgulasch", ebenfalls mit Spätzle. Die Rouladen sind sehr saftig, knackig mit der Möhre, mit durchwachsenem Speck und Senf gerollt. Genauso wie sich’s gehört.
Die Eierspätzle, im Vakuumbeutel eng aneinandergeschmiegt, fallen auseinander und behalten tadellos ihre Form. Das Gulasch vom Schwein macht mit seiner Sauce mit „Barock Dunkel"-Bier und vielen Zwiebeln ebenso viel Spaß. Auf einmal ist es Sonntag und ich sitze bei meiner Oma zum Mittagessen. Die „Bratenbox" mit ihren sehr gut gemachten Hausmannskost-Klassikern bayerischer Art schafft es aufs Angenehmste, Erinnerungen an ein Früher hervorzurufen, in dem zumindest gefühlt alles irgendwie „besser" war. Nicht das Schlechteste, was gutes Essen kann!
Dabei hatte ich mein Augenmerk eher aus einem ganz anderen Grund auf die „Bratenbox" gerichtet. Braten, Haxen und Co sollte ein bayerisches Wirtshaus deutlich souveräner hinbekommen als es mir als Gelegentlich-Köchin möglich wäre. So ist es, wie mir Geschäftsführer Daniel Forster vom „Weltenburger am Dom" am Beispiel der Spareribs erklärt: „Wir können die Ripperl zwölf Stunden über Nacht sous-vide garen. Das würde man so nicht zu Hause machen wollen."
Alle Gerichte werden ständig weiterentwickelt
Uns bleibt nur noch, die Rippchen-Reihen nach dem Wasserbad mit einer Whiskey-Honig-Marinade zu bestreichen und zum Knusprigwerden in einer Auflaufform in den Backofen zu schieben. Obacht – die Portion ist groß! 500 Gramm Rippchen avisiert das Bestellfenster und das ist, selbst ohne Knochen, eine ganze Menge. „Wir sind ein Wirtshaus, da müssen die Portionen stimmen", sagt Forster. Dasselbe beim Sauerbraten: „Wenn du 200 Gramm auf dem Teller hast, waren das vor dem Schmoren schon 500 Gramm." Was wäre ein Wirtshaus-Essen ohne Fleisch und zwar gutes und reichlich davon?
Sämtliches Rindfleisch etwa kommt vom vielfach ausgezeichneten Metzger Gierstorfer aus dem nahen Dorf Pfatter. In dem Familienbetrieb wird selbst geschlachtet. Die Rinderrahmsauce zur Roulade hat zudem die geschmackliche Superpower sämtlicher Bestandteile von Speck bis Wurzeln über Stunden hinweg in sich aufgenommen. Sie ist cremig und hat eine Tiefe, die von einer für uns Nordlichter nicht präzise schmeckbaren Zutat stammt – vom süßen „Händlmaier"-Senf. Der ist ein waschechter Regensburger, der ins Fleisch gerollt und in die Sauce gegeben wird. Die Rippchen sind dieweil fertig, und wir beginnen zu nagen. Halt, stopp! Wir berühren sie einmal mit Messer und Gabel und haben schon das Fleisch auf dem Teller. Butterweich und gut barbecuisiert gesellt es sich zum Kartoffelsalat und einem Weißkraut-Möhren-Salat.
Der Kartoffelsalat, nach südlicher Art klar mit Brühe angemacht, sieht zwar recht blass in seinem Beutel aus, schmeckt aber prima. Schnittlauch, der traditionell daran gehört, könne man aber nicht mit hineingeben, erklärt Daniel Forster. „Das färbt aus, und dann bekommst du komisch grünen Salat."
Das Küchenteam hat schon Kartoffel-Wedges als künftige neue Beilage im Blick. Die können ohne Farbproblem parallel zu den Rippchen im Ofen heiß werden. Im „Weltenburger am Dom" werden die Gerichte für die „Bratenbox" immer weiterentwickelt. Weil sie so besser werden und auch Abwechslung auf die heimischen Teller bringen. „Kaasspatzn", hausgemachte Spätzle mit Bergkäse und Röstzwiebeln, halten demnächst auf der Karte Einzug. Schweinefilet im Speckmantel mit Spätzle, gebratenem Rosenkohl und Whiskeyrahm-Sauce lässt als weiterer Neuzugang den Winter schmackhaft ausklingen.
Extratütchen mit Schnittlauch oder Petersilie wird es ganz bestimmt nicht geben – zu kompliziert. Wir sind schließlich nicht in der Fine-Dining-Liga, sondern beim „Tütenessen" im besten Sinne, wie es Forster bezeichnet. Bis 16 Uhr bestellt, wird das Essen im „Weltenburger" frisch gekocht und geht am nächsten Tag mit Trockeneis in der Pappbox auf die Reise. Wer Wirtshaus im Beutel bestellt, der will schnickschnackfrei und mit wenigen Handgriffen ein bodenständiges Essen auftischen können.
Das spiegelt sich auch in den Preisen wider: Der Schweinsbraten mit Dunkelbier-Sauce, Speck-Sauerkraut und Kartoffelknödeln kostet 12,80 Euro pro Portion. Die Rinderrouladen markieren mit 19,80 Euro das andere Ende der Preisskala. Eine Grießnockerl- oder Pfannkuchensuppe kosten 3,40 Euro; die Leberknödelsuppe 3,60 Euro. „Es soll nicht teurer als das Essen im Wirtshaus sein", sagt Forster.
Mindestbestellwert pro Box sind 35 Euro, plus 4,90 Euro für den Versand. Das kommt für zwei Personen sofort gut hin. Wer allein Lust auf eine Box hat, kann problemlos ein Essen im Kühlschrank ein paar Tage aufheben und später erwärmen. Oder sich bald schon seine Drei-Gang-Box mit Vorspeise, Hauptgericht und Dessert zum fixen Preis zusammenstellen.
Das Wirtshaus-Take-away in Regensburg und der „Bratenbox"-Versand sind eine recht junge Corona-Geschichte. Im Frühjahr 2020 wurde „Weltenburger-2-Go" zum Abholen erschaffen. Der Newsletterversand mit der Ankündigung des Take-away-Essens im ersten Lockdown zeigte: Das Interesse war groß, aber die Gäste nicht unbedingt vor Ort. An den Industriestandort Regensburg kamen viele berufsbedingt aus der Ferne. Die Entwicklung der „Bratenbox" mit ihrer komplexen Logistik und der Entwicklung von versandtauglichem Essen war die logische Konsequenz, brauchte aber noch etwas Zeit. In der Vorweihnachtszeit konnte mit „Ganserln" und Enten, Braten und Veggie-Knödeln gestartet werden.
Süße Knödel mit Apfel, Birne oder mit Pflaume
Befreundete Influencerinnen aus der Region sorgten für überregionale Reichweite. So entdeckte ich die „Bratenbox" in den Instastories. Gute Idee, guter Geschmack, guter Entschluss, zu bestellen! Eine kluge Vermarktungsstrategie zudem: Frauen entscheiden meist darüber, ob und was in einer Familie gekocht wird. „Von den 240 Boxen mit im Schnitt vier Portionen im ersten Monat wurden gerade einmal zehn von Männern bestellt", verrät Daniel Forster. Die „Bratenbox" wird in jedem Fall auch nach dem Ende des Lockdowns bleiben. Zu aufwendig war die Entwicklung der neuen Produktlinie. Aber vor allem ist sie eine dauerhaft gute Ergänzung des Vor-Ort-Angebots: Bayern zum Liebhaben für alle, die gerade nicht dort sein können!
Für unseren bayerischen Abend mitten in Berlin stürzen wir uns zu guter Letzt auf die „Bayerisch Creme" mit Himbeersauce. Genauer gesagt, stürzt die Freundin die sahnige weiße Eier-Vanille-Creme aus dem Glas, damit wir sie teilen können.
Die hausgemachte Himbeersauce setzt einen säuerlich-fruchtigen Kontrapunkt, und wir sind mit einer Portion für zwei nach dem ausgiebigen Mahl bestens bedient. Bald schon werden süße Semmelknödel das Dessertangebot der „Bratenbox" bereichern. Mit hausgemachter Vanillesauce und drei Obstvarianten treten sie an: Apfel und Mohn, Birnen, Mandeln und Vanille oder Pflaume, Mohn und Zimt stehen zur Wahl. Das wird wohl auf eine baldige Zweit-Bestellung der neuen Gerichte und Desserts hinauslaufen!
Vielleicht denke ich das nächste Mal ja dann auch sogar daran, Helles, Weizen oder Dunkles zu besorgen. Das „Weltenburger am Dom" ist mit der nahen „Weltenburger Klosterbrauerei" schließlich eng verbandelt. Selbst wenn ein „Anno 1050"-Bier oder ein „Asam Bock" in der Flasche wegen Zerbrechlichkeit nicht mitbestellt werden können, gilt es dann auch bei der Flüssigkeitszufuhr das bayerische Grundnahrungsmittel für das kulturelle Gesamterlebnis gebührend zu würdigen.