Der beste Freund der Ich-Erzählerin ist tot. Einst war sie seine Studentin. Der Hochschuldozent war Schriftsteller und ein großer Verführer. Die Ich-Erzählerin trauert. Ehefrau Nummer drei vererbt ihr seinen Hund: Apollo, ein Riesentier von Dogge. Hundehaltung ist in ihrem New Yorker Apartmenthaus untersagt, und die Wohnung der Schriftstellerin und Hochschuldozentin winzig. Apollo okkupiert nach seinem Einzug das Bett und trauert. Der Tierarzt rät, ihn nie lange alleine zu lassen und mit ihm zu sprechen – ein Mr. Happy Dog werde er nicht werden. Dass Hunde keine Urteile fällen und daher dem Menschen besonders liebenswert sind, war schon vorher bekannt, dennoch: Autorin Sigrid Nunez lotet die Beziehung zwischen Mensch und Tier auf amüsant-subtile Weise aus, und die Ich-Erzählerin formuliert ihren Ausweg aus dem Seelenweh: „Er muss dich vergessen und sich in mich verlieben." Wir begleiten die Hochschuldozentin bei ihren Vorbereitungen zum Creative-Writing-Kurs, für den sie Zitate sammelt, unter anderen von Philip Roth, der das Schreiben mit Baseball vergleicht: „Zwei Drittel der Zeit versagt man." und nehmen an den Diskussionen mit ihren Studenten teil.
Nunez spart Themen wie sexuelle Belästigung und auch Bestrebungen, einen kontroversen Wissenschaftsdiskurs an Universitäten zu meiden, nicht aus – die Autorin lehrt an amerikanischen Universitäten, kennt sich in diesem Biotop bestens aus.
Dass Verluste mit fortschreitendem Lebensalter zunehmend häufiger zu erleiden sind, auch diese Erfahrung darf man der 70-jährigen Sigrid Nunez zurechnen.
Mit eleganter Leichtigkeit und Lebensklugheit schreibt sie über die großen Themen des Lebens: Tod, Liebe und Freundschaft. Und: die Literatur.
Die Hausverwaltung schreibt einen Brief. Apollo muss weg. Sofort. Wie gut, dass schreiben auch zaubern heißt. So wird der Hund bleiben und der Leser mit einer Wendung – oder einer Interpretationsmöglichkeit – die nicht verraten wird, überrascht.