Bands, die sich in einer kreativen Sackgasse befinden, kann man wirklich empfehlen, „einfach mal" ein Cover-Album aufzunehmen. Die zuletzt in Ungnade gefallenen Lieblings-Leisetreter Lambchop haben sich nun mit dieser bewährten Option zurück gemeldet. „Trip" lässt die beiden letzten, missglückten Alben vergessen – und gibt Anlass zu reuelosem Jubel. Die Idee: Jedes der derzeit sechs Lambchop-Mitglieder durfte sich einen persönlichen Lieblingssong aussuchen.
So geriet die Auswahl also recht abwechslungsreich – und durchaus erstaunlich. Sound-Tüftler Matthew McCaughan erwählte „Reservations", den Abschluss-Track von Wilcos Meisterwerk „Yankee Hotel Foxtrot" von 2002. Natürlich dimmt die Nashville-Combo diese Americana-Perle noch weiter herunter – und sie dehnt sie auf 13 Minuten! Nach fünf Minuten passiert eigentlich nicht mehr viel – außer ein paar Klavier-Akkorden und elektronischen Spielereien. Hypnose? Meditation? Langeweile? Von allem etwas.
Die anderen sechs Lieder gerieten überzeugender. Ein Highlight aus dem Repertoire des Country-Barden George Jones erwählte Gitarrist Paul Niehaus: „Where Grass Don’t Grow" (geschrieben von Earl Montgomery) erhält einen fetten Bass-Puls und – wie beim Vorbild –
bezaubert eine Steel Guitar. Die Laufzeit-Verdoppelung ist auch hier Lambchops leichteste Übung – wunderbar.
Die definitive Version bleibt indes jene von Jones im Duett mit Emmylou Harris, Dolly Parton und Trisha Yearwood auf „The Bradley Barn Sessions" (1994). Aus „Shirley" von den Synthie-Poppern Mirrors entsteht eine genialisch-seltsame Pop-Adaption, welche von Kurt Wagner patentiert grandios vernuschelt wird. Stevie Wonders „Golden Lady" (von seinem 1973 erschienenen „Innervisions"-Album) bezaubert genauso wie das von den Supremes und Michael Jackson bekannte „Love Is Here And Now You’re Gone". Welch tanzbarer Soul-Kracher! Den abschließenden „Weather Blues" (von James McNew) vereinnahmt Chef Kurt Wagner mit ganz viel Herzblut. So ist „Trip" in der Tat ein genüsslicher Trip.