Vor den Toren Mainzweilers liegt der „Faulenberger Hof" von Stephan Rose und seiner Familie. Neben dem Betrieb eines Hofladens vertreiben die Roses ihre Produkte auf Wochenmärkten und kommen damit bestens bei den Kunden an.
Viele Menschen in der Landeshauptstadt kaufen auf den Märkten von Saarbrücken ein. Die Auswahl ist angemessen, und hier stimmt auch die Qualität. Ob in Alt-Saarbrücken, donnerstags auf dem Nauwieserplatz oder auch auf dem St. Johanner Markt. Auf Letzterem ist samstags der Biomarkt mit zahlreichen interessanten Händlern. Einer davon ist Stephan Rose. Jeden Samstag, bei Wind und Wetter, sind er und sein Team vor Ort. Wenn Sie seinen Stand suchen, weil Sie ihn bislang noch nicht kennen: Es ist ganz einfach. Dort, wo die meisten Menschen anstehen und sich eine lange Schlange gebildet hat, das ist meist der Stand von Stephan Rose. Wenn ich mich samstags in die Schlange einreihe – mit gebotenem Corona-Abstand natürlich – höre ich meist anderen Wartenden zu. Und sie alle berichten, dass es hier die besten Eier weit und breit gebe!
Stephan Roses Vater, Josef Rose, war einer der Mitbegründer des Saarbrücker Biomarktes. Das war vor 21 Jahren. Von Anfang an hatte er mit seinen Angeboten großen Erfolg. Im Jahr 2014 übernahm dann Sohn Stephan. Er verkauft dort Eier, Hühner, Fleisch und Wurst.
Kürzlich habe ich mich aufgemacht, um ihn auf seinem Hof zu besuchen. Sein „Faulenberger Hof" liegt vor den Toren von Mainzweiler im Landkreis Neunkirchen. Begrüßt wurde ich von der ganzen Familie: Das sind neben dem Hausherrn seine Frau Martina Bohr und ihr kleiner Sohn Tim. Sie betreiben einen offenen Hof, freuen sich immer über zahlreichen Besuch. Ihr kleiner Hofladen ist normal sieben Tage die Woche geöffnet. Sollte er aber mal zu sein, kommen Interessierte dennoch nicht vergebens. Hier gibt es einen Automaten, an dem man 24 Stunden hofeigene Produkte kaufen kann. Es ist zwar kein Biohof, allerdings ist man hier dennoch sehr um das Tierwohl bemüht. Bei der Hühnerhaltung etwa hat Stephan Rose strengere Standards festgelegt, als dies auf Biohöfen verlangt wird. Die Tiere haben beispielsweise viel mehr Platz als auf vielen Biohöfen, wie Stephan Rose erklärt. „Wir betreiben unseren landwirtschaftlichen Hof als Familienbetrieb mittlerweile in der dritten Generation. 1960 hat mein Vater mit der Hühnerhaltung angefangen und auch gleich mit Direktvermarktung. Wir haben zudem Kühe, und mein Vater fing damals bereits mit der Mutterkuhhaltung an. Dies bedeutet, wir melken die Kühe nicht und verkaufen auch unsere Milch nicht. Die Milch ist für die Kälber."
Auf dem Hof wird Winterkalbung betrieben. Das heißt: Meist im Dezember kommt der Nachwuchs zur Welt. Im Stall und unter Beobachtung, denn sollte etwas Unvorhergesehenes passieren, kann der Mensch eingreifen. Kalbt eine Kuh auf der Weide, macht sie das gern im Verborgenen. Da ist Hilfe oftmals schwierig und kommt unter Umständen zu spät. Familie Rose betreibt Strohhaltung, 2005 wurde der offene Stall neu gebaut. Ende April kommen die Tiere dann für die gesamte warme Jahreszeit auf die Weide; die Kühe mit ihren Kälbern zusammen. Und diese ziehen ihre Kinder selbst groß.
Jeder darf sich auf dem Hof umschauen
Vor 15 Jahren hat der „Faulenberger Hof" auf die französische Rasse Limousin umgestellt. Andere Tiere haben sie mittlerweile keine mehr. Dieses Fleisch ist sehr schmackhaft und auch nicht so fett wie bei anderen Rassen. Wenn die Tiere im Herbst von der Weide kommen, werden die Kälber abgesetzt. So nennt man das Trennen von den Muttertieren. Sie leben dann oft noch länger als ein Jahr auf dem Hof, ehe sie geschlachtet werden. Nach der Schlachtung gibt es im Hofladen dann ganze Fleischpakete für die Kunden. Oder das Fleisch wird auf den Märkten verkauft. Rose steht neben dem Saarbrücker auch auf dem Neunkircher Markt. Seine Rinder werden ohne Kraftfutter und Mais groß gezogen. Sie bekommen nur hofeigenes Getreide, das selbst angebaut wird, sowie Heu. Die Tiere werden auch nicht gemästet, und das merkt man der Fleischqualität auch an. Geschlachtet wird übrigens so schonend wie dies möglich ist beim befreundeten Landwirt Klein in Hüttigweiler. Dieser hat ein eigenes Schlachthaus, und dort werden auch die Tiere von anderen Höfen geschlachtet.
Der Vorteil für Landwirt Rose: Er bringt seine Tiere schon einen Tag vor der Schlachtung zum Kollegen. Dort bleiben die Tiere dann in einer Wartebucht. Durch einen Transport werden Tiere immer aufgeregt, schütten das Stresshormon Adrenalin aus. Das ist für das Fleisch überhaupt nicht gut. So können sich die Tiere nach dem Transport mehr als einen Tag lang wieder komplett beruhigen. Rose lässt dabei meist nur ein oder zwei Tiere schlachten. Verarbeitet wird das Fleisch anschließend von zwei kleinen handwerklichen Betrieben: den Dorfmetzgereien Schiller in Ottweiler und Vogel in Illingen, die noch nach handwerklichen Regeln arbeiten. Deshalb sind diese Produkte auch auf den Märkten so erfolgreich.
Am Hofladen lese ich ein Schild: „Unsere Kühe freuen sich auf Ihren Besuch!". Ich hake nach, was damit gemeint ist. Rose erklärt: „Hier am Hof kommt der Rundwanderweg ,Rund ums liebe Vieh‘ vorbei. Deshalb herrscht hier oft ein reges Treiben. Um den Leuten zu signalisieren, dass sie unser Gelände gern betreten dürfen, um sich unsere Tiere anzusehen, haben wir dieses Schild aufgehängt." Bei meinem Besuch konnte ich beobachten, dass einige Familien vorbeikamen – auch hier mit gegebenen Corona-Abständen. Die Kleinen bestaunten begeistert die Kühe und die Hühner. Stephan Rose steht wirklich für Transparenz. Sein Hof ist nicht nur offen, er erklärt auch jedem gern sein Handeln.
Kerniger Geschmack und schöne Farbe
Wir gehen zu den Hühnern. Warum Stephan Rose stets ganz frische Eier vermarktet, erklärt er: „Unsere Eier kommen aus dem Stall sofort über ein Förderband zu uns. Sie gehen dann direkt auf die Sortiermaschine, denn jedes Ei muss durchleuchtet, gewogen und bedruckt werden. Damit man weiß, woher es kommt. Dann wird es gleich verpackt und ist am nächsten Tag auf dem Markt oder im Handel!" Das ist ein Riesenvorteil, denn die meisten Hühnerbetriebe haben zentrale Packstellungen. Und dort dauert das in der Regel länger. Vor allem, wenn die Eier von mehreren Bauernhöfen kommen und zentral verpackt werden. Bei Rose geht es sofort vom Hühnernest in die Packung. Man kann diesen Prozess übrigens im Hofladen an der Wand sehen. Dort wird dieses System erklärt. So hat er gegenüber den Mitbewerbern meistens einige Tage Vorsprung, was die Frische der Eier betrifft. Denn die Hühner legen täglich Eier. Auch an Feiertagen. So hat dieses System einen immensen Vorteil.
Wir spazieren zu der ältesten Herde, die frei auf einer eingezäunten Fläche herumläuft. Er hat mehrere Herden, wie er erklärt. Diese hier ist jetzt etwa 18 Monate alt. Mein Eindruck: Sie fühlen sich augenscheinlich sehr wohl. Stephan Rose betont ausdrücklich, dass er die frischsten und besten Eier produzieren wolle. Gleichzeitig soll es seinen Tieren dabei gut gehen. Unser weiterer Weg führt uns in einen Stall, in dem die Tiere ihre Nester haben – und auch hier viel Auslauf. Ein Radiosender läuft – damit die Tiere sich an Stimmen und Geräusche gewöhnen, wie Rose betont. Denn vor allem Kinder besuchen die Ställe gern. Rose arbeitet nicht im Verborgenen, hier darf jeder einen Blick hineinwerfen. Das Futter für die Tiere sind Maiskörner. Aus der Rheinebene, aus Frankreich und der Donauregion bezieht er dieses Futter, da er Mais in diesen Mengen nicht selbst anbauen kann. Natürlich komplett ohne Gentechnik. Rose schwört auf Mais als Hühnerfutter, denn nur so erhalten die Eier einen kernigen Geschmack und eine schöne Dotterfarbe. Es ist nicht das billigste Hühnerfutter, aber Stephan Rose sucht ja immer das Beste für seine Tiere. Rolf Klöckner ist Ehrenmitglied des Europäischen Instituts für Lebensmittel- und Ernährungswissenschaften. Entscheidend für die Ernennung waren seine langjährigen und erfolgreichen Bemühungen, Kindern das Kochen als grundlegende Kulturtechnik zu vermitteln.