Peter Walz ist endlich wieder in der 2. Handball-Bundesliga. Am liebsten wäre der 26-jährige Kreisläufer, Kapitän und Vorkämpfer des Drittligisten HG Saarlouis mit seinem Herzensclub aufgestiegen – doch das lässt sich nicht so schnell realisieren wie ein Leihgeschäft mit Eisenach.
Er hört sich zufrieden an: „Bei mir passt soweit alles", sagt Peter Walz und meint nicht nur die zielgenauen Zuspiele seiner neuen Mannschaftskameraden. Dem saarländischen Handballer bot sich Anfang Februar plötzlich die Chance auf eine sportliche und persönliche Weiterentwicklung. Wie im Spiel packte er beherzt zu und landete offenbar einen Volltreffer. Vom Drittligisten HG Saarlouis, für den er seit 2013 spielt, wechselte der 26-jährige zu Zweitligist ThSV Eisenach. Der Thüringer Traditionsverein musste nach dem Weggang seines Kreisläufers Kristian Beciri zu Erstligist HBW Balingen-Weilstetten und des langfristigen verletzungsbedingten Ausfalls von Justin Mürköster dringend handeln. Der kampfstarke Peter Walz soll es nun richten und dem jungen Team mit seiner Erfahrung helfen, frühestmöglich den Klassenverbleib zu sichern. Eisenach tummelt sich zwar im tabellarischen Mittelfeld und hatte zur Zeit von Walz’ Wechsel sechs Punkte Vorsprung auf die Abstiegszone, aber die Vereine dahinter hatten bis dato bis zu vier Spiele weniger absolviert.
Peter Walz freut sich jedenfalls. Hat er sich nach eigenem Bekunden doch einem „geilen Verein" angeschlossen. „Ich wollte immer mal sehen, wie es in einem anderen Club so ist", sagt er. Dabei kennt man sich aus zahlreichen Zweitliga-Duellen in den vergangenen Jahren. Einer Vermittlung, beispielsweise durch die lebende HG-Legende und früheren ThSV-Profi Danijel Grgic, bedurfte es nicht. Der Verein wusste ganz genau, wen sie wollten: Den Kreisläufer des Tabellenführers der 3. Liga Mitte, der mit 30 Treffern in fünf Spielen auch noch der beste Torjäger der Liga ist. Auch in Eisenach war die Vorfreude groß. „ThSV Eisenach verpflichtet Kreisspieler besonderen Typs" titelte der Verein auf seiner Internetseite und freut sich seither über „ganz viel Power", die der Kapitän und „emotionale Anführer" der HG Saarlouis mitbringt. Der Sportliche Leiter des ThSV, Maik Nowak, schwärmt gar von der „Ringer- und Bereitschaftspolizist-Mentalität" des Kreisläufers.
„Ich wurde freitags vom Verein angerufen und gefragt, ob ich mir den Wechsel vorstellen könnte. Daraufhin habe ich mich direkt mit meinem Arbeitgeber in Verbindung gesetzt und mich erkundigt, ob und wie das verwirklichbar wäre", sagt Bereitschaftspolizist Walz. Nach nur zwei gemeinsamen Trainingseinheiten sollte er sich bis dienstagabends entscheiden, ob er das Leih-Angebot annimmt oder nicht. Raum für Zweifel bot die kurze Bedenkzeit allerdings nicht. „Die Wechselfrist rückte näher, und freitags stand schon das nächste Ligaspiel auf dem Programm, bei dem mich der ThSV gern einsetzen wollte", berichtet Walz, der schließlich zusagte: „Ich habe ja immer offensiv kundgetan, dass ich wieder 2. Bundesliga spielen wollte. Als sich mir dann plötzlich diese Chance bot und es auch beruflich passte, wollte ich sie mir natürlich nicht entgehen lassen." Zumal Anfang Februar nicht klar war, ob die 3. Liga angesichts des Infektionsgeschehens in der Corona-Pandemie überhaupt weitergeführt wird. Um seinen großen Wunsch, wieder in der 2. Handball-Bundesliga spielen zu dürfen, zu verwirklichen, opfert er seinen Jahresurlaub, den Resturlaub des Vorjahres und die angehäuften Überstunden.
Abstiegskampf in Eisenach eine neue Erfahrung
„Das Schönste wäre für mich aber immer noch, mit der HG Saarlouis in die 2. Liga aufzusteigen", gibt Peter Walz zu, der schon zwischen 2013 und 2018 mit der HG in der 2. Bundesliga spielte. Doch der Verein hatte ihm schon vor seiner Entscheidung pro Eisenach „nicht gerade das Zeichen gegeben, dass sie unbedingt an der Aufstiegsrunde teilnehmen wollten", erzählt Walz und stellt klar: „Wäre dem so gewesen, wäre ich nicht gewechselt. Aber so kam es leider nicht." Letztlich hat die HG ihr Team tatsächlich nicht zur Aufstiegsrunde zur 2. Bundesliga angemeldet. Rückblickend vielleicht nicht die schlechteste Entscheidung: „Ich glaube schon, dass für uns etwas drin gewesen wäre. Ich weiß aber auch aus sicherer Quelle, dass andere Drittligisten schon seit Januar wieder vollumfänglich in der Halle trainieren und dadurch einen großen Vorteil gehabt hätten", berichtet Walz. Außerdem erfährt er gerade am eigenen Leib, wie groß der Unterschied zwischen 3. und 2. Liga wirklich ist. „Körperlich und spielerisch ist das schon eine andere Welt. Das sieht man ja auch am Beispiel TuS Fürstenfeldbruck", sagt er und erklärt: „Die haben die Saison 2019/2020 die 3. Liga Süd dominiert, kommen nach dem Aufstieg aber auf keinen grünen Zweig." Damit so etwas der HG Saarlouis nicht passiert, müssten „unsere großen Talente, die wir ja auch haben, erst einmal richtig in der 3. Liga ankommen. Danach kann man weiterschauen", findet er.
Einen Trainings-Vorteil wie mancher Drittligist vor der Aufstiegsrunde hatte Peter Walz bei seinem neuen Club wahrlich nicht. Im Gegenteil: „Anfangs war das für mich schon ungewohnt, weil unser letztes richtiges Spiel ja schon im Oktober 2020 war. Nach dem Kaltstart hat es aber gleich gut gepasst und macht echt Bock", fasst Walz zusammen. Und das sieht man: Mit vielen Toren hat er seinen Teil zu wichtigen Siegen gegen direkte Konkurrenten im Abstiegskampf beigetragen. „Das Team und der Trainer haben mich sehr gut aufgenommen. Es ist ein sehr junges, aber auch sehr talentiertes Team, in dem ich mit 26 zu den Älteren und auch Zweitliga-Erfahreneren gehöre", ist er sich seiner verantwortungsvollen Rolle bewusst. Außerdem ist Zweitliga-Erfahrung bei der HG Saarlouis gleichbedeutend mit Abstiegskampf-Erfahrung. „Für die meisten Spieler in Eisenach ist das neu", weiß Walz, „da kann man schon den einen oder anderen Tipp geben." Das oberste Gebot im Zweitliga-Keller lautet demnach: „Voller Fokus in jedem Training und jedem Spiel. Die Liga ist verrückt, jeder kann gegen jeden gewinnen. Klar ist aber: Wenn wir die Klasse halten und die Mannschaft so zusammenbleibt, könnte Eisenach perspektivisch eine richtig gute Rolle in der 2. Bundesliga spielen", ist Walz sicher. Ob er selbst Teil dieses Zukunftsprojektes sein kann, ist noch unklar. Der Vertrag gilt vorerst nur bis zum Saisonende. Eine darüber hinausgehende Zusammenarbeit müsste jedoch nicht nur mit der HG Saarlouis geklärt werden, bei der Walz ab 1. Juli wieder und noch bis Sommer 2022 unter Vertrag steht, sondern auch mit seinem Arbeitgeber. Es soll ja schließlich alles passen.