Die Betreiber der „Wogbachtal Hütte" in Ensheim hatten eine besondere Idee, wie sie trotz Lockdowns und abgeschiedener Lage Gäste bewirten können. Jetzt gibt es jeden Sonntag Essen für Wohnmobilbesitzer.
In diesen Zeiten, die wir gerade durchleben, müssen sich Gastronomen eine Menge einfallen lassen. Da sind gute Ideen gefragt, denn je nach Standort ist ein Essensverkauf am Restaurant nicht so einfach. Vor allem, wenn dieses nicht in der Stadt, sondern etwas abgelegen liegt. Genauso geht es der „Wogbachtal Hütte". Geöffnet hat diese zurzeit nur sonntags, denn das ist der einzige Tag, an dem die Betreiber zumindest eine kleine Chance haben, etwas Umsatz zu machen.
Seit 2017 betreiben Stephanie Terre-Bubel und ihr Mann Andreas Bubel die „Wogbachtal Hütte". Ohnehin kein einfacher Standort, mitten im Wald am Ensheimer Flughafen. Mittlerweile ist auch Sohn Noah an Bord. Als sie vor vier Jahren anfingen, dachte ich, im Sommer werden sie mit ihrem Restaurant trotz der Lage keine Probleme haben. Doch in einem verregneten Herbst oder einem Winter mit Schnee? Wer fährt dann in eine Hütte in den Wald?
Allerdings betonen die Betreiber, dass sie die Zufahrtsstraße auch selbst streuen, und ansonsten sei der ZKE der Stadt Saarbrücken sehr hilfsbereit, auch wenn die Straße im Wald nicht erste Priorität habe.
Doch jetzt im Lockdown verirrte sich kaum einer mehr zu ihrem Restaurant. Deshalb hatte Familie Terre-Bubel eine Idee. Einmal in der Woche, immer sonntags, bietet sie Essen für Wohnmobilbesitzer an. Diese stehen auf dem großen Parkplatz vor dem Haus und bekommen ihr Essen an die Tür des Wohnmobils gebracht. Auch ganze Menüs. Eigentlich eine geniale Idee. Auf dem Parkplatz in der Nähe des Hauses können die Gäste so ungestört essen und trinken. Dabei erhalten die Gäste ihr Essen nicht verpackt, sondern wie früher im Restaurant – auf Tellern und den Wein oder das Wasser in Gläsern. Für die richtige Atmosphäre im Wohnmobil sind die Gäste selbst verantwortlich. Manche decken die Tische schön ein, haben sogar vorher einen Strauß Blumen auf dem Tisch platziert. Es kann also sehr gemütlich werden. Allerdings ist eine Übernachtung auf dem Restaurantparkplatz in Deutschland nicht erlaubt.
Die Idee der Familie hatten auch andere Gastronomen in der ganzen Republik. Manche haben sogar eigens Wohnmobile angemietet und vor ihr Haus gestellt. Diese können Gäste dann ihrerseits mieten. Das Internet ist voll von Gruppen, die sich mit diesem Thema beschäftigen – von der Nordseeküste bis in die Bayerischen Alpen. Bei meinem Besuch in der „Wogbachtal Hütte" nimmt sich eine Familie nach dem Hauptgang erst einmal ein Stündchen Zeit für einen Mittagsschlaf und lässt sich das Dessert anschließend servieren. So lässt es sich leben. Die Betreiber der „Wogbachtal Hütte" profitieren derzeit von ihrem guten Ruf. Trotz der Abgeschiedenheit im Wald konnten sie sich etwa 2019 vor Buchungen für Weihnachtsfeiern kaum retten. Die Hütte war den ganzen Dezember über voll belegt. Stephanie Terre-Budel: „Als wir 2017 anfingen, ging es schneller bergauf, als wir dachten. Von Anfang an hatten wir ein klares Konzept. Wir kochen mit hochwertigen Produkten, unsere Lieferanten sind uns sehr wichtig. Und wir kochen eine Küche, wie Großmutter sie noch zelebrierte."
Es wurden immer mehr Gäste, die den Weg zu ihnen fanden. Bald schon mussten sie den Biergarten umgestalten. Sie kauften neue Möbel, eine zeitgemäße Theke wurde installiert, und sie bauten damals die Parkplätze aus – eine Entscheidung, die ihnen heute hilft. Außerdem stellten sie eine Köchin ein: Eveline Jacobi. Sie ist Pfälzerin und kocht wie ihre Großmutter. Hier findet man dann auch mal „Rostige Ritter mit Vanillesauce" auf der Karte und viele andere Kreationen, von denen man glauben könnte, sie seien mit der Zeit verloren gegangen.
Gäste kommen inzwischen aus dem ganzen Saarland
In der „Wogbachtal Hütte" gibt es in normalen Zeiten auch immer besondere Veranstaltungen. Etwa den Sonntagsmarkt, bei dem Händler ihre eigenen Produkte vorstellen. Dazu gibt es bei diesen Veranstaltungen immer besondere kulinarische Leckereien. Wildschwein am Spieß oder Spanferkel etwa. Grundsätzlich steht Andreas Bubel sonntags am Flammkuchenofen, das ist sehr beliebt bei den Gästen. Manchmal gibt es auch Konzerte. Etwas abseits der „Wogbachtal Hütte" hat ein befreundeter Imker seine Bienenstöcke platziert, und diesen Honig kann man in der Hütte kaufen. Auch Hunde sind hier willkommen. Zudem ist Walter Rauch Partner der „Wogbachtal Hütte". Er betreibt in Ensheim die Stone-Hill-Ranch und macht mit den Pferden häufig Ausflüge in das Ensheimer Gelösch. Im Sommer sind auch Eseltouren geplant – wenn wieder geöffnet ist. Als Familie Terre-Bubel im Frühjahr vergangenen Jahres zum ersten Mal schließen musste, verlor sie den Glauben an ihre Zukunft nicht. Stephanie sagt dazu: „Wir waren sicher, dass auch uns geholfen wird. Und man hat uns geholfen!" Dann kam dieser tolle Sommer. Die Menschen wollten wieder in den Biergärten sitzen, die „Wogbachtal Hütte" brummte. Doch die Betreiber ahnten schon damals, dass sie sich für eine zweite Welle wappnen und auf einen harten Winter würden vorbereiten müssen. Und wie befürchtet kam im November die zweite Schließung, die Hütte blieb zwei Monate komplett geschlossen. Wie viele andere Gastronomen auch waren sie froh, dass sie Gutscheine verkaufen konnten – für die Zeit nach dem Lockdown. So kam wenigstens etwas Geld in die Kasse.
Sie machten sich Gedanken, wie sie eine weitere Einnahmequelle erschließen könnten. Inspiriert durch einen Fernsehfilm kam ihnen die Idee mit den Wohnmobilen, und sie setzten sie sofort um. Doch es bleibt schwierig. Manchmal funktioniert das Konzept nicht so gut, manchmal besser. Es ist sehr abhängig vom Wetter. Sie bieten derzeit generell sonntags auch Essen zum Abholen an. Zudem braten sie Würstchen für Wanderer. Auch ihre selbst geräucherten Forellen stehen zum Verkauf. Zudem können Wanderer kalte und heiße Getränke kaufen. Das läuft – wenn das Wetter mitspielt.
Als sie ihr erstes Wohnmobil-Dinner veranstalteten, bewarben sie dieses auf ihren Internetseiten. Zögerlich fuhren die ersten Wohnmobile vor – nach vorheriger Reservation. Diese ist immer nötig! Familie Terre-Bubel wurde Mitglied auf einer saarländischen Webseite für Wohnmobil-Dinner. Auch darüber kamen Gäste. Die Wirtin stellte schnell fest, dass die Menschen sich ungemein auf diese Veranstaltungen freuen. Und Stephanie Terre-Bubel freut sich immer auf die Reaktionen ihrer Gäste, auf ein Lächeln, ein gutes Wort. „Das hat mir monatelang gefehlt", sagt sie. Vor allem die Kommunikation mit den Gästen.
Bei meinem Besuch am Valentinstag ist eine Menge los im Ensheimer Gelösch. Die Sonne scheint, und man merkt den Menschen an, dass sie endlich mal wieder raus in die Natur wollen. Küche und Service haben endlich mal wieder ordentlich zu tun. Auch die Internetwerbung fürs Essen im Wohnmobil hat sich ganz offensichtlich bezahlt gemacht. An den Nummernschildern lässt sich ablesen, dass die Mehrzahl nicht etwa aus Saarbrücken stammt, sondern aus Merzig, Homburg und Völklingen. Unter ihnen Uschi und Dirk Freude. Sie sind hier, weil sie schon immer mal mit ihrem Wohnmobil essen gehen wollten und die Idee klasse finden. Der Valentinstag biete sich perfekt dafür an, da man ja sonst nirgendwo essen gehen könne. „Das fehlt uns schon", erklärt Dirk Freude.
Essen wird an der Eingangstür serviert
Für den Valentinstag hat Familie Terre-Bubel vier Menüs kreiert. Die Vorspeisen und die Desserts sind gleich, die Hauptgänge variieren. Es gibt einen Feldsalat mit einem Wildschinken vom Metzger Hugo Schwindt aus Bischmisheim. Dazu gebratene Champignons mit einem Brombeer-Dressing und Trüffelöl. Die Metzgerei Schwindt ist für ihre Wildspezialitäten bekannt, der Betreiber ist selbst Jäger. Als Hauptgänge können die Gäste zwischen Parmesanschnitzel mit einer Limetten-Weinschaumsauce, Gefüllten mit Speckrahmsauce, Rouladen mit Wirsinggemüse oder Dibbelabbes wählen. Und als Dessert gibt’s hausgemachte heiße Waffeln mit Sahne und heißen Kirschen – alles serviert an der Eingangstür der eigenen Wohnmobile. Die Gäste finden’s genial.