Wer in den vergangenen Jahren das kreative Schaffen von Thurston Moore, dem früheren Sänger und Gitarristen von Sonic Youth, aufmerksam verfolgt hat, dem wird eines klar sein: Auf seinen Soloalben wird einem keine leichte Kost geboten. Moore nahm in der Vergangenheit mit dem Free-Jazz-Drummer Tom Surgal, dem früheren Sonic-Youth-Gitarristen Lee Ranaldo, Yoko Ono und Ex-Gattin und Bassistin Kim Gordon, dem Experimentalmusiker Loren Connors und zuletzt mit dem japanischen Noise-Projekt Merzbow diverse Alben auf. Für sein siebtes Studioalbum „By The Fire" hat der 62-Jährige wiederum andere illustre Musiker um sich geschart. Entstanden ist das Werk in Kooperation mit dem Londoner Künstler Radieux Radio, der das Cover entwarf und einige Texte schrieb. Auf allen neun Songs trommelt Steve Shelley, der ehemalige Drummer der Indie-Instanz Sonic Youth. Daneben zupft Deb Googe von My Bloody Valentine den Bass, Jon Leidecker steuert auf drei Songs elektronische Sounds bei, James Sedwards spielt die zweite Gitarre und Hem Doulton die Percussions.
All das, was man von Alben unter Moores Federführung schätzen und lieben gelernt hat, kehrt zurück: ungeschliffene Rocknummern – selbst eine mit Gitarrensolo – („Cantaloupe"), elegische Songs, verträumte Balladen („Dreamers Work") und vereinzelte Noise-Ausbrüche („Breath").
Im zwölfminütigen „Siren" verdichten sich der typisch flirrend-hypnotische Gitarren-Sound des Kopfes der Band und das präzise, druckvolle Schlagzeugspiel Steve Shelleys zum unverwechselbaren Klangkosmos der Gruppe. So, als hätten sich Sonic Youth wiedervereint, um dieses Stück einzuspielen. Das knapp 17-Minuten-Lied „Locomotives" eröffnet dem Hörer hingegen eine völlig andere Soundwelt, in der erstmals elektronische auf handgemachte Musik trifft. Zunächst meint man, dem düster vor sich hin puckernden Soundtrack eines Endzeit-Films zu lauschen, doch schließlich singt Moore zu einem Gitarrenakkord „We are here to come in peace. We come here to make believe".